Die neuen Fernsehtipps

0
119

Vom 01. bis 15. Oktober 2015…

Do, 1. Okt · 00:25-01:10 · ZDFkultur
Die Nonne und Herr Jilg (2/3)

Die Dominikanerin Schwester Jordana und ZDFkultur-Moderator Rainer Maria Jilg begeben sich auf eine Reise nach Jerusalem. 2000 Kilometer auf der Route des 1. Kreuzzuges durch die Türkei, denLibanon, die palästinensischen Autonomiegebiete und Israel. Mit dem Hund des Herrn am Rückspiegel und einem blasphemisch dazwischenfunkenden Kofferradio auf dem Schoß. Zahlreiche Begegnungen, schöne und traurige Erlebnisse sowie ein Erdbeertörtchen bieten Anlass, sich mit dem Glauben an Gott auseinanderzusetzen, mit der Bedeutung der Religion und der Frage, ob es nicht Zeit wäre für ein Allerneuestes Testament. Teil 2 – Libanon Beirut: christliche und muslimische Viertel, Ruinen und Prachtbauten, Falafel und Hamburger. Und mittendrin eine deutsche Dominikanerin und ein Fernsehmoderator. Schwester Jordana und Rainer Maria Jilg reden mit dem Musiker Zeid Hamdan über Sex, Gott und Rock ’n‘ Roll. Danach geht es weiter in den Süden des Landes, wo die Spuren des letzten Krieges von 2006 noch allgegenwärtig sind. Hier betreibt die Hisbollah eine Touristenattraktion, lädt zum Kaffee und hat (fast) alle Menschen lieb. In der Bekaa-Ebene lernen Schwester Jordana und Rainer Maria, dass die Riesterrente nicht der Weisheit letzter Schluss ist, und warum die Bundeswehr auf deutschen Autobahnen auch Check-Points einrichten sollte. Zum Ende besuchen sie einen traurigen Vergnügungspark, dessen Betreiber noch einiges von der Hisbollah lernen könnten.

Do, 1. Okt · 01:10-01:50 · ZDFkultur
Die Nonne und Herr Jilg (3/3)

Die Dominikanerin Schwester Jordana und Moderator Rainer Maria Jilg begeben sich auf eine Reise nach Jerusalem. 2000 Kilometer auf der Route des Ersten Kreuzzuges durch die Türkei, den Libanon, die palästinensischen Autonomiegebiete und Israel. Zahlreiche Begegnungen, schöne und traurige Erlebnisse sowie ein Erdbeertörtchen bieten Anlass, sich mit dem Glauben an Gott auseinanderzusetzen, mit der Bedeutung der Religion und der Frage, ob es nicht Zeit wäre für ein Allerneuestes Testament. Im letzten Teil der dreiteiligen Reihe „Die Nonne und Herr Jilg“ geht es nach Jerusalem – in die Heilige Stadt und ins Epizentrum der Buchreligionen. Jerusalem ist so heilig, dass es eine eigene Geisteskrankheit hervorgebracht hat, das Jerusalemsyndrom.

Do, 1. Okt · 02:55-04:50 · 3sat
J’accuse – Ich klage an (1/2)

Klassiker des pazifistischen Films. Das zweiteilige Werk entstand 1918 noch auf den Schlachtfeldern bei Verdun und führt in eindrucksvollen Bildern die Agonie des Krieges vor Augen. Der Film war stark zensiert worden. Dank einer aufwändigen Restaurierung liegt er nun in einer fast vollständigen Fassung vor, untermalt von einer Film-Symphonie für großes Orchester und virtuellen Chor. Die Geschichte beginnt in einem kleinen Dorf im Süden Frankreichs kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Zwei Männer rivalisieren um die Liebe einer Frau: der Schriftsteller Jean Diaz und François Laurin, ein aggressiver Charakter. An seiner Seite die unglückliche Edith, die Jean Diaz liebt, aber von ihrem Vater zur Ehe mit François Laurin gedrängt wurde. Als der Krieg ausbricht und François eingezogen wird, schickt er seine Frau zu seinen Eltern nach Lothringen. Die beiden Männer treffen sich an der Front wieder, Jean Diaz als Offizier, François als einfacher Soldat. Ihre private Rivalität wird an der Front zum Problem für die Truppe. Nachdem Jean eine gefährliche Mission für François übernommen und damit dessen Leben gerettet hat, werden die beiden zu engen Freunden. Nach vier Jahren ist Jean krank und wird vorzeitig entlassen. Er kehrt ins Dorf zurück, als seine Mutter stirbt. Edith kommt in derselben Nacht zurück. Sie wurde Opfer einer Vergewaltigung durch deutsche Soldaten und hat nun ein dreijähriges Kind, Angèle. Wie soll sie deren Existenz François erklären, der auch von der Front kommt und Jean in Verdacht hat, Vater des Kindes zu sein? Als François die Wahrheit erfährt, bedroht er Angèle. Jean löst die Situation, indem er François anbietet, gemeinsam an die Front zurückzukehren und das Unrecht an Edith zu rächen. So wie Emile Zola 1898 in einem offenen Brief mit dem Titel „J’accuse …!“ für den jüdischen Offizier Dreyfus Partei ergriff und das Fehlurteil der französischen Militärjustiz gegen Dreyfus bloßstellte, so ist auch dieser 1918 entstandene Film ein Fanal der öffentlichen Anklage. Abel Gance (1889-1981) war zu Beginn des Ersten Weltkriegs schon ein aufstrebender Filmregisseur. Zeitweise war er in der Filmabteilung der französischen Armee und wurde wegen Tuberkolose vorzeitig entlassen. Ein unmittelbarer Impuls zu „J’accuse“ war der Antikriegsroman „Le feu“ von Henri Barbusse (1916). Die Dreharbeiten begannen im August 1918, teilweise auf realen Schlachtfeldern wie dem von Saint-Mihiel, wo die US-amerikanische Armee kämpfte und die Gance Dreharbeiten erlaubte, ohne zu wissen, dass er einen Film gegen den Krieg im Sinn hatte. Diese Authentizität begründete den internationalen Erfolg des Films, insbesondere der „Marsch der Toten“, wofür Gance Soldaten einsetzte, die in Verdun gekämpft hatten und die nach den Dreharbeiten im September 1918 wieder an die Front mussten. Den zweiten Teil von „J’accuse – Ich klage an“ zeigt 3sat im Anschluss um 3.50 Uhr.

Do, 1. Okt · 03:15-04:55 · Das Erste (ARD)
Two Lovers

Das große Los in der Liebe hat Leonard (Joaquin Phoenix) nicht gezogen. Kurz vor der Hochzeit ist ihm die Braut davongelaufen, worauf der depressive Mittdreißiger einige Selbstmordversuche verübte und seither wieder bei den Eltern lebt. Das behütete Dasein in dieser jüdischen New Yorker Mittelschicht erweist sich für den Gelegenheitsfotografen als tristes Gefängnis. Die überbesorgte Mutter (Isabella Rossellini) beobachtet ihn auf Schritt und Tritt, sein Vater (Moni Moshonov) sieht in ihm nur den kommenden Geschäftsführer seiner kleinen chemischen Reinigung. Ihm zuliebe lässt Leonard sich auf die attraktive, aber etwas biedere Sandra (Vinessa Shaw) ein, die Tochter eines Geschäftsfreundes der Eltern. Ausgerechnet jetzt läuft ihm die neue Nachbarin Michelle (Gwyneth Paltrow) über den Weg, und die ist ein ganz anderes Kaliber. Die ebenso unkomplizierte wie attraktive Blondine verdreht ihm sofort den Kopf, zum ersten Mal seit Langem sieht Leonard die Welt wieder in hellem Glanz. Das Problem ist nur: Die drogenabhängige Sekretärin empfindet für ihn nur geschwisterliche Gefühle. Immer wieder weint sie sich an seiner Schulter aus, denn sie steckt in einer unglücklichen Beziehung mit dem verheirateten Anwalt Ronald (Elias Koteas). Der unterhält sie zwar als Geliebte, lässt sie aber in schwierigen Situationen regelmäßig im Stich. Irgendwann hat Michelle davon genug und erwägt die Trennung. Leonard macht sich große Hoffnungen. Seit „The Yards – Im Hinterhof der Macht“ und „Helden der Nacht“ gilt der aus dem New Yorker Stadtteil Queens stammende James Gray als renommierter Independentfilmer. Mit „Two Lovers“ erzählt er eine bittersüße Liebesgeschichte aus der jüdischen Mittelschicht seiner Heimatstadt. Gray widmet sich dabei feinfühlig der inneren Zerrissenheit eines Mannes, der zwischen der vagen Aussicht auf die Frau seiner Träume und einer sicheren Zukunft mit einem biederen Mädchen schwankt. Mit Bravour leuchtet Hauptdarsteller Joaquin Phoenix das Seelenleben dieses sympathischen, aber gebrochenen Leisetreters aus, der frühzeitig auf die Midlife-Crisis zusteuert, zu neuem Leben erwacht und sich schließlich mit einem Happy End zweiter Klasse begnügt. Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow, das Objekt seiner Begierde, und Vinessa Shaw als unverwüstliches Mauerblümchen spielen zwei gegensätzliche Frauentypen: Die eine kommt sich in ihrem eigenen Leben verloren vor, die andere möchte für ihn da sein; die eine begehrt er, die andere mag er sehr. Es ist nicht einfach in der Liebe.

