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Die rote Rebsorte stammt aus Frankreich. Rund 300 Synonyme bezeugen das hohe Alter und die weltweite Verbreitung. Die wichtigsten alphabetisch nach Ländern gruppiert sind Augustiner, Auvernas, Blauer Klevner, Blauer Spätburgunder, Frühschwarzer, Glasschwarz, Klävner, Klebroth, Klevner, Möhrchen, Moréote, Schwarzburgunder, Schwarzer, Schwarzer Burgunder, Schwarzer Traminer, Spätburgunder, Süßrot, Thalrother (Deutschland); Auvernat, Auvernas, Auvergnat, Berligout, Bourguignon, Clevner, Formentin Noir, Genetin de St. Menin, Morillon Noir, Mourillon, Noble Joué, Noirien Franc, Noirien Noir, Orléanais, Pignola, Pignolet, Pineau de Bourgogne, Pineau de Bourgoyne, Pineau de Chambertin, Pineau Noir, Pineau de Gevrey, Plant Doré, Rouget, Vert Doré (Frankreich); Pinot Nero (Italien); Cerna, Pino Ceren, Pino Fran, Pino Negru, Pino Nero (Moldawien); Blauburgunder, Blauer Burgunder, Blauer Klevner, Clevner, Klevner, Schwarzburgunder, Schwarzer Burgunder (Österreich); Pinot Cernii, Pinot Cherny (Russland); Blauburgunder, Burgunder, Clevner, Cortaillod, Dôle, Klävner, Klevner, Salvagnin Noir, Savagnin Noir (Schweiz); Burgundské Modré, Rulandské Modré (Slowakei); Rulandské Modré, Burgundské Modré (Tschechien); Kékburgundi, Kisburgundi, Nagyburgundi (Ungarn); Black Burgundy, Franc Pineau, Gamay Beaujolais (USA).

Herkunft

Es handelt sich um eine sehr alte Sorte. Über das Datum/Jahr, wann Pinot Noir in den einzelnen Ländern erstmals erwähnt bzw. aufgetaucht ist, gibt es unzählige Quellen/Varianten mit oft unterschiedlichen Jahreszahlen. Die Erwähnungen im 9. Jahrhundert im Zusammenhang mit Karl dem Großen (742-814) müssen als Legenden betrachtet werden (aber sind nicht auszuschließen), weil es unklar ist, welche Rebsorten genau gemeint waren. Jedenfalls zählt sie zu den klassischen Fränkischen Sorten und könnte mit dem Traminer (Savagnin Blanc) während der Zeit des Frankenreichs verbreitet worden sein. Als zuverlässige Jahresangaben gelten in Frankreich 1283 (Moreillon) und 1375 (Pinot Vermeil), in Deutschland 1470 (Clebroit = Klebroth) in der Gemeinde Hattenheim im Rheingau, in der Schweiz 1766 (Cortaillod) und in Österreich, Ungarn und Italien das 18. Jahrhundert.

Abstammung

Sie darf trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer oder Namens-Ähnlichkeiten nicht mit den Sorten Béclan, Blauburger, Blaufränkisch, Brun Fourca, Gamay (Dôle), Gouget Noir, Persan, Pineau d’Aunis, Tressot Noir oder Trousseau Noir verwechselt werden. Pinot Noir ist die Pinot-Ursorte mit vielen Spielarten bzw. Klonen und Mutationen. Mehrere DNA-Analysen aus jüngster Zeit ergaben eine Elternschaft zwischen unbekannter Muttersorte x Savagnin Blanc = Traminer (siehe dazu im Detail unter Pinot). Somatische Mutationen sind unter anderem Pinot Meunier (Schwarzriesling) und Samtrot.

Pinot-Sorten - Pino Blanc, Pinot Gris, Pinot Noir, Pinot Meunier, Frühburgunder

Abkömmlinge

Die Sorten Pinot Noir, Pinot Blanc und Pinot Gris haben ihre Gene durch natürliche Kreuzungen (häufig mit dem Partner Gouais Blanc) weitergegeben. Diese drei Sorten besitzen aber ein nahezu identisches DNA-Profil, weshalb bei natürlichen Kreuzungen durch DNA-Analysen nicht festgestellt werden kann, welche dies war. Deshalb wird nur Pinot angegeben (siehe dort). Pinot Noir zählt zu den besten Rebsorten der Welt, den Cépages nobles. Auf Grund der hervorragenden Eigenschaften war und ist die Rebe weltweit in vielen Ländern ein sehr beliebter Kreuzungspartner bei Neuzüchtungen. Das waren Balada (1), Belek, Bermet, Buket, Carmina, Carminoir, Diolinoir, Domina, Hebros, Jagodinka, Ketrosy, Kolor, Mol Kara, Orfej, Palestina, Petra, Pinotage, Pinot Nova, Pliniana, Prior, Rainha, Ravat Noir, Roter Milan, Schönburger, Skif, Vignoles und Župljanka.

