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Gerhard Scheit:
Suicide Attack.
Zur Kritik der politischen Gewalt

ça ira Verlag, Freiburg 2004

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Suicide Attack:
Hintergründe des Selbstmordterrors

Rezension von Karl Pfeifer

Gerhard Scheit hat gründliche Arbeit geleistet. Er untersucht auf 616 Seiten den antisemitischen Wahn, der zum Völkermord an Juden geführt hat und auch zum Selbstmordterror im Heiligen Land.

Gerhard Scheit versucht – sich auf die Frankfurter Schule stützend – mit den Mitteln der Philosophie und der Psychologie zu erklären, wieso der einzelne, der sich opfert, um möglichst viele Menschen zu töten, die zeitgemäße Form von Gemeinschaft verwirklicht. "Er opfert sich für einen realen oder imaginären Staat, vollführt in privatisierter Form, was nun einmal Sache der Volksgemeinschaft ist: Vernichtung um ihrer selbst willen – Nicht dieses Unbegreifliche ist zu begreifen, aber dessen Unbegreiflichkeit."

Scheit macht klar, dass Antizionismus seit 1967 "bald zu einer Art linken Leitkultur avancierte", weil er "die beste Möglichkeit [bot] die postnazistische Familienkonstellation zu politisieren, die Lasten der Abspaltung und Projektion, die von der Elterngeneration herrühren, auf einfache Weise loszuwerden: Israel ist Fassbinders reicher Jude als Staat betrachtet; und die Araber sind die nach Liebe, nach der "Zärtlichkeit der Völker" sich sehnenden Opfer, die nur auf Kälte und Grausamkeit stoßen: ideales Identifikationsobjekt. Die Gleichsetzung der Israelis mit den Nazis erlaubte schließlich im unmittelbar Politischen, was die Phantasmagorie des "reichen Juden" im Psychischen zu leisten vermochte: Entlastung der Eltern. Antiimperialismus als eigentliche Vergangenheitsbewältigung."

Sehr früh hat dies einer der bedeutendsten Denker der Frankfurter Schule schon gesehen: "Die Gefahr des Umschlags der Studentenbewegung in Faschismus", so Adorno kurz vor seinem Tod an Herbert Marcuse, "nehme ich viel schwerer als Du. Nachdem man in Frankfurt den israelischen Botschafter niedergebrüllt hat, hilft die Versicherung, das sei nicht aus Antisemitismus geschehen [...]nicht das mindeste [...] Du müßtest nur einmal in die manisch erstarrten Augen derer sehen, die, womöglich unter Berufung auf uns selbst, ihre Wut gegen uns kehren."

Im Buch findet auch eine Auseinandersetzung mit dem Säulenheiligen der Antiimperialisten, mit Edward Said statt, der seine Biographie schamlos gefälscht hatte. Said bezeichnete das Friedensabkommen von Oslo als "ein palästinensisches Versailles". Scheit kommentiert: "Hier tut sich ein Abgrund auf, Versailles ist in Deutschland immer die wahre Ursache gewesen. Den von den Siegern des Ersten Weltkriegs diktierten Friedensvertrag rückt man in den Mittelpunkt, um Deutschland zu entlasten und den Nationalsozialismus verständlich zu machen."

Wenn ihn nun Said mit dem Osloer Friedensvertrag assoziiert, spricht der christlich erzogene arabische Intellektuelle, der sich von der Holocaustleugnung zu distanzieren wusste, und die Selbstmordattentate verurteilte, "wie in einer Fehlleistung aus, welche vergangenen Verbrechen der Deutschen er den arabischen Staaten und islamistischen Rackets in Zukunft zutraut – um sie vorwegnehmend im selben Atemzug auch schon zu rechtfertigen. Es ist das zugleich eine Drohung, die vom Wesen der Selbstmord-Attentate mehr verrät als alle Koran-Zitate, die jemals dafür in Anspruch genommen wurden."

Vladimir Jankélevitch, konstatierte schon 1971 Antizionismus sei, "die Erlaubnis und sogar das Recht, ja selbst die Pflicht, im Namen der Demokratie Antisemit zu sein! Der Antizionismus ist der gerechtfertigte, schließlich jedermann verständlich gemachte Antisemitismus." Gerhard Scheit kommentiert: "Dieser Antisemitismus wird politisch verständlich gemacht, nicht biologistisch oder religiös. Wie einmal die Rede von der Rasse Befreiungsschlag für alle Antisemiten war, die dadurch sich bedroht fühlten, daß sie die christliche Religion nicht mehr deutlich genug von den Juden unterschied, Juden und Nichtjuden Staatsbürger derselben Nation werden sollten, so wirkt heute der Name des jüdischen Staates für alle befreiend, die den Juden Auschwitz noch nie verzeihen konnten und trotzdem Demokraten geworden sind."

Solches auszusprechen, macht den Autor nicht zum Liebling der "Antizionisten", die ja im Gegensatz zu den Antisemiten der Volksgemeinschaft ihren Antisemitismus heftig abstreiten, und dabei auch nie vergessen sich auf ihre eigene jüdische Abstammung beziehungsweise auf ihre besten jüdischen Freunde sowie auf israelische und/oder jüdischen Kronzeugen zu berufen.

Wer dieses Buch unvoreingenommen liest, wird daraus viel lernen. Denn Scheit hat versucht, das was uns unerklärbar erscheint, zu erklären. Es lohnt sich mit seinem Werk auseinander zu setzen.

hagalil.com 09-05-05











 

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