Sa, 3. Okt · 03:00-04:30 · ZDF
Augenblicke der Zärtlichkeit

Auf einer Zugfahrt in Israel lernen sich die Pariserin Anne und die Israelin Yola kennen. Doch ihre neue Freundschaft wird durch die Beziehung Yolas zu ihrem Freund in Frage gestellt. Fünf Jahre später kommt es zu einer Neuauflage der ersten Begegnung unter veränderten Voraussetzungen. Anne besucht Yola in Israel – beide sind inzwischen verheiratet, Anne hat ein Kind: Alles ist anders als zu Beginn ihrer Beziehung. Damals führte Yola Anne durch Jerusalem, obwohl sie eigentlich an einem Buch arbeiten wollte. Als am Tag darauf Yolas Freund Avi (Assaf Dayan) in Jerusalem eintraf, wurde aus dem freundschaftlichen Duo eine „Dreierbande“, die gemeinsam durch die Nacht zog. Doch schon bald meldete sich die Eifersucht, und Yola musste sich entscheiden: Um Avi nicht zu verlieren, fuhr sie mit ihrem Freund nach Tel Aviv zurück. Fünf Jahre später scheint sich dieselbe Situation zu wiederholen, denn die Gefühle sind dieselben geblieben. In ihrem Debütfilm „Augenblicke der Zärtlichkeit“, der in den bundesdeutschen Kinos unter dem Titel „Moments“ lief, erzählt die israelische Schauspielerin und Regisseurin Michal Bat-Adam die Geschichte einer intensiven Freundschaft zwischen zwei Frauen, die trotz Heirat und großer räumlicher Distanz über Jahre hinweg erhält weiterlebt. Die Rolle der Israelin spielt die Regisseurin Michal Bat-Adam, männlicher Hauptdarsteller ist Assaf Dayan, der Sohn des ehemaligen israelischen Außenministers Moshe Dayan. Die Geschichte dieser außergewöhnlichen Frauen-Freundschaft wurde 1979 beim Filmfestival von Cannes von der Kritik gefeiert.

So, 4. Okt · 11:45-12:45 · 3sat
Countdown zu einem Tabubruch

Nach 70 Jahren, ab 1. Januar 2016, läuft der Urheberschutz für Adolf Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“ aus. Dann darf das Werk wieder veröffentlich werden. Ein seltsamer Wettlauf beginnt. Über das Urheberrecht verfügt der bayerische Finanzminister Markus Söder. Der bayerische Landtag beauftragt das Institut für Zeitgeschichte mit einer wissenschaftlich bearbeiteten Ausgabe. Das Werk soll vor Fristablauf erscheinen. Dann macht Söder einen Rückzieher. Das kommt plötzlich und für alle Beteiligten völlig unerwartet. Der bayerische Ministerpräsident warnt das Institut, weiter an dem Buch zu arbeiten. Aber genau das tun die Historiker – sie setzen ihre Arbeit fort. Der Film berichtet über den Streit um Seehofers Rückzieher, den Wettlauf des ehemals staatlich finanzierten „Mein Kampf“-Projekts mit rechtsradikalen Verlagen und folgt den Spuren der Kampfschrift bis in die Wohnzimmerregale. Außerdem zeigt er, wie Überlebende des Naziregimes und die Menschen in Israel auf die Wiederverbreitung reagieren und dass trotz aller Diskussionen in Deutschland längst mit „Mein Kampf“ Geld verdient wird.

So, 4. Okt · 14:20-15:50 · Einsfestival
Max Raabe in Israel – Heute Nacht oder nie

Im Herbst 2010 sind Max Raabe und das Palast Orchester mit ihrem Programm „Heute Nacht oder nie“ zu einer ganz besonderen Konzerttournee aufgebrochen: Sie sind in Israel aufgetreten. Einerseits vor einem jungen Publikum, das die deutschen Lieder von damals erstmals live hören konnte, andererseits vor einer Zuhörerschaft, die sich an diese Musik erinnern konnte und sie in Kinder- oder Jugendtagen in Deutschland gehört hatte. Fast alle Textdichter waren jüdischer Herkunft, viele von ihnen wurden vom Nazi-Regime ermordet, einigen wenigen gelang die Flucht über Österreich und Frankreich in die USA. In den Liedern und Schlagern dieser Künstler verdichtet sich das Lebensgefühl einer Zeit. Max Raabes Kunst besteht darin, Denken und Fühlen in seiner ganzen Vielschichtigkeit zum Klingen zu bringen: Zwischen Melancholie und Ironie, Rebellion und Resignation, Elegie und Komik liegen oft nur ein halber Takt und ein einziges Wort. Bei ihm klingen die 80 Jahre alten Lieder nicht nostalgisch und fern, sondern ganz nah und modern. Für Max Raabe und sein seit rund 25 Jahren bestehendes Palastorchester waren die Auftritte in Israel eine Premiere. Dass diese Tournee mit deutschen Liedern aus den 20er Jahren ein Politikum war, machte für die Musiker einerseits den Reiz aus, war Herausforderung, Geschenk und Chance der Konzertreise. Andererseits war man sich der menschlichen und auch politischen Dimension, die ein Auftritt mit gerade diesem Repertoire in Israel und vor einem israelisch-jüdischen Publikum hatte, voll und ganz bewusst. Der Film zeigt, wie Max Raabe in Israel empfangen wurde und welches Echo er auf sein Konzertprogramm bekommen hat. Wir erzählen die Geschichten von Konzertbesuchern, die aus Deutschland geflohen, vertrieben und nicht mehr bereit waren, sich ihrer ursprünglichen Heimat anzunähern. Erst die Lieder aus den 20er Jahren, aus der Zeit ihrer Kindheit und Jugend machten es ihnen möglich, sich wieder mit diesem Abschnitt ihrer Biographie zu befassen, der über Jahrzehnte hinweg nur mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden gewesen war. Es kam zu Begegnungen, die für beide Seiten zutiefst bewegend waren.

So, 4. Okt · 17:30-18:15 · ZDFneo
Terra X – Unterwegs in der Weltgeschichte – mit Hape Kerkeling, 1. Der große Aufbruch

In der ersten Folge der Reihe ist Hape Kerkeling auf der spannenden Suche nach den Geheimnissen der uralten Kulturen, von denen die Menschheitsgeschichte für immer geprägt wurde. Er reist zu den Pyramiden in Ägypten, segelt auf dem Nil und taucht ein in die reiche Welt des ägyptischen Jenseits. Er findet dabei auch ein altes Rezept zum Bierbrauen – in Keilschrift. Die Erfindung der Schrift gilt als kultureller Urknall der Menschheit. Ein anderer Meilenstein war der Monotheismus. Er hat seinen Ursprung bei den Juden, im Alten Testament. Hape Kerkeling nimmt die Zuschauer mit nach Israel. Der Glaube an einen Gott ist – fast parallel – auf verschiedenen Erdteilen entstanden. 560 Jahre vor Christus wurde Siddartha Gautama, der sich später Buddha nannte, geboren. Bei den alten Griechen glaubte man noch an viele Götter. Ihre ganze Kultur war darauf aufgebaut – und wohl kein anderes Volk hat das Abendland so tief geprägt. Hape Kerkeling taucht ein in die faszinierende Sagenwelt der Griechen und erlebt, wie die Demokratie erfunden wird. Und er trifft den Kolumbus der Antike: Alexander den Großen. Noch nie war ein Mensch aus Europa so weit nach Osten gekommen. Mit seinen Truppen wollte er immer weiter, um jeden Preis. Und dieser Geist war entscheidend für alles, was die Menschen auf ihrem Weg durch die Geschichte erreicht haben. Ein anderes Riesenreich entstand damals weiter östlich. Es ist nach seinem ersten Kaiser Qin Shi Huangdi benannt: China. Der erste Kaiser einte das Reich. Die große Mauer, die er baute, schützte das neue Reich vor den Nomadenstämmen aus dem Norden – mehr als 1000 Jahre lang. Hape Kerkeling will wissen, wer der erste chinesische Kaiser wirklich war und wie er es schaffte, sein Riesenreich zu regieren. Dazu schlüpft er in die Rolle des Herrschers – so wie er in dieser Folge auch den Pharao Echnaton, den griechischen Helden Odysseus und Alexander den Großen für einige Augenblicke verkörpert. Damit sind „Hapes Helden“ als festes Element der Reihe etabliert.

