Ausfälle und Verspätungen: "Xavier" bremst Bahn aus
Folgen von Sturmtief "Xavier" Bahn bestreitet mangelnden Baumbeschnitt
Angesichts großflächiger Ausfälle des Zugverkehrs infolge von Sturmtief "Xavier" hat die Deutsche Bahn den Beschnitt von Bäumen und Sträuchern entlang ihrer Strecken verteidigt. "Die Kritik, wir würden kein Vegetationsmanagement durchführen, weisen wir zurück", sagte eine Bahnsprecherin dem SPIEGEL auf Anfrage. Die Bahn arbeite seit 2007 an der Umsetzung eines Präventionsprogramm, das auch die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtige. Dafür habe das Unternehmen 2016 einen "knapp dreistelligen Millionenbetrag" investiert.
Der Fahrgastverband Pro Bahn forderte hingegen, Bäume und Sträucher entlang der Hauptverkehrsstrecken besser zu stutzen. Bis zur Abschaffung der Dampflok vor 40 Jahren habe es zehn Meter breite Brandschutzstreifen entlang der Gleise gegeben, die später schlichtweg zugewachsen seien, sagte Niedersachsens Pro-Bahn-Chef Björn Gryschka. Früher seien zudem die den Gleisen am nächsten stehenden Bäume kurz gehalten worden, damit sie nicht auf die Schienen fallen und dahinter stehende Bäume bei einem Unwetter auffangen können.
Laut Bahn wird schon heute auf ausreichenden Abstand zwischen Vegetation und Zügen geachtet. "Alle Strecken werden durchgearbeitet, indem auf mindestens sechs Metern rechts und links der Gleise die Vegetation zurückgeschnitten wird", so die Sprecherin. Für neue Pflanzungen würden tiefwurzelnde Baumarten wie Eiche oder Blutahorn eingesetzt. "In fast allen Regionalbereichen der DB ist dieses Programm bereits vollständig umgesetzt."
Deutsche Bahn / Vegetationsrueckschnitt
Foto: Deutsche BahnDer V-Schnitt soll helfen
An sogenannten "Hot Spots" setzt die Bahn eigenen Angaben zufolge den sogenannte V-Schnitt ein: Dabei werden Bäume auch jenseits einer gerodeten Fläche von sechs Meter so beschnitten, dass die Höhe der Baumkronen stufenweise ansteigt. Für Maßnahmen an diesen Schwerpunkten seien weitere rund 16 Millionen Euro bereitgestellt worden, bis Ende 2017 würden fast 400 Kilometer mit dem V-Schnitt durchgearbeitet sein. Insgesamt seien mehr als 1000 Mitarbeiter im Vegetationsmanagement der DB Netz AG im Einsatz.
Ausfälle und Verspätungen: "Xavier" bremst Bahn aus
Aus Sicht von Pro Bahn reichen die bisherigen Maßnahmen jedoch nicht. Angesichts der Ausfälle drohten Fahrgäste wieder aufs Auto umzusteigen, sagte Pro-Bahn-Chef Karl-Peter Naumann dem SPIEGEL. Über einen stärkeren Rückschnitt müsse man "mit zunehmenden Stürmen sicherlich nachdenken".
"Xavier" hatte am Donnerstag an vielen Stellen Bäume auf Oberleitungen und Gleise stürzen lassen. Der Bahnverkehr kam daraufhin in Norddeutschland zeitweise komplett zum Erliegen und blieb am Tag nach dem Sturm schwer gestört. Im Norden und Osten der Republik waren die wichtigsten Fernverkehrsstrecken am Freitagvormittag noch immer gesperrt.