Jüdischer Almanach:
Sprachen
"Sprachen" ist sicher eines der vielfältigsten Themen jüdischer
Geschichte und Kultur. Nachdem das Hebräische zwei Jahrtausende fast
ausschließlich als Schrift- und Sakralsprache gebraucht wurde, entwickelte
sich jüdisches Leben in den unterschiedlichsten Sprachräumen. Der Jüdische
Almanach 2007 gibt einen Einblick in jenes "Neben-, Mit- und Gegeneinander"
der Sprachen der Juden.
Ein wenig schade ist, dass der Schwerpunkt auf dem Verhältnis zum
Deutschen liegt, sei es in Naama Sheffis Beitrag über "Juden und Israelis
und ihr Verhältnis zur deutschen Sprache", Michael Daks "Deutsch und
Hebräisch - Die Geschichte einer Haßliebe", Anne Bettens Beitrag über die
"Sprachinsel der Jeckes" oder Anne Birkenhauers Einblicke in die Arbeit
einer Übersetzerin, in diesem Falle von Aharon Appelfeld ins Deutsche.
Schade nur deswegen, weil dieser Schwerpunkt, der sich für ein deutsches
Publikum logischerweise ergibt, andere spannende Themen notwendigerweise
verdrängt.
Besonders unterhaltsame Ausflüge ins heutige Hebräisch geben Naomi Bubis,
die sich dem Slang widmet, sowie Ben Segenreich, der zahlreiche Beispiele
deutscher Begriffe im Hebräischen auflistet. Auch Ktzia Alon und Dalya
Marcovitc widmen sich in ihrem Beitrag der Umgangssprache, nämlich dem
"aschdodisch" und stellen einen Gedichtband von Sami Schalom Chetrit vor.
Ein Beitrag von Benjamin Harshav darf natürlich in so einem Band nicht
fehlen und so findet der Leser eine gelungene Einführung in das "Wunder der
Erneuerung des Hebräischen".
Ester Golan, Gila Lustiger und Hellmut Stern gehen in autobiografischen
Beiträgen rund um das Thema Sprache auf die Probleme ein, denen sich jene
gegenüber sehen, die gewollt oder ungewollt in einer neuen Heimat mit einer
neuen Sprache zurechtfinden müssen.
Enttäuschend bleibt der Beitrag von Benny Mer unter dem Titel "Keine
Sorge, die Sprache ist tot - Zum Gerücht über die Auferstehung des
Jiddischen", der über die üblichen Verdächtigen und Phrasen nicht
hinauskommt und somit die Gelegenheit verpasst, auf viele zündende
Initiativen hinzuweisen, die sich mit dem Jiddischen beschäftigen.
Von einem ganz anderen Versuch der Wiederbelebung berichtet Karen Sarhon
in ihrem Beitrag über "Ladino in Istanbul". Einen würdigen Abschluss des
Bandes bildet Ulrich Lins Ausflug zu jenem Mann, der eine Universalsprache
erschaffen wollte: "Esperanto oder das Dilemma des Dr. Zamenhof".
Wie immer ist der Almanach mit themenbezogenen Fotos illustriert, die in
diesem Jahr von Dinu Mendrea aus dem heutigen Israel stammen.
al / hagalil.com
08-01-08 |