So, 4. Okt · 23:45-00:15 · ARD-alpha
Widerstand im Untergrund – Die Kanalisation von Warschau

Der Warschauer Aufstand der Polnischen Heimatarmee gegen die deutschen Truppen im besetzten Warschau ab 1. August 1944 stellte die größte einzelne bewaffnete Erhebung im besetzten Europa während des Zweiten Weltkrieges dar. Die Widerständler kämpften 63 Tage gegen die deutschen Besatzungstruppen, bevor sie angesichts der aussichtslosen Situation kapitulierten. Die deutschen Truppen begingen Massenmorde unter der Zivilbevölkerung, und die Stadt wurde nach dem Aufstand fast vollständig zerstört. Der Warschauer Aufstand der Polnischen Heimatarmee gegen die deutschen Truppen im besetzten Warschau ab 1. August 1944 stellte die größte einzelne bewaffnete Erhebung im besetzten Europa während des Zweiten Weltkrieges dar. Die Widerständler kämpften 63 Tage gegen die deutschen Besatzungstruppen, bevor sie angesichts der aussichtslosen Situation kapitulierten. Die deutschen Truppen begingen Massenmorde unter der Zivilbevölkerung, und die Stadt wurde nach dem Aufstand fast vollständig zerstört. Während sich die Wehrmacht an allen Fronten auf dem Rückzug befand, war die polnische Hauptstadt Warschau noch fest in deutscher Hand. Als die vorrückende Rote Armee sich den Randbezirken Warschaus näherte, entschloss sich die im Untergrund agierende polnische „Heimatarmee“ zum Aufstand. Ihr Ziel war die Vertreibung der deutschen Besatzer, aber auch der Wunsch, den sowjetischen Truppen als Befreier der eigenen Hauptstadt gegenüber treten zu können und so größeren Einfluss auf das zukünftige Schicksal Polens zu gewinnen. Nach kurzfristigen Erfolgen wurde der Aufstand von der deutschen Übermacht mit äußerster Brutalität nieder-geschlagen. Nach 64 Tagen, am 2. Oktober, mussten die Aufständischen kapitulieren, auch weil die erhoffte Hilfe der Roten Armee ausblieb. Zehntausende Zivilisten und Angehörige der „Heimatarmee“ wurden getötet; Warschau wurde auf Befehl Hitlers dem Erdboden gleichgemacht. Die polnische „Heimatarmee“ agierte im doppelten Sinne des Wortes aus dem Untergrund. Im Geheimen organisiert, nutzte sie die städtische Kanalisation als Rückzugsort, Fluchtweg und Kommunikations-System.

Mo, 5. Okt · 00:10-01:40 · RBB Berlin
Ein Richter für Berlin

Im Jahre 1978 entführt der DDR-Bürger Helmut Thiele ein polnisches Flugzeug, um sich in den Westen abzusetzen. Die Verhandlung gegen ihn und seine Begleiterin Sigrid Radke wird zum Politikum: Während die US-Administration entschlossen ist, eine Verurteilung zu erwirken, beharrt der zuständige Richter Herbert J. Stern auf einem verfassungskonformen Verfahren. Martin Sheen, Heinz Hoenig, Jutta Speidel und Sean Penn sind in diesem historisch aufschlussreichen, straff inszenierten Doku-Drama des bekannten TV-Regisseurs Leo Penn zu sehen. Ostberlin, 1978. Helmut Thiele (Heinz Hoenig) und Sigrid Radke (Jutta Speidel) wollen dem Staat der Arbeiter und Bauern den Rücken kehren. Helmut hat zwei Söhne auf der anderen Seite der Mauer; Sigrid ist mit Hans Schuster (Max Volkert Martens) liiert, einem Westberliner, dem sein Job freien Zugang zum Osten gestattet. Hans ist es denn auch, der die Flucht organisiert. Er beschafft Pässe für die Erwachsenen und Sigrids Tochter Marina (Nora Chmiel), wird aber im polnischen Gdansk, wo die Übergabe stattfinden sollte, verhaftet. Die Zurückgebliebenen besteigen ein polnisches Flugzeug und Helmut trifft eine dramatische Entscheidung: Er zwingt die Maschine zur Landung in Berlin-Tempelhof, wo die Flüchtlinge von der amerikanischen Besatzungsbehörde in Empfang genommen werden. Die menschliche Komponente der Entführung interessiert die US-Administration weniger als die Frage nach der Luftsicherheit. Der Fall soll vor einem Besatzungsgericht verhandelt werden, und wegen der Brisanz der Angelegenheit wird eigens ein Richter aus den USA geholt – der 42-jährige Herbert J. Stern (Martin Sheen), dessen jüdische Familie dem Holocaust zum Opfer gefallen ist. Stern hat klare politische Direktiven, ist aber entschlossen, sich an die Verfassung zu halten. Während seine Frau Marsha (Cristine Rose) aus ihrer Abneigung gegen die Deutschen keinen Hehl macht, beginnt Stern, sich in die Motive der Angeklagten einzufühlen. Der erste Teil des Prozesses läuft günstig für die Flüchtlinge: Der brillante Verteidiger Bernard Hellring (Sam Wanamaker) erreicht einen Freispruch für Sigrid. Aber dann steht Helmuts komplizierterer Fall zur Verhandlung an. Sein Schicksal hängt von der Aussage eines jungen Mannes (Sean Penn) ab, der an Bord der entführten Maschine war und die Gelegenheit ergriffen hat, sich mit seiner Familie in den Westen abzusetzen.

Mo, 5. Okt · 01:15-01:45 · ZDF
Böse Bauten II: Hitlers Architektur – Spurensuche in München und Nürnberg

70 Jahre nach Kriegsende stehen sie immer noch: Bauten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Zu entdecken sind besonders protzige und prominente Nazi-Relikte in München und in Nürnberg. Trotz Kriegsbomben und späterer Versuche, die baulichen Hinterlassenschaften des Nazi-Regimes auszulöschen, haben einige dieser unbequemen Monumente bis heute überlebt. Wie sollen wir mit der Architektur der NS-Zeit umgehen? Sanieren oder dem Zerfall preisgeben? München: Nur einen Steinwurf vom Königsplatz entfernt lag einst der „Führerbau“, in dem heute die Hochschule für Musik und Theater residiert. Selbst für Alexander Krause, der seit 18 Jahren Kanzler der Hochschule ist, birgt der noch weitgehend unerforschte Untergrund des Gebäudes immer wieder Überraschungen. Mit dem Archäologen Christian Behrer und dem Kunsthistoriker Timo Nüßlein arbeitet er sich von einer ungeklärten Frage zur nächsten: eine „Treppe ins Nichts“, ein mit Stacheldraht verbarrikadierter Durchgang, ein einsturzgefährdeter Raum unter dem „Ehrentempel“ mit einer seltsamen Telefonanlage. Welche Geheimnisse verbergen sich in der Tiefe? Der benachbarte „NSDAP-Verwaltungsbau“, in dem heute das Zentralinstitut für Kunstgeschichte seinen Sitz hat, das Haus der Kunst, das Wirtschaftsministerium, der Odeonsplatz mit der Feldherrenhalle – viele dieser von Nazi-Architekten gestalteten Bauwerke sind längst zum gewohnten und lange wenig hinterfragten Bestandteil des Stadtbilds geworden. Die ZDF-Dokumentation geht auch an Orte, die weniger bekannt sind. In das ehemalige Atelier des Nazi-Bildhauers Josef Thorak, das einstige Zwangsarbeiterlager Neuaubing oder in die Polizeiinspektion 22 am Prinzregentenplatz. Hier hat sich tatsächlich die ehemalige Privatwohnung Hitlers befunden. Nürnberg, Zeppelintribüne: Hitler inszenierte sich auf dem Reichsparteitagsgelände, das ihm sein Lieblingsbaumeister Albert Speer in kürzester Zeit und daher auch nicht sehr haltbar und solide auf das Zeppelinfeld baute. Dringende Sanierungen der maroden Haupttribüne stehen an. Doch soll man die Überreste eines gebauten Machtinstruments der NS-Herrscher tatsächlich noch einmal für Millionen Euro teuer sanieren? Für die Dokumentation nehmen die Experten, Historiker Alexander Schmidt und Bauleiter Robert Minge, den Bau genau unter die Lupe. Als Alexander Schmidt schließlich zu einem besonderen Ortstermin aus seinem Auto steigt, zirpen die Grillen. Hier wären eigentlich Wanderschuhe angesagt, über 100 Meter führt der bewaldete Berghang im idyllisch gelegenen Ort Oberklausen unweit von Nürnberg steil nach oben. Kaum bekannt ist, dass Albert Speer hier ein 1:1-Modell für das geplante Deutsche Stadion auf dem Reichsparteitagsgelände bauen ließ. Geheim, aberwitzig und mitten im Grünen. „Böse Bauten“ ist der zweite Teil einer Reihe, die sich mit dem baulichen Erbe aus der NS-Zeit beschäftigt. Die sperrigen, die verstörenden Baudenkmale: Sie sind ein Teil unserer Geschichte, die nicht zu verdrängen ist und die an einigen Stellen auch nicht so einfach abgeräumt werden kann.