Eigenschaften

Der deutsche Name Spätburgunder ist eigentlich irreführend, denn es handelt sich um eine früh reifende Sorte. Das „Spät“ ist eine Abgrenzung zum etwa zwei Wochen früher reifenden Frühburgunder (Mutation). Die Rebe ist empfindlich gegen Spätfröste, sowie anfällig für Verrieseln, beide Mehltauarten, Botrytis und Virenkrankheiten. Sie gedeiht am besten bei relativ kühlem Klima. Als ideal gilt der Burgund und vergleichbare Gebiete in höheren Lagen, wie sie in Europa in Teilen von Deutschland und der Schweiz, sowie in Übersee in Kanada, Oregon, Kalifornien (Carneros, Sonoma, Central Coast), Neuseeland und Australien (Victoria, Tasmania) vorkommen. Sie erbringt körperreiche, rubinrot-violette Rotweine mit harmonischen Säure- und Tannin-Gehalten, sowie sortentypischen, fruchtigen Aromen nach Beeren und Bittermandeln. Die Sorte ist besonders geeignet, das spezifische Terroir einzubringen, weil sie sensibel auf Unterschiede von Bodentyp und Mikroklima reagiert.

Pinot Noir - Weintraube und Blatt

Anbaugebiete

Im Burgund ist Pinot Noir die bestimmende Rotweinsorte. Dies hat zur vielen unterschiedlich eingestuften Parzellen bzw. dem System der Burgund-Klassifizierung geführt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Sorte als Basis für die ganz großen Burgunderweine wie z. B. von Domaine de la Romanée-Conti an der Côte d’Or. Ein Romanée-Conti Jahrgang 1990 dieses Weinguts zählt mit $ 28.112 für eine Flasche bei einer Auktion in 1996 bei Sotheby’s zu den teuersten Weinen der Welt. Im Burgund sind damit ~10.500 Hektar bepflanzt. In der Champagne belegt die Sorte ~13.000 Hektar, das sind rund 30% der Rebfläche. Dort wird er weiß gekeltert (Blanc de noirs) und ist neben Pinot Meunier und Chardonnay wichtiger Bestandteil feinster Champagner. Die französische Anbaufläche beträgt insgesamt 31.602 Hektar mit steigender Tendenz.

Außerhalb von Frankreich ist die Sorte Pinot Noir in nahezu allen Weinbauländern der Welt vertreten. In Deutschland belegt die Sorte unter der dort üblichen Bezeichnung Blauer Spätburgunder mit 11.762 Hektar Rebfläche mit steigender Tendenz den ersten Platz unter den Rotweinsorten und ist besonders in den Anbaugebieten Ahr, Baden, Pfalz, Rheinhessen und Württemberg weit verbreitet. In der Schweiz ist Pinot Noir die häufigste Rebsorte und belegt mit 4.209 Hektar rund ein Drittel der Gesamtfläche. In Sierre im Kanton Wallis wird jährlich der internationale Weinwettbewerb Mondial du Pinot Noir veranstaltet. In Österreich sind damit unter dem Namen Blauburgunder 616 Hektar mit steigender Tendenz bestockt.

Weitere Länder in Europa sind England (546 ha), Bulgarien (342 ha), Italien hauptsächlich in Südtirol (5.057 ha), Kasachstan (180 ha), Kroatien, Luxemburg (121 ha), Moldawien (2.366 ha), Nordmazedonien (500 ha), Portugal (130 ha), Rumänien (1.930 ha), Russland (918 ha), Spanien (969 ha), Tschechien (697 ha), Türkei (10 ha), Ukraine (385 ha) und Ungarn (1.092 ha).

In den USA löste im Jahre 2004 der Film „Sideways“ einen wahren Pinot-Noir-Boom in Kalifornien aus (zwei Pärchen besuchen kalifornische Weingüter, genießen Wein und philosophieren darüber). Hier wird sie auf insgesamt rund 15.000 Hektar angebaut; vor allem im Sonoma County und Monterey County. Weitere US-Staaten sind Idaho, Michigan, New Mexico, New York, Oregon, Texas Virginia und Washington . Insgesamt ergibt das in den USA 22.998 Hektar Rebfläche mit stark steigender Tendenz.

Weitere außereuropäische Länder sind Algerien, Argentinien (1.866 ha), Australien vor allen im Bundesstaat Victoria (4.806 ha), Brasilien (141 ha), Chile im kühleren Norden, sowie Bío Bío (4.091 ha), China (400 ha), Indien (100 ha), Israel, Japan (20 ha), Kanada (639 ha), Myanmar (7 ha), Neuseeland vor allem im Bereich Marlborough (5.514 ha), Peru (1 ha), Südafrika (1.153 ha), Thailand (1 ha) und Uruguay (56 ha). Im Jahre 2016 wurden insgesamt 105.480 Hektar Rebfläche mit weiterhin stark steigender Tendenz ausgewiesen. Die Sorte liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 12 (Statistik Kym Anderson).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

Stimmen unserer Mitglieder

Dr. Christa Hanten

Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.

Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien

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