Kämpfer des libyschen Übergangsrates NTC haben im Kampf um die Stadt Sirte einen großen Vorort erobert. Wie der Nachrichtensender Al Jazeera berichtete, rückten sie am Montagabend in das 20 Kilometer südlich gelegene Kasr Abu Hadi ein. Dies ist ein symbolisch wichtiger Erfolg, denn der gestürzte Diktator Muammar al-Gadhafi soll dort 1942 in einem Beduinenzelt geboren worden sein. Der größte Teil der knapp 5.000 Einwohner war offenbar vor dem Einmarsch geflohen.

Nach dreitägigen Kämpfen seien drei Viertel von Kasr Abu Hadi unter Kontrolle, sagte ein NTC-Kommandeur. Dabei seien die Soldaten des Übergangsrates von Gadhafis Getreuen mit Grad-Raketen und Maschinengewehrfeuer sowie durch Scharfschützen angegriffen worden. Bewohner von Kasr Abu Hadi klagten, wegen der Kämpfe sei die Versorgung mit Wasser, Medikamenten und Strom zusammengebrochen.

Der Chefarzt eines Feldhospitals westlich von Sirte berichtete, die Militärkommandeure der neuen libyschen Führung hätten einen Großangriff auf die Stadt angekündigt: "Sie haben mir gesagt, dass sie hereingehen, um Sirte zu erobern." In dem Feldhospital wurde in Erwartung zahlreicher Verletzter ein neues Behandlungszelt aufgebaut. Hunderte Bewohner flohen aus Sirte. Auf dem Weg aus der Stadt stauten sich vollbepackte Autos.

Krankenhaus von Granaten getroffen

Sirte ist eine der letzten Hochburgen der Anhänger Gadhafis. Sie leisten seit Wochen Widerstand gegen die vorrückenden Truppen der neuen Führung in Tripolis. Die humanitäre Lage in der Hafenstadt ist nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz katastrophal. Wegen des Mangels an Sauerstoffflaschen und Treibstoff für Notstromgeneratoren müssten viele Patienten des Krankenhauses in Sirte sterben. Bei den Kämpfen seien mehrere Geschosse in dem Krankenhaus eingeschlagen.