Mo, 5. Okt · 23:45-01:00 · Das Erste (ARD)
Zum Glück Deutschland – Ein anderer Blick auf unser Land

Schon zum zweiten Mal wurde Deutschland in einer Umfrage der BBC zum beliebtesten Land der Welt gewählt – zur großen Überraschung vieler Deutscher. Jahrzehntelang galt Deutschland bei den Deutschen als nicht besonders liebenswert. Der Zweite Weltkrieg und der Holocaust machten uns international zum Außenseiter. Selbst nachdem der Weg zurück in die internationale Gemeinschaft gefunden war, fiel es vielen Deutschen schwer, das eigene Land zu lieben. So mancher hoffte im Ausland, nicht als Deutscher erkannt zu werden, wollte besonders weltgewandt sein. Deutsches Liedgut, Patriotismus, der Rhein – alles spießig – nur auf die freie Fahrt auf der Autobahn konnte man stolz sein, darum ließ man sich gerne beneiden im Ausland. Doch vor lauter Angst, als „Spießer“ zu gelten, merkten wir nicht, dass Deutschland ist plötzlich „in“ ist: Spanier, Dänen, Griechen, Iraner, Syrer, sogar Amerikaner suchen bei uns eine neue Zukunft. Deutschland ist nach den USA laut OECD sogar neuerdings das weltweit zweitbeliebteste Einwanderungsland. Demokratie, gute Wirtschaft, grundsolides System – das haben andere Länder auch. Warum dann ausgerechnet Deutschland? In der Dokumentation „Zum Glück Deutschland“ erzählen uns Immigranten ihre Geschichten über unser Land, ihre neue Heimat. Geschichten, die uns überraschen, berühren, die Augen öffnen, wir sehen unser Land aus ihrem Blickwinkel, sehen, was sie schön und begehrenswert finden an Deutschland. Die türkische Menschenrechtlerin Seyran Ates glüht für das deutsche Grundgesetz, das ihr die Freiheit garantiert, ihre politische Meinung klar und ungefährdet auszusprechen. Mit sechs Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Berlin. Zuhause lebt sie traditionell türkisch, doch in der freiheitsbetonten Welt der Schule erlebt Seyran eine neue Welt. Als junge Jurastudentin engagiert sich sie sich in einer Beratungsstelle, die türkischen Frauen einen Weg aus der häuslichen Gewalt weist. Der Mann einer Klientin schießt sie eines Tages nieder. Obwohl sie nur knapp überlebte, kämpft sie heute erst recht für die Freiheiten auch der muslimischen Bevölkerung in Deutschland: „Wenn ich die deutsche Verfassung lese, läuft mir ein Schauer über den Rücken, weil sie mir ein Sicherheitsgefühl, ein schönes Gefühl zu diesem Land vermittelt.“ Der israelische Maler Eldar Farber liebt das deutsche Licht und den deutschen Wald und findet, dass in der brüchigen Identität der Deutschen eine echte Entwicklungsmöglichkeit für dieses Land liegt. Eldar, Sohn eines Holocaustüberlebenden, ist davon überzeugt, dass die Deutschen sich gerade wegen ihrer historischen Schuld ständig in Frage stellen und genau das ist ihre große Chance. Der Landarzt Armin Ballouz stammt ursprünglich aus dem Libanon und besitzt drei Trabbis, mit denen er mit Vorliebe durch die saftig grüne und rapsgelbe Landschaft der Uckermark saust. Aber auch durch Plattenbauareale, die so aussehen, als wäre die DDR nicht längst Geschichte. Hier begegnet Armin Ballouz immer wieder Bewohnern, die stur an der Tristesse festhalten und bringt jeden Tag ein Stückchen gute Laune unter die Leute. Für die US-amerikanische Internetaktivistin Allegra Searle-Lebel ist Berlin Inbegriff der Freiheit, weil viele hier sich an die Stasi erinnern und wissen, wohin Überwachung führt. Allegra hat kein Smartphone und ist auch nicht bei Facebook. Sie fürchtet die übergriffige Allmacht des amerikanischen Spionageapparates, der sich die Internet- und Kommunikationstechnologien einverleibt hat. In den USA halten sie viele deshalb für verrückt. Deutschland ist für die Amerikanerin das Land, in dem sie sich freier und sicherer fühlt, als in ihrer Heimat USA. Und dann begleitet die Dokumentation „Zum Glück Deutschland“ eine Gruppe syrischer Flüchtlinge im Grenzdurchgangslager Friedland. Wir erfahren, was sie erstaunt – dass Töchter ohne ihre Väter ihren Ehemann aussuchen dürfen und was sie kaum glauben können – dass Polizisten nicht automatisch korrupt sind. Manchmal ist der Blick von außen auf das eigene Land aufregender als eine Reise in ein exotisches Land: Deutschland, Sommermärchen und Sehnsuchtsland, liebenswerte neue Heimat – eine Entdeckungsreise durch unser eigenes Land: „Zum Glück Deutschland – Ein anderer Blick auf unser Land“.

Do, 8. Okt · 11:15-12:13 · arte
Milliarden für den Stillstand – Die Rolle der EU im Nahostkonflikt

Palästina erhält so hohe Summen an Hilfsgeldern wie kaum eine andere Region der Welt. Ihr Zweck: Hilfe beim Aufbau eines unabhängigen Staates. Doch ein Staat Palästina ist ferner denn je, und die Situation in den besetzten Gebieten spitzt sich katastrophal zu. Die EU schickt Unsummen und ersetzt damit Politik durch Geld. Befördert die EU so den Stillstand im Friedensprozess? Seit den beiden Oslo-Abkommen von 1993 und 1995 sind über 25 Milliarden US-Dollar in die besetzten palästinensischen Gebiete geflossen. Traditionell größter Geber ist die EU. Zweck der Hilfe: der Aufbau eines unabhängigen, demokratischen Staates Palästina, der Seite an Seite und in dauerhaftem Frieden mit Israel existiert, und eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Die Bilanz nach gut 20 Jahren ist vernichtend: Ein unabhängiger Staat Palästina scheint ferner denn je und die Situation in den besetzten Gebieten ist in vielerlei Hinsicht schlechter als vor Oslo. Die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut, die Arbeitslosigkeit liegt bei rund 25 Prozent und nur ein Bruchteil des Westjordanlands steht heute unter alleiniger palästinensischer Kontrolle. Auch die den Palästinensern zur Verfügung stehenden Wasserressourcen sind heute nicht größer, sondern weitaus geringer als vor Oslo – trotz der Milliarden von Hilfsgeldern, die in den Wassersektor geflossen sind. Über 20 Jahre später ist die Besatzung nicht beendet, sondern verhärtet, und das nicht trotz, sondern mit der Hilfe der Geber, sagen Kritiker. Der Dokumentarfilm untersucht die Geberpolitik und Hilfsprojekte und fragt nach der Rolle der EU in Nahost. „Payer, no player“ – Geldgeber, aber kein politischer Akteur – lautet mittlerweile ein geflügeltes Wort in den besetzten palästinensischen Gebieten, auch innerhalb diplomatischer Kreise. „Setzt der europäischen Heuchelei ein Ende“, fordert der ehemalige EU-Sonderbeauftragte für den Nahost-Friedensprozess, Miguel Angel Moratinos. Ansonsten würde sehr bald die große Chance auf Frieden verpasst.

