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Laura Lippman:
Butchers Hill
Rotbuch Verlag 2005
Euro 19,90

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Ethnokrimi:
Butchers Hill

Von Julia Anspach

"Butchers Hill", erschienen bei Rotbuch in der Krimireihe der Journalistin und späteren Ermittlerin Tess Monaghan, liegt die wahre Geschichte eines Mannes zugrunde, der einen unschuldigen Jungen erschoss. Bei Rotbuch erschienen außerdem "Baltimore Blues" (Tess Monaghans erster Fall), "Charm City" (der zweite Fall) und "In einer seltsamen Stadt" (der sechste Fall).

Tess Monaghan ermittelt in ihrem dritten Fall: Die ehemalige Reporterin hat inzwischen ihr eigenes Büro als Privatdetektivin eröffnet. Es liegt in Butchers Hill, einer weniger feinen Wohngegend in Baltimore. Sie erwartet ihren ersten Kunden, bei dem es sich um den berühmt-berüchtigten Luther Beale handelt, den sogenannten Schlächter von Butchers Hill. Fünf Jahre zuvor erschoss er einen Jungen, als der mit seinen Pflegegeschwistern nachts Autos aufbrach und Radios stahl. Nach einer vierjährigen Haft wurde Luther Beale nun entlassen und will die übrigen Kinder finden, die in jener Nacht an der Tat beteiligt waren, um sie finanziell zu entschädigen. Er beauftragt Tess Monaghan, die Kinder zu suchen.

Gegen die Warnung eines Freundes nimmt Tess den Auftrag an und hat sich kaum auf die Suche begeben, als das erste der Kinder ermordet wird. Unter Verdacht steht erneut Luther Beale. Doch Tess glaubt an seine Unschuld.

Fast zur gleichen Zeit taucht eine Frau in Tess' Büro auf, die nur wenige Jahre älter ist als Tess selbst. Sie erteilt ihr den Auftrag, ihre Tochter zu finden, die sie nach der Geburt zur Adoption freigab. Bei den Ermittlungen stößt Tess bald auf wohlgehütete Geheimnisse ihrer eigenen Familie.

Beide Aufträge ermöglichen Tess Monaghan einen Einblick in das amerikanische Sozialsystem, das sich als problematisch erweist. Kinder leben auf der Straße, stehlen oder sind drogenabhängig, Eltern vernachlässigen ihre Kinder und werden vom Staat ignoriert, Pflegeeltern sind überfordert und andere Menschen nehmen zahlreiche Kinder in Pflege, um den staatlichen Zuschuss für Pflegekinder zu erhalten, vernachlässigen jedoch ihre erzieherischen Aufgaben. Auch das Adoptionssystem beinhaltet kritikwürdige Aspekte.

Während die Ermittlungen eher gemächlich beginnen, gewinnen sie im Verlauf der Handlung an Tempo. Parallel nehmen die privaten Konflikte der Ermittlerin zu und damit wächst die Spannung.

Insgesamt handelt es sich bei "Butchers Hill" um ein unterhaltsames und lohnenswertes Buch. Die letzten Seiten allerdings sind ein wenig fragwürdig: War so viel Kitsch wirklich notwendig? Hier werden die Grenzen zum Dreigroschenroman berührt, in Teilen überschritten. Vielleicht hätte die Autorin sie sich sparen können; das Happy End wäre ohne Kitsch auch noch glücklich genug gewesen. Die übrige Erzählung hingegen ist spannend, humorvoll, kurzweilig und überwiegt positiv das unpassende Ende.

Der Krimi "Butchers Hill" wird unter das Subgenre der Ethnokrimis gefasst. Die Protagonistin Tess Monaghan entstammt nämlich einer jüdisch-irischen Familie. Im Verlauf der Handlung wird sie hin und wieder mit Stereotypen und Vorurteilen konfrontiert. Trotzdem wirkt die Behandlung des Themas nicht bedrückend oder schwerfällig. Im Gegenteil kommt die Tatsache, dass die Protagonistin eine Jüdin ist, nur am Rande und sehr dezent zur Sprache. Mit Stereotypen wird auf eine leichte, lockere und humorvolle Art gespielt.

Dialoge über Bagel, Leber, Krebse und die unterschiedlichsten Nahrungsmittel, koschere und unkoschere, sowie Essgewohnheiten sind verflochten mit kleinen aufklärenden Details über das Judentum, die beiläufig eingeworfen sind und unaufdringlich wirken.

Die Autorin Laura Lippman gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Krimiautorinnen der USA. Sie wurde 1959 in Atlanta, Georgia, geboren und verlebte einen großen Teil ihrer Kindheit und Jugend in Baltimore, Maryland. Nachdem sie für verschiedene amerikanische Zeitungen, zuletzt für "The Baltimore Sun" schrieb, lebt sie heute als freie Schriftstellerin in Baltimore. Für "Butchers Hill" erhielt sie 1998 den "Agatha Award" in der Kategorie "Best Novel" und im gleichen Jahr den "Anthony Award" für "Best Paperback Original".

hagalil.com 27-08-05











 

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