"Islamischer Staat" - Kampf um West-Mossul Irakische Truppen haben eine Großoffensive zur Vertreibung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus West-Mossul begonnen. In dem dicht besiedelten Gebiet droht ein blutiger Häuserkampf. Die neue Offensive verstärkt die Sorgen um die Zivilbevölkerung.

Die irakische Regierung hat den Beginn der Offensive zur Rückeroberung des Westteils von Mossul verkündet. "Unsere Truppen beginnen mit der Befreiung der Bürger vom Terror des IS", sagte der Premierminister Haider al-Abadi in einer kurzen Fernsehansprache. Nachdem sie Mitte Oktober eine Militäroffensive gestartet hatte, brachte die irakische Armee den Ostteil der Stadt vor knapp einem Monat mithilfe der internationalen Anti-IS-Koalition und kurdischer Peschmerga-Kämpfer wieder unter ihre Kontrolle. 

Zu Beginn der neuen Offensive forderte die Menschenrechtsorganisation Save The Children die irakischen Streitkräfte auf, Fluchtkorridore für Zivilisten einzurichten. Etwa 350.000 Kinder säßen noch im Westteil der Stadt fest. Die Militäroperation im Westen könnte sich jedoch als weit schwieriger erweisen, wie Experten vermuten. Der westliche Teil, der vom östlichen durch den Fluss Tigris getrennt wird, ist kleiner, aber dichter besiedelt und weiter unter der Kontrolle des IS.

Es drohe ein "Häuserkampf", noch blutiger und härter als im Ostteil der Stadt, sagte der Sicherheitsexperte Patrick Skinner von der Beratungsfirma Soufan Group. Die Straßen rund um das historische Zentrum in West-Mossul sind eng und für große Militärfahrzeuge oft nicht passierbar. Dies macht eine Eroberung schwierig, weil der IS sich dort besser verschanzen und Sprengfallen aufstellen kann.

Zudem verfügt die IS-Miliz dort womöglich über einen größeren Rückhalt in der Bevölkerung als im Ostteil der Stadt. "Der Widerstand des IS könnte in dieser Gegend größer sein und es wird schwieriger, aber umso wichtiger sein, die Netzwerke der Dschihadisten nach der Rückeroberung zu zerstören", erklärte die Irak-Expertin Emily Anagnostos vom Institute for the Study of War in Washington.

Mossul

Es wird damit gerechnet, dass die irakischen Einheiten nun zunächst auf den am südlichen Stadtrand gelegenen Flughafen vorrücken, der vom IS gehalten ist. Dort waren am Sonntagmorgen Rauchfahnen zu sehen. Zuvor hatte das Militär nach Angaben des Verteidigungsministeriums Millionen Flugblätter über dem Gebiet abgeworfen, um die Bevölkerung zu warnen.

Die IS-Dschihadisten hatten 2014 weite Teile des Iraks erobert. Im Juni 2014, kurz nach der Eroberung von Mossul, hatte IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi dort bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte das "Kalifat" des IS in Teilen des Iraks und Syriens ausgerufen. Mittlerweile ist Mossul die letzte große Stadt im Irak, die noch teilweise vom IS gehalten wird.

Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass im Westen der Stadt bis zu 800.000 Zivilisten leben. Die UN-Koordinatorin für den Irak, Lise Grande, warnte vor Massenvertreibungen. Der Angriff könnte auch zu einer Belagerung der dicht bevölkerten Altstadt führen, sagte sie. "Das ist ein anderer Kampf mit enormen Auswirkungen für Zivilisten", sagte Grande.