Fr, 9. Okt · 11:50-12:20 · SWR BW
In Deutschland um die Welt

„Schalom aus Berlin“, heißt es heute für Pierre M. Krause. Die Stadt mit schlechtem Wetter und mit ohne Strand. Und da sagen offensichtlich tausende Israelis: „Cool, schlechtes Wetter und keinen Strand kennen wir noch gar nicht, da ziehen wir hin!“ Für Israelis ist Berlin zur Zeit einer der hippsten Orte der Welt, quasi das gelobte Land 2.0. Niemand weiß so genau, wie viele Israelis in den vergangenen Jahren nach Berlin gezogen sind. Man schätzt 15.000 bis 20.000. Pierre M. Krause besucht eine Synagoge, trifft den Sänger Gil und isst einen Tag lang koscher.

Sa, 10. Okt · 01:35-03:05 · ZDFkultur
Du sollst nicht lieben

Aaron ist ein angesehener Schlachter in Mea Schearim, dem ultra-orthodoxen Viertel Jerusalems, verheiratet mit Rivka und liebevoller Vater von vier Kindern. Nach dem Tod seines Vaters sucht Aaron eine Aushilfe für den Laden. Durch Zufall kommt der charismatische, heimatlose Religionsschüler Ezri in seine Schlachterei. Aaron nimmt ihn bei sich auf. Bald schon wird aus der Zusammenarbeit eine leidenschaftliche Liebesaffäre, die Aaron in eine tiefe Glaubens- und Familienkrise stürzt. Seine innere Zerrissenheit bleibt auch seiner Frau Rivka nicht verborgen. Sie vertraut sich hilfesuchend Rabbi Vaisben an, dem Oberhaupt der Gemeinde. Aaron ignoriert die Mahnungen des Rabbis, bekommt aber bald den Druck der Gemeinschaft zu spüren. Plakate an Hauswänden warnen vor einem „Sünder in der Nachbarschaft“, Tora-Schüler bedrängen ihn in seinem Geschäft, es droht die Verstoßung aus Gemeinde und Synagoge. Ezri wird von Männern der Gemeinde zusammengeschlagen und verlässt die Stadt. Nun verlangt Rivka eine klare Entscheidung von Aaron.

Sa, 10. Okt · 12:30-13:15 · NDR Hamburg
Kriegskinder (1/4)

„Seit 5:45 Uhr wird zurückgeschossen!“ Dieser schlichte Satz bedeutet für Millionen von Kindern den Anfang vom Ende ihrer Kindheit. „Kriegskinder“ geht auf Augenhöhe: Die Dokumentation sucht die Sicht der Jungen und Mädchen, deren Kindheit der Zweite Weltkrieg verschlang. Doch im Fokus stehen nicht allein die Kinder in Deutschland. Erstmals erzählen auch die damals Jüngsten aus anderen europäischen Ländern von dem, was sie erlebten, was sie taten und was sie bis heute prägt. Interviews und Auszüge aus privaten Schmalfilmen zeigen ungeschönte Eindrücke aus dem Alltag der Hitlerjugend. Tagebuch-Aufzeichnungen von Hitlerjungen und persönliche Fotos aus den Kindertagen der Zeitzeugen zeichnen alle Facetten des Krieges abseits der Front nach: erschreckende, tragische und absurde Momente, ebenso wie Alltägliches und Kindliches inmitten des Chaos. In Deutschland erleben Kinder den Kriegsbeginn zunächst als willkommenes Abenteuer. Wolfgang Pickert, damals neun Jahre alt, deutete die Kriegsmeldung ganz wörtlich: „Es hieß doch ‚zurückgeschossen‘! Also: Wir sind bedroht von den bösen Feinden, von den Polen und jetzt wird zurückgeschossen. Ganz einfach.“ Pickert war wie viele Kinder dank der emsigen Propagandamaschinerie von schmissigen Liedern, Hetzfilmen und dem Krieg als heroischem Leinwandspektakel regelrecht elektrisiert: „Lass den Krieg so lange dauern, dass ich auch noch Soldat werden kann!“, schicken Mädchen wie Jungen in den ersten Kriegsmonaten Stoßgebete gen Himmel. Für den Film erinnert sich auch Joachim Fuchsberger, Jahrgang 1927, an seine Erlebnisse im Krieg. In Schwaben geboren, erlebt er jedoch seine Jugend im Rheinland. In der Reihe „Kriegskinder“ erzählt er: „Wenn wir ins Zeltlager gezogen sind, haben wir das sehr romantisch gefunden. Wenn wir nachts am Lagerfeuer saßen und die schönen Lieder sangen, von ‚Schwarzbraun muss mein Mädel sein und schwarzbraun bin auch ich‘ und lauter so einen Blödsinn. Das war die Zeit, die endete am 1. September 1939, denn da wurde es ernst.“ Mädchen freuen sich über die Abenteuer des „Jungmädel-Daseins“ und werfen den Soldaten, die truppenweise per Zug gut gelaunt gen Front fahren, Blumen zu. Alles, was sie über den Krieg wissen, ist wohl dosierte Propaganda und schürt ihren kindlichen Eifer, am liebsten selbst den Heldentod fürs Vaterland und die viel gepriesene „Neue Zeit“ zu sterben. Rosemarie Erdmann, damals Jungmädel: „Ich wollte auch den Heldentod sterben. Fand ich toll. Muss ja großartig sein, einen Heldentod zu sterben!“ Sie spicken Stecknadeln auf kleine Landkarten und dokumentieren daheim fasziniert die Erfolge der Hitler-Armee. Die erste Zeit des Krieges bringt für die Kinder in Deutschland, die den Normen des Hitler’schen Menschenideals entsprachen, zunächst eine scheinbar paradiesische Zeit.

Sa, 10. Okt · 19:00-19:30 · RBB Berlin
Die Püppchen aus der Auguststraße

Die Zwillinge Ruth und Regina sind in der Auguststraße in Berlin Mitte groß geworden. Heute sind sie 85 Jahre alt. Ihre Mutter starb früh, und sie kamen ins jüdische Kinderheim. Nur knapp haben sie überlebt. Jetzt sind sie noch einmal von Israel nach Berlin Mitte gekommen und zeigen uns die Orte ihrer Kindheit und ihrer Träume. Damals wollten sie Bühnenstars werden. Doch alles kam anders. „Ruthchen und Ginchen“ haben sich noch einmal auf den Weg gemacht. Vermutlich zum letzten Mal in ihrem Leben kommt das Zwillingspaar, heute 85 Jahre alt, von Tel Aviv nach Berlin. Hier haben die Mädchen ihre Kindheit verbracht und Visionen von einem Leben als Bühnenstars gehabt. Ruth und Regina sind in der Auguststraße in Berlin Mitte groß geworden. Bereits 1935 wurden der Mutter und ihren Kindern die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen – ihr Vater war Jude. Fünf Jahre später starb ihre Mutter an Tuberkulose und die Mädchen kamen ins Jüdische Kinderheim. In der Reportage führen uns die Zwillingsschwestern an all jene Orte, die es ihnen möglich gemacht haben, dem Transport in ein Lager zu entkommen und so die Kriegszeit zu überleben. Der Höhepunkt ihres knapp einwöchigen Aufenthaltes ist ein Besuch im Kino Babylon. Dort haben beide ihren ersten Film mit Shirley Temple gesehen, der sie nacheifern wollten – wenn sie gekonnt hätten. Nun, fast am Ende ihres Lebens dürfen sie hier im Babylon gemeinsam auf der Bühne stehen und singen …

