antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

hagalil.com
Search haGalil

Newsletter abonnieren
 
 
 

 


Zvi Yavetz:
Erinnerungen an Czernowitz
Wo Menschen und Bücher lebten

C. H. Beck Verlag 2007

Bestellen?

Erinnerungen an Czernowitz:
Wo Menschen und Bücher lebten

"Czernowitz war eine Stadt voller Minderheiten; keine von ihnen war dominant, doch alle fühlten sich irgendwie benachteiligt." Mit dieser Charakterisierung beginnt der Althistoriker Zvi Yavetz seinen autobiografisch unterlegten Ausflug in jene Kulturmetropole, die sich Ukrainer, Rumänen, Deutsche, Polen und Juden teilten.

Yavetz wurde 1925 in Czernowitz geboren und verbrachte seine Kindheit in jener Stadt, die lange als Symbol für friedliches multikulturelles Zusammenleben stand, bis der Zweite Weltkrieg und die deutsche Besatzung die daraus entstandene kulturelle Blüte zunichte machten.

Wenn auch das "Czernowitzer Deutsch" des Autors oft ein wenig holprig zu lesen ist, versteht er es sowohl die Geschichte der Stadt in den 30er und 40er Jahren anschaulich zu vermitteln, als auch seine eigene Lebensgeschichte schlicht und doch ergreifend zu erzählen.

Der Leser lernt das Alltags- und Kulturleben, Presse, sowie Kulturschaffenende und -förderer von Czernowitz kennen. Yavetz berichtet dabei nüchtern vom zunehmenden Antisemitismus in der interkulturellen Stadt, was sich sofort im Alltagsleben deutlich zeigte: "Der Sohn unseres Nachbarn, Radu Freitag, begrüßte mich nach der Gründung der Cuzistenregierung mit den Worten: "Guten Morgen, Saujude!""

In einem gesonderten Kapitel widmet sich Yavetz dem Czernowitzer Humor, im Anhang finden sich außerdem zwei Aufsätze über den Einfluss des Czernowitzer Humors auf die nicht-jüdischen Schriftsteller Georg Drozdowski und Gregor von Rezzori und die Czernowitzer Presse als Quelle zur Geschichte der Stadt.

1938 schloss sich Yavetz, der von der Auswanderung nach Palästina träumte, der zionistischen Jugendbewegung Hanoar Hazioni an. Nach der Besatzung der Bukowina durch deutsche Truppen kam Yavetz in verschiedenen Lagern und Ghettos unter. Nach dem Tod seiner Mutter, nach kurzem schweren Leiden im Czernowitzer Ghetto 1941, gelang ihm über die Türkei und Zypern die Flucht nach Palästina.

Die zionistische Jugendbewegung spielte dabei die entscheidende Rolle. Die allgemeine Lage im Dezember 1941 war verzweifelt. "Ich aber ging nicht verloren", erinnert sich Yavetz. "Wer mir dazu verhalf, waren eben die Mitglieder der Jugendbewegung "Hanoar Hazioni"; ihre Freundschaft, Liebenswürdigkeit, Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft waren grenzenlos."

Nach der Gründung des Staates Israel studierte Yavetz in Jerusalem Geschichte, Klassische Philologie und Soziologie und promovierte schließlich an der Hebräischen Universität.

Er folgte damit dem Testament seines Großvaters, der sich wünschte, sein Enkel möge bei Joseph Klausner und Martin Buber an der Hebräischen Universität studieren. Bei Buber blieb er bis zum Ende des Studiums und promovierte bei ihm in Kultursoziologie: "Seine Seminare waren immer hochinteressant, obwohl ich nicht alles verstand."

Im Anschluss lehrte Yavetz an der Universität Tel Aviv, aber auch in zahlreichen Gastprofessuren in Europa und den USA, so auch in München. Seit 1989 ist er zudem Professor am Queens College in New York. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehört unter anderem "Judenfeindschaft in der Antike".

Yavetz' "Erinnerungen an Czernowitz" sind ein wundervoller Ausflug in eine vergangene Welt, die der Autor ohne nostalgischen Kitsch wiederaufleben lässt und zugleich in den historischen Kontext stellt.

al / hagalil.com 19-07-07











 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2014 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved

ehem. IDPS (Israeli Data Presenting Services) Kirjath haJowel, Jerusalem