Niederösterreich baut private Medizin-Uni

Niederoesterreich baut private MedizinUni
Niederoesterreich baut private MedizinUni(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Hochschulen. Während die öffentlichen Universitäten über Budgetengpässe klagen, fördert das Land Niederösterreich bis 2013 den Bau einer eigenen Privat-Uni.

Wien. Das Land Niederösterreich will künftig selbst für den medizinischen Nachwuchs sorgen. Die Errichtung einer Privat-Universität für Gesundheitswissenschaften in Krems ist seit gestern, Freitag, fix. Für Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) soll das Projekt vor allem den „intellektuellen Sog“ nach Wien eindämmen. Denn: Schon jetzt falle es schwer, frei werdende Stellen im Gesundheitsbereich nachzubesetzen.

Entstehen soll die Privat-Uni am Campus Krems, wo bereits eine private Hochschule für Zahnmedizin besteht. Entscheidend dabei war das „gute Wissenschafts- und Forschungsambiente“, so Pröll. Enttäuscht zeigt man sich in der Landeshauptstadt: „Das ist für St. Pölten ein herber Rückschlag“, so Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ). Schwerpunkte der neuen Universität sollen neben der Humanmedizin die Medizintechnik sowie die Gesundheitsökonomie sein. Den für die Ernennung zur Universität notwendigen Akkreditierungsantrag will man noch in diesem Jahr einbringen. Als Studienbeginn wird der 1.Oktober 2013 angestrebt. Gestartet werden soll mit rund 80 Studierenden, im Vollausbau sollte die Privat-Uni zwischen 600 und 700 Studierende fassen können.

Ein Unikum ist, dass sich an der Privat-Uni vorwiegend öffentliche Hochschulen beteiligen. Denn die Gesellschafter der neuen Uni sind die Medizinische Uni Wien, die Technische Uni Wien, die Donau-Uni Krems sowie die IMC Fachhochschule Krems. Als Partner wird die niederösterreichische Landeskliniken-Holding fungieren. Das Land selbst will das Projekt begleiten und mittels finanzieller Unterstützung für eine optimale Infrastruktur sorgen. Obwohl man sich mit der neuen Hochschule – an der großteils auf Englisch unterrichtet werden soll – vor allem international gut positionieren will, möchte man vor allem viele niederösterreichische Studierende ansprechen. Ein geeignetes Stipendiensystem, das es noch auszuarbeiten gilt, soll dabei helfen. Wie hoch die Studiengebühren an der privaten Institution sein sollen, darüber hielt man sich noch bedeckt.

Die Lehrenden sollen zu einem Großteil von den beteiligten Unis und FH zur Verfügung gestellt werden. Für jene Posten, die so nicht besetzt werden können, müsse man Professoren berufen. Einen wesentlichen Vorteil an der Kooperation sieht der Rektor der Med-Uni Wien, Wolfgang Schütz, darin, dass an der Privat-Uni bereits die neue Bologna-Struktur umgesetzt werden muss. Da auch die Medizin-Uni künftig auf Bachelor- und Masterstudien umstellen muss, könne man hier wertvolle Erfahrungen sammeln.

Ministerium pocht auf Finanzierungsverbot

Die Errichtung der Uni kommt zu einem bildungspolitisch brisanten Zeitpunkt. Die öffentlichen Unis klagen über Budgetengpässe und fordern mehr Geld vom Bund. Dass das Land sich nun für die Finanzierung einer privaten Institution entschieden hat, sorgt da vielerorts für Unverständnis. Vom Bund darf es per Gesetz kein Geld für eine private Uni geben. (Mit-)Finanziert darf diese nur von Ländern, Städten und Mäzenen werden. An der neuen Privat-Uni ist die Situation komplex: Durch die als Gesellschafter beteiligten öffentlichen Unis könnte es zur versteckten Querfinanzierung durch Bundesmittel kommen. Man habe aber „die entsprechenden Instrumente, die Einhaltung des Finanzierungsverbots sicherzustellen“, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. Bei der Akkreditierung werde man Finanz- und Personalplan genau prüfen. „Mir ist wichtig, dass die Qualität stimmt“, so Ministerin Beatrix Karl (ÖVP) zur „Presse“.

Privat-Unis kämpfen mit Problemen

Das Finanzierungsverbot wurde bereits zum Problem für so manche Betreiber. Die TCM-Privat-Uni musste 2009 aus Geldmangel ihre Tore schließen. Anders als etwa in den USA, wo sie als Elite-Institutionen gelten, wurde die erste Privat-Uni in Österreich erst 2000 gegründet. Seit Kurzem gibt es 13 Privat-Unis in Österreich, neuester Zugang ist die Peace University im Burgenland. Aber: Nur zwei Prozent aller Studierenden sind an einer Privat-Uni, oft eilt ihnen der Ruf als Hochschule „zweiter Klasse“ voraus. In die Medien gerieten sie in den vergangenen Jahren durch negative Schlagzeilen. Der Wiener Imadec-University wurde der Universitäts-Status entzogen. Auch die Tiroler Privat-Uni Umit geriet in Turbulenzen. Wegen schlechter Betreuungsverhältnisse und mangelnder wissenschaftlicher Ausrichtung wurde ihr 2010 die Erlaubnis für das Doktoratsstudium Gesundheitswissenschaften entzogen.

Das Aus bedeutet die Errichtung der Privat-Uni wohl auch für eine öffentliche Med-Uni in Oberösterreich. In Linz machte man seit Jahren Druck – vom Wissenschaftsministerium bekam das Land stets einen Korb.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2011)

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