Sa, 10. Okt · 20:15-20:45 · Das Erste (ARD)
BVB gegen Rechts

Neven Subotic ist Innenverteidiger bei Borussia Dortmund und seit einiger Zeit vertritt er seinen Verein auch nach außen, als Kämpfer für Flüchtlinge und dabei auch immer öfter gegen rechte Fans. In einem Flüchtlingsheim spricht er über seine eigenen Flucht und seinen Abwehrkampf gegen den zunehmenden Rechtsextremismus in Dortmund. Borussia Dortmund hat rund zehn Millionen Fans – bei Heimspielen ist das Stadion mit 80.000 Plätzen immer ausverkauft. Der europäische Spitzenclub gehört noch mehr zur Metropole als Bier und Kohle, ist Herzblutverein und Identifikationssymbol Nummer eins für die Menschen der Region. Aber sogenannte Neonazis nutzen das Stadion immer öfter als Kulisse für ihre Banner und Symbole. Auch Ordner sind schon wegen ihrer rechten Gesinnung rausgeschmissen worden. Der harte Kern der Fans mit rechtsextremen Ansichten ist klein – aber laut und gewaltbereit. Das Problem ist nicht neu: Schon in den 80ern gründete sich die Hooligangruppe Borussenfront rund um Siegfried Borchardt genannt „SS Siggi“. Die Gruppe wurde verboten – SS Siggi ist immer noch da. Mit Slogans wie „Von der Südtribüne in den Stadtrat“ oder „Mit einem Schlag ins Rathaus“ gelang dem mehrfach vorbestraften Gewalttäter der Einzug in den Rat der Stadt. Ein großes Problem, denn seitdem fühlen sich die Rechten in Dortmund noch stärker. Seit zwei Jahren stellt sich nun auch der BVB offen gegen diese Fans. Mit Aktionen gegen rechts, strikten Stadionverboten und mit Spielern wie Neven Subotic. Der BVB ist bei weitem nicht der einzige Club mit diesem Problem in der Liga, aber mit einer der ersten, der es offen zugibt. Die „Sportschau“ begleitet den Fanbeauftragten Daniel Lörcher bei seinem Kampf gegen rechts. Lange war er selbst bei den Dortmunder Ultras und Vorsänger auf der Südtribüne „Ohne den BVB wäre ich nicht der, der ich heute bin“, sagt er, aber auch: „Vielleicht hätte ich früher auf das Thema schauen müssen.“ Heute fährt er mit Dortmunder Fans nach Ausschwitz und verteilt in Dortmunder Kneipen Bierdeckel mit der Aufschrift: „Kein Bier für Rassisten.“ Die Autorin spricht mit Hans-Joachim Watzke über die Maßnahmen und deren Wirkung auf die Dortmund Fans und sie fragt den Satiriker Fritz Eckenga, wie er, der fast mit der Geburt Mitglied wurde, die rechten Aufmärsche sieht?

Sa, 10. Okt · 23:40-00:25 · 3sat
Bernstein Story

Leonard Bernstein war ein begnadeter Dirigent und Komponist. Nicht nur sein wegweisendes Musical „West Side Story“ machte ihn zur Musikikone. 40 Jahre lang lag ihm die Musikwelt zu Füßen. Anlässlich seines 25. Todestages am 14. Oktober 2015 dokumentiert das Porträt Leonard Bernsteins wichtigsten biografischen und künstlerischen Stationen. Familienangehörige und Wegbegleiter kommen zu Wort. Hinzu kommen Archivaufnahmen und Konzertaufzeichnungen. „Ohne Musik kann ich nicht leben“, sagte Leonard Bernstein. Dazu zählte er aber nicht nur seine erfolgreichen Dirigate und bejubelten Kompositionen, sondern auch seine Mission als Musikvermittler. In den 1940er Jahren fand Bernstein seine kompositorische Berufung. Er spielte in Jazzcombos und lernte dabei die Musik der Afro-Amerikaner und anderer Bevölkerungsgruppen kennen. In seiner Musik spiegelt er das Amerika des 20. Jahrhunderts. Darauf, ebenso wie auf den Klängen seiner russischen und jüdischen Wurzeln, beruht sein komplettes Werk. Und doch wurde der Komponist durch den Dirigenten Bernstein noch bei weitem übertroffen. Mit gerade mal 25 Jahren katapultierte er sich als Orchesterleiter an die Weltspitze. Das Ringen zwischen Dirigieren und Komponieren sollte bis zu seinem Ende sein künstlerisches Dasein bestimmen. Diese Zerrissenheit vollzog sich auch im persönlichen Bereich: Mit seiner Familie einerseits und seinen Lebenspartnern andererseits war er immer auf der Suche nach Erfüllung. Leonard Bernstein war ein ewig Suchender, ewig Zweifelnder. Dabei beglückte er mit seiner Aura Millionen Menschen.

So, 11. Okt · 14:00-14:30 · NDR Hamburg
Unsere Geschichte – Zehn Tage im Mai

In seinen Träumen geht Dieter Radloff immer wieder durch das brennende Berlin. Er riecht dann die Bomben, den Staub, hört Glas splittern, MG-Schüsse, Stimmengewirr. In seinen Träumen ist Dieter Radloff im Jahr 1945, es sind die letzten Kriegstage. 70 Jahre zuvor sitzt sein Vater, Oberleutnant Fritz Radloff, im Keller des Reichstages. Ein hochdekorierter Nazi. Es ist der 2. Mai 1945. Deutschland hat gerade kapituliert. Bis eben hat Fritz Radloff noch an den Endsieg geglaubt, jetzt ist ihm alles abhanden gekommen – sein Reich, seine Einheit, sein Auftrag. Er ahnt nicht, wie tief er noch fallen soll. Weiß noch nichts von der Katastrophe, die ihn zu Hause erwartet. „Niemals zum Russen“, schreibt Fritz Radloff in seinem Kriegstagebuch, und „lieber verrecken“. Nun, auf der Flucht vor den Sowjets, hat er nur noch einen Gedanken: Nach Hause, nach Neustrelitz, zu seiner schwangeren Gertrud. Im frühen Morgengrauen des 2. Mai 1945 bricht Fritz Radloff auf. Raus aus der Hölle, mitten durch längst von den Russen erobertes Gebiet. Es wird eine zehntägige Odyssee. Der einst stolze Offizier versteckt sich nun im Unterholz. Es geht über Nassenheide, Gransee, Fürstenberg, Ravensbrück, 40 Kilometer am Tag. Endlich Neustrelitz! Endlich erreicht er die Augustastraße 22! Dort erwartet ihn die größte Niederlage seines Lebens. Wie Kriegserlebnisse der Eltern nachfolgende Generationen prägen, davon können die Geschwister Dieter und Ursula Radloff ein Lied singen. Beide sind klassische Nachkriegskinder und doch hat der Krieg sie ihr Leben lang verfolgt. Durch die Erfahrungen der Eltern, die sie verschwiegen. Ihr Leben lang haben sich Dieter und Ursula Radloff als falsche Kinder gefühlt. Erst als sie über 60 Jahre alt sind, erfahren sie, dass ihr Vater lange vor ihnen schon einmal eine Familie hatte, die Anfang Mai 1945 ausgelöscht wurde. Weil er das Geheimnis immer spürte, hat Dieter Radloff seit langem einen Wunsch: Dass er endlich die Geschichte seiner Familie zusammensetzen kann. Dazu geht er mit seiner Schwester Ursula den Weg, den sein Vater vor genau 70 Jahren nahm. Zu Fuß von Berlin nach Neustrelitz, seinem wahren Zuhause, wie der 65Jährige sagt. Dabei hat er die kleine Stadt die meiste Zeit seines Lebens nicht gekannt. „Zehn Tage im Mai“ ist die Geschichte einer deutschen Nachkriegskindheit, die bestimmt ist von einem Familiengeheimnis. Dieter und Ursula Radloff, die Geschwister, begeben sich in unserem Film auf die Spur ihres Vaters Fritz Radloff, sind an den Schauplätzen von 1945 und an den Orten ihrer Kindheit unterwegs. „Zehn Tage im Mai“ berichtet einerseits von einer schmerzhaften Reise in die Vergangenheit, aber auch einer Versöhnung. Denn am Ende der Reise haben sich die beiden Geschwister wieder gefunden. Lange Jahre hatte das Familiengeheimnis beide getrennt.

So, 11. Okt · 18:35-19:27 · arte
Picasso – Kunst als politische Waffe

Alles, was Pablo Picasso zu sagen hatte, brachte er in seiner Malerei zum Ausdruck. Er revolutionierte die Kunst seiner Zeit. Die Dokumentation stellt den Künstler und politischen Aktivisten Picasso in den Mittelpunkt. Sein monumentales Gemälde „Guernica“ aus dem Jahr 1937 ist wohl eines der prägnantesten Beispiele, das von Picassos politischem Engagement zeugt. Er verarbeitete darin Ereignisse aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Picasso sah in seinen Bildern nicht nur reines Vergnügen, Kunst war für ihn auch eine politische Waffe und ein Teil seines Kampfes als Mensch. 1937 lebt der spanische Maler Pablo Picasso, Mitbegründer des Kubismus, seit über 30 Jahren in Paris. Von seinen mehr als 8.000 Gemälden, die er im Laufe seines Lebens schuf, ist das monumentalste und ergreifendste zweifelsohne „Guernica“. Die Nachrichten aus Spanien Anfang des Jahres 1937 beunruhigen Picasso. Seit mehreren Wochen herrscht Bürgerkrieg in seinem Heimatland. Am 26. April 1937 wird die Stadt Guernica durch deutsche Kampfflugzeuge der verdeckten Elite-Einheit Legion Condor mehrere Stunden lang bombardiert. Mehr als 1.600 Tote und 800 Verletzte, von Guernica bleibt nur Schutt und Asche. Picasso ist erschüttert, seine unmittelbare Reaktion auf diesen barbarischen Akt war die Malerei. Mit seinem Gemälde „Guernica“ bezog er erstmals eindeutig Stellung gegen das, was ihn empörte. Er trat für die Spanische Republik, gegen die Franquisten und gegen die Beteiligung der Nazis in diesem Krieg ein. Für Picasso war malen „sehen“, und er „sah“ sein Jahrhundert besser als jeder andere. Er begriff den Künstler auch als politischen Menschen, der die zeitgeschichtlichen Entwicklungen mit Aufmerksamkeit verfolgt. Von dieser Einstellung zeugt seine gesamte Malerei. Er verarbeitete darin die großen historischen Ereignisse seiner Zeit und engagierte sich mit Leib und Seele im Kampf gegen den Faschismus, als Mitglied der kommunistischen Partei Frankreichs oder Unterstützer der Friedensbewegung. Noch heute hallen die Leidenschaft und das Engagement, mit denen Picasso sein Jahrhundert prägte, im kollektiven Gedächtnis nach.

