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Umsturz im Jemen Huthi-Rebellen schaffen Parlament ab

Der Umsturz im Jemen ist offenbar vollendet: Die Huthi-Rebellen haben das Parlament aufgelöst und eine neue Verfassung verkündet.
Unterstützer der Huthi-Rebellen in Sanaa: Staatskrise im Jemen

Unterstützer der Huthi-Rebellen in Sanaa: Staatskrise im Jemen

Foto: Yahya Arhab/ dpa

Sanaa - Die Huthi-Rebellen im Jemen haben die Macht an sich gerissen. Die zaiditischen Aufständischen verkündeten am Freitag eine Übergangsverfassung und erklärten das Parlament für aufgelöst. Demnach soll Übergangspräsident Abed Rabbo Mansur Hadi für eine Übergangszeit von zwei Jahren durch einen fünfköpfigen Präsidentschaftsrat ersetzt werden. An die Stelle des Parlaments soll ein provisorischer Nationalrat mit 551 Mitgliedern treten.

Die Huthis, die seit September die Hauptstadt Sanaa kontrollieren, wollen sich dauerhaft größeren Einfluss sichern. Der Stamm aus dem Norden gehört zur Minderheit der Zaiditen - einer Strömung des schiitischen Islams. Die Zaiditen fühlen sich seit Jahren von der sunnitischen Führung benachteiligt und hat schon mehrfach Aufstände angezettelt. Mit ihrer Machtübernahme stürzen die Aufständischen das ärmste Land Arabiens nun in die tiefste Krise seit dem Rückzug des Langzeitpräsidenten Ali Abdullah Salih vor drei Jahren.

Die USA, Saudi-Arabien sowie andere Golfstaaten stehen in dem Konflikt an der Seite des bisherigen Präsidenten Hadi. Die US-Regierung wirft Iran vor, die Huthi-Rebellen zu unterstützen. Jemens Ex-Präsident Salih soll ebenfalls die Miliz fördern. Auf der anderen Seite stehen sunnitische Extremisten, Separatisten sowie das Terrornetzwerk al-Qaida.

Ende des nationalen Dialogs

Ein nationaler Dialog ist nun offenbar in weite Ferne gerückt. Denn wenige Stunden vor der Verkündung der Verfassung verließ laut der Nachrichtenagentur Saba der Uno-Sondergesandte Dschamal Benomar das Land - er sollte zwischen den Konfliktparteien vermitteln.

Der Machtkampf zwischen Jemens Regierung und den Huthi-Rebellen hatte sich zuletzt dramatisch zugespitzt, nachdem die Aufständischen die Kontrolle über das Land gewonnen hatten. Präsident Hadi und die Regierung traten daraufhin zurück, seitdem haben auch die USA ihre Anti-Terror-Einsätze dort beendet. Die Huthi-Rebellen sind zwar Gegner des jemenitischen Arms der sunnitischen Qaida - lehnen aber auch die USA strikt ab.

Der Jemen ist auch Basis von al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP), die als radikalster Flügel der Extremistenorganisation gilt und sich zuletzt auch zum Anschlag auf das französische Satireblatt "Charlie Hebdo" bekannt hatte. Das weltweit operierende Terrornetzwerk hat in den Bergen des Jemens einen seiner sichersten Rückzugsorte.

mxw/dpa/AFP/Reuters