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Samuel Salzborn:
Ethnisierung der Politik
Theorie und Geschichte des Volksgruppenrechts in Europa

Campus Verlag 2005
Euro 39,90

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Ethnisierung der Politik:
Theorie und Geschichte des Volksgruppenrechts in Europa

Rezension von Karl Pfeifer

Das vorliegende Buch ist die für die Veröffentlichung überarbeitete Dissertation "Volksgruppenrecht, Antiuniversalismus und die Renaissance der Ethnopolitik" von Samuel Salzborn, der Lehrbeauftragter an der Universität Gießen ist. Es geht in diesem Buch nicht um "trockene" Theorien sondern um blutige Geschichte, die leider auch nach 1945 nicht aufhörte.

Das Konzept des Volksgruppenrechts wurde bereits in der Weimarer Republik aus dem Spektrum der Konservativen Revolution entwickelt und war theoretisch gegen das Gleichheitspostulat der Aufklärung sowie praktisch gegen die europäische Ordnung nach Ende des Ersten Weltkriegs gerichtet.

"Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus erlebte die Theorie des Volksgruppenrechts einen rasanten politischen Bedeutungszuwachs, da die Leitlinien der nationalsozialistischen Außenpolitik in den Jahren bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs von den Prinzipien des Volksgruppenrechts geprägt waren." Während des Zweiten Weltkriegs wurde eher die Rassentheorie betont und nach der Niederschlagung des NS-Regimes durch die Alliierten, schien es so, als ob die Volksgruppentheorie am Ende sei.

Bald begann der kalte Krieg und eine Wiedergeburt der Volksgruppentheorie, oft genug durch kompromittierte Wissenschaftler, die es zu einer Meisterschaft bei der Vertuschung der eigenen Vergangenheit und der Verschleierung des antidemokratischen und antiindividuellen Kerns des Volksgruppenrechts brachten. Salzborn stellt klar, welchen Beitrag die Volksgruppentheoretiker zur Konfliktschürung leisteten und leisten, beispielsweise im ehemaligen Jugoslawien.

"Anstelle eines ausschließlich auf das Individuum ausgerichteten Schutzes vor Diskriminierung und einer entsprechenden (bildungs-)politischen Praxis der Integrationsförderung zielt das kollektiv ausgerichtete Volksgruppenrecht aber auf die Anerkennung, Sicherung und Förderung der Ethnizität der Minderheiten als Gruppen", wobei die ethnische Identität in dieser Vorstellung als das den Menschen konstituierende Moment angesehen wird.

Salzborn kommt zum Schluss, "eine nicht-völkische Menschendefinition wäre sicher nicht die schlechteste Voraussetzung für eine antivölkisch ausgerichtete Minderheitenintegration. Und damit auch zur Überwindung der von den Volksgruppentheoretiker/innen für den europäischen Kontinent erstrebten Ordnung der Ungleichheit."

In verschiedenen Ländern Osteuropas befinden sich wieder Nationalisten im Vormarsch, die versuchen die reaktionärsten Traditionen wiederzubeleben und oft scheint es so, als ob es ihren demokratischen, liberalen Gegnern das Wort verschlagen würde, wenn sie mit völkischen Schlagwörtern konfrontiert werden. Dieses Buch könnte ihnen helfen die völkische Regression zu bremsen.

Samuel Salzborn hat ein wichtiges Buch geschrieben, in dem er mit großer Klarheit den Unterschied zwischen liberal-demokratischen Minderheitenschutz und völkisch-nationalen Volksgruppenkonzept, das schon so viel Unglück in Europa verursacht hat, aufzeigt. Er brachte es fertig, Theorie und Geschichte des Volksgruppenrechts in Europa sowohl allgemeinverständlich und spannend als auch wissenschaftlich darzustellen.

hagalil.com 29-09-05











 

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