So, 11. Okt · 21:15-22:50 · arte
Taxi nach Tobruk

Libyen im Oktober 1942: Die französischen Soldaten Théo, Samuel, François und Jean sind gerade in Tobruk stationiert, als die Stadt von deutschen Truppen bombardiert wird. Ihr Leutnant stirbt bei dem Angriff und die vier Männer sind plötzlich auf sich allein gestellt. Auf ihrer Flucht in Richtung El Alamein wird ihr Fahrzeug von einem Kampfflieger beschossen und brennt aus. Hoffnungslos und ohne Wasservorräte versuchen sie nun, zu Fuß durch die Wüste zu finden. Orientierungslos folgen sie einer Reifenspur, die sie schließlich zu einem deutschen Spähtrupp führt. Es ist ihnen ein Leichtes, die vier Deutschen bei ihrem Kartenspiel zu erschießen, doch der Hauptmann, ein gewisser Ludwig von Stegel, überlebt den Überfall. Kurzum beschließt Théo, den Deutschen gefangen zu nehmen. Ausgerüstet mit dem feindlichen Geländewagen und genügend Wasser, nehmen die Soldaten mit ihrem Gefangenen die Reise nach El Alamein wieder auf, wo inzwischen die Alliierten eingetroffen sind. Auf der Fahrt muss die Gruppe immer neue Herausforderungen und Strapazen überstehen. In ihrer Not halten sie trotz ihrer Feindschaft zusammen und lernen allmählich, einander zu vertrauen. Ludwig hilft mit seinem technischen Wissen aus und die französischen Soldaten bewilligen ihm dafür immer mehr Freiheiten. Ihnen wird bewusst: „Wenn man im Krieg die Leute kennenlernen würde, könnte man keinen umbringen.“ Sie nähern sich ihrem Ziel mit gemischten Gefühlen: Sollen sie Ludwig tatsächlich an die alliierten Truppen ausliefern? Oder ihn lieber freilassen?

Mo, 12. Okt · 00:40-01:08 · arte
Wege zur Musik mit Daniel Barenboim (2/2) – Musik und Tabu: Richard Wagner

Kaum ein anderer Musiker der Gegenwart schafft es, Musik, ihre Entstehung und Bedeutung so begeisternd und anschaulich zu vermitteln wie der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim. Im zweiten Teil der Dokumentation setzt sich Daniel Barenboim mit Richard Wagner auseinander. Richard Wagner polarisiert – als Person und mit seinem Werk. Erst recht in Israel, wo seine Musik in den Ohren vieler Holocaust-Überlebender unweigerlich mit dem Nazi-Regime verbunden ist. Deshalb sorgte das Konzert der Staatskapelle Berlin am 7. Juli 2001 in Jerusalem, in dem Daniel Barenboim als Zugabe das Vorspiel zu „Tristan und Isolde“ dirigierte, für Tumulte und Schlagzeilen weltweit. Barenboim musste sich wütende Reaktionen und Beschimpfungen aus einem Teil des Publikums sowie heftige Kritik israelischer Politiker gefallen lassen. Die Frage, inwieweit man die Musik Wagners von dem Antisemiten Wagner, dem Lieblingskomponisten Hitlers, trennen kann, wird nach wie vor mit Vehemenz geführt. Barenboim, der nach eigenen Worten „an dem Tabu rütteln wollte, dass Wagner in Israel angeblich nicht aufgeführt werden kann“, vertritt die Ansicht, dass man die Musik Wagners nicht mit dessen Person gleichsetzen darf. Der Film vertieft das Verständnis Barenboims von Richard Wagner, auch anhand von Proben mit dem West-Eastern Divan Orchestra, und lässt israelische Kritiker sowie prominente Freunde des Dirigenten, wie Pierre Boulez und Joschka Fischer, zu Wort kommen.

Di, 13. Okt · 00:15-02:00 · NDR Hamburg
Ummah – Unter Freunden

Daniel, ein verdeckter Ermittler des Verfassungsschutzes,muss nach einem missglückten Einsatz gegen Rechtsterroristen untertauchen. Dafür wird ihm eine Wohnung in Berlin bereitgestellt – heruntergekommen und ausgerechnet in der türkisch-arabischen Community. Als Daniel beschließt, sich einen Fernseher zu kaufen, trifft er auf Abbas und Jamal. Und nach ein paar kleineren Missverständnissen und größeren Vorurteilen entwickelt sich daraus bald eine wunderbare Freundschaft. Doch die Schatten von Daniels Vergangenheit holen ihn und seine neuen Freunde ein. Daniel arbeitet als verdeckter Ermittler für den Verfassungsschutz. Bei einer Observierungs-Operation in der rechten Szene erschießt er zwei Neonazis. Im Gespräch mit seinen Vorgesetzten bittet er darum, als Ermittler aussteigen zu dürfen. Zu seiner eigenen Sicherheit wird er in einer leeren und völlig heruntergekommenen Wohnung im Berliner Stadtteil Neukölln untergebracht, um für einige Zeit unterzutauchen. Die fremde Wohnung kommt Daniel gerade recht, denn er will nichts um sich haben, was ihn an sein früheres Leben erinnern könnte. Er freundet sich mit dem arabischen Gebrauchtwarenhändler Abbas an und gewinnt wieder Vertrauen in die Menschheit. Doch gerade als es so scheint, als hätte er sein altes Leben hinter sich gelassen, taucht sein Chef vom Verfassungsschutz auf. Er verlangt von ihm, seinen muslimischen Freunden eine Lüge anzuhängen, um von einer Korruptionsaffäre abzulenken.

Di, 13. Okt · 11:15-12:00 · 3sat
Häuser mit Vergangenheit (2/2) – Geheimnisse einer alten Tonfabrik

So richtig scheinen die beiden Häuser nicht in den kleinen Ort Dörentrup zu passen – etwas abseits des Dorfes am Waldrand. Doch viele Spuren führen in eine geheimnisvolle Vergangenheit. Kyrillische Inschriften, Mauerreste und eine alte Eisenbahnbrücke erinnern an ein großes Unternehmen, die „Lippische Thonwarenfabrik“. Geblieben sind ein massives Backsteinhaus und eine Villa aus dem Jahr 1908. Von den Fabrikgebäuden ist jedoch nichts mehr zu sehen. Nur in den Archiven finden sich noch zahlreiche Hinweise auf die wechselvolle Firmengeschichte. Besitzer der Fabrik sind zwei jüdische Kaufleute aus dem nahen Lemgo. Wohlangesehene Bürger, die um die Jahrhundertwende in eine Ziegelei investieren. Die Geschäfte laufen gut, doch ein Konkurrenzunternehmen in unmittelbarer Nachbarschaft meldet Ansprüche auf das Tonvorkommen der jüdischen Firma an. Dieser Streit verschärft sich, als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kommen. Die jüdischen Besitzer werden zum Verkauf der Firma gedrängt, einige Familienmitglieder können sich ins Ausland retten. Beispielhaft lässt sich in Dörentrup das betrachten, was damals in ganz Deutschland passierte. Die Fabrik aber produziert weiter, denn gerade wegen der Kriegszerstörungen sind die Produkte aus der „Lippischen Thonwarenfabrik“ begehrt. Nach dem Krieg erhalten die Erben der jüdischen Besitzer die Fabrik zurück. Doch in den 1970er Jahren kommen neue Baumaterialien auf den Markt, und so geht die Firma wie viele andere Ziegeleien damals in Konkurs. In den Ruinen der Fabrikhalle spielen Kinder, bis die Gebäude schließlich in einer spektakulären Aktion niedergebrannt werden. Heute sind die ehemalige Direktorenvilla und das Verwaltungsgebäude die letzten Zeugen einer fast vergessenen Epoche westfälischer Industriegeschichte. Autorin Heike Nikolaus hat die Spuren ausgewertet, mit Zeitzeugen und den heutigen Eigentümern der Häuser gesprochen. Der Film rekonstruiert auch mit Hilfe aufwendiger Computeranimationen, historischer Baupläne und Fotos die eindrucksvolle Geschichte der Tonfabrik. Der Wandel der Häuser und des gesamten Geländes werden so für den Zuschauer sichtbar.

Di, 13. Okt · 21:45-22:15 · MDR Sachsen
Der vergessene Ostwall – Die unterirdische Festung der Nazis

Der Ort ist eigentlich vergessen. Doch wer ihn entdeckt, kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Gleich hinter der Grenze zu Polen liegt ein unterirdisches Festungssystem, verborgen in den Wäldern, geheimnisumwittert. Gänge, Bahnhöfe, Bahnlinien, Bunker und Verteidigungsanlagen. Ein gigantisches Labyrinth, über 30 Kilometer lang. Es ist die Festungsfront zwischen den Flüssen Oder und Warthe. Ein Relikt des Dritten Reiches. Heute auch ein Reich der Fledermäuse. Voller Spannung begibt sich Axel Bulthaupt für eine neue Folge „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ auf Spurensuche. Er steigt hinab in die einst vom Militär geschaffene unterirdische Welt. An seiner Seite Bunkerforscher und Naturschützer. Begonnen hat alles in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Eine deutsche Festungsfront sollte die Reichshauptstadt Berlin gegen mögliche Angriffe aus dem Osten schützen. 600 Millionen Reichsmark wurden in dieses Wahnsinnsprojekt investiert. Doch es wurde nie vollendet. 1945, kurz vor Ende des Krieges, sollte das Bollwerk dann noch eine entscheidende Rolle spielen. Den Vormarsch der Roten Armee konnte es nur wenige Tage aufhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der nunmehr polnische Landstrich zum militärischen Sperrgebiet erklärt und geriet in Vergessenheit. Nach 1990 fielen die Anlagen dem Vandalismus zum Opfer und wurden von Schrottdieben geplündert. Doch polnische Historiker und Forscher wie der Architekt Robert Jurga aus Zielona Gora dokumentieren und forschen hier seit Jahren. Teile des Hohlgangsystems wurden jetzt wieder zugänglich gemacht und werden heute unter dem Namen „Ostwall“ touristisch vermarktet. Andere Abschnitte hat sich die Natur zurückerobert. Riesige Fledermauspopulationen sind heimisch und große Teile der Hohlräume zum unterirdischen Naturschutzgebiet erklärt.

Di, 13. Okt · 23:25-00:10 · 3sat
Ab 18! – Kein Weg zurück

Aus amerikanischen Filmen hat Haim Englisch gelernt, sein Wissen über die Welt hat er aus dem Internet. Seine Kindheit und Jugend, wenn es so etwas war, und seine Familie ließ er mit seinem Ausstieg hinter sich. Doch mit den Zwängen des streng reglementierten Lebens verliert Haim auch alle Sicherheiten. Das Studium der Thora jedenfalls hat ihn nicht auf das Leben außerhalb der ultra-orthodoxen Gemeinschaft vorbereitet. Zwar beherrscht Haim Grundtechniken wie Lesen, Schreiben, Rechnen. Doch Namen wie Marx oder Mozart muss er noch heute im Internet googeln. Auch die Herausforderung des sich täglich neu Einkleidens oder die Konfrontation mit Frauen im Bikini müssen bewältigt werden. Eine der wenigen Anlaufstellen für Aussteiger aus der orthodoxen Community ist Hillel, eine israelische Non-Profit-Organisation. Hier werden nicht nur Kurse zum „Treffen von Entscheidungen“ angeboten, hier können sich die jungen Menschen auch austauschen oder über Spenden neu einkleiden. Auch ein Disco-Abend zum Purim-Fest steht auf dem Programm, auf dem die ungeübten Tänzer die Rituale verlorener Jugendjahre aufholen. Doch so verlassen sich Haim im weltlich westlichen Tel-Aviv auch fühlen mag, so unverdrossen beschreitet er den neuen Weg der Selbstverantwortung, auch wenn er noch nicht so genau weiß, wohin er ihn wohl führen wird.

Mi, 14. Okt · 00:10-01:10 · 3sat
Let’s Talk about Land

Gemeinsam marschieren die Dorfbewohner von Nabi Saleh jeden Freitag in Richtung der israelischen Soldaten. Die Palästinenser im Westjordanland protestieren gegen israelische Nachbarn. Diese haben auf dem gegenüberliegenden Hügel eine Siedlung errichtet, auf palästinensischem Grund. Einige Jugendliche errichten eine Straßensperre, und plötzlich rennen Soldaten auf die Demonstrierenden zu, schießen mit Tränengas und Gummigeschossen. Bilal, der alle Ereignisse im Dorf filmt, und seine Frau Manal erzählen, warum sie ihr Leben dem Kampf gegen die ‚israelische Besatzung‘ gewidmet haben, warum sie auch ihre Kinder die gefährlichen Ereignisse miterleben lassen. Neun Jahre ist es her, seitdem Walter Wehmeyer in Israel/Palästina einen Film über Jugendliche machte. Damals begegnete er dem 14-jährigen Israeli Ben, der überzeugt war, beide Völker sollten gemeinsam in einem Staat leben. Heute studiert Ben Kognitionswissenschaften, erzählt, warum er den Wehrdienst verweigerte und wie er heute darüber denkt, dass beide Völker Land und Ressourcen teilen könnten. Selbst wenn die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern auf einem Tiefpunkt angelangt sind gibt es dennoch vielfältige Kontakte zwischen Friedensaktivisten beider Seiten.

Mi, 14. Okt · 00:55-02:25 · BR
Menschliches Versagen

Was verharmlosend „Arisierung“ genannt wurde, war tatsächlich einer der größten Raubzüge des 20. Jahrhunderts. Dabei war es nicht die Gestapo, die in die Wohnungen jüdischer Deutscher eindrang, um deren Besitz zu beschlagnahmen, es waren deutsche Finanzbeamte. Große Vermögenswerte gingen dabei an die Behörden, kleines Hab und Gut an Nachbarn, die sich als „Schnäppchenjäger“ betätigten. Regisseur Michael Verhoeven hat für seinen eindringlichen Film mit Zeitzeugen und Wissenschaftlern gesprochen. Viele Aspekte des Holocaust und der nationalsozialistischen Terrorherrschaft zählen heute zur Allgemeinbildung und sind – zumindest in ihren wichtigsten Fakten – bekannt. Nur wenig dokumentiert sind jedoch die Anfänge dieses Verbrechens inmitten in der damaligen „ganz normalen“ Gesellschaft. In seinem Film „Menschliches Versagen“ zeigt der renommierte und vielfach preisgekrönte Regisseur Michael Verhoeven anhand der konkreten Geschichten von Betroffenen den Vorgang der Ausgrenzung, Entrechtung, Enteignung und schließlich Deportation und Ermordung jüdischer Mitbürger auf. Wie konnte es sein, dass ein so eklatantes Unrecht durch immer neue Gesetze „legal“ gemacht wurde? Warum haben sich die damit befassten Behörden geradezu übereifrig am Holocaust beteiligt? Warum haben die meisten nicht-jüdischen Deutschen so wenig dagegen unternommen? Im Zentrum von Verhoevens Film steht der Prozess der sogenannten „Arisierung“ jüdischen Eigentums und Vermögens – konkret: die vollständige Ausraubung der jüdischen Bevölkerung, die nach dem Krieg durch Rückerstattung oder Schadensersatz nur zu einem geringen Prozentsatz „wieder gut“ gemacht worden ist. Michael Verhoevens Film wirft die Frage auf, in welchem Ausmaß die zivile Bevölkerung in Nazi-Deutschland zum Profiteur der systematischen Beraubung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und in den besetzten Ländern wurde. Schwerpunkte der filmischen Spurensuche sind Köln und München. Zu Wort kommen dabei Zeitzeugen wie die 1925 in München geborene Bea Green geb. Siegel, die 1939 von ihren Eltern auf einen „Kindertransport“ nach England geschickt wurde; Edgar Feuchtwanger, Jahrgang 1924, der Neffe des Schriftstellers Lion Feuchtwanger; Dr. Gerhard Haas, der Enkel des enteigneten Löwenbräu-Miteigentümers Hermann Schülein; sowie Vera Treplin, die Theresienstadt überlebte und heute als Psychotherapeutin arbeitet. Wissenschaftler wie Götz Aly und Wolfgang Dreßen erläutern den Prozess der „Arisierung“ im historischen Kontext.