Intensivbett
ORF
ORF
Coronavirus

Spitalsbelegung als CoV-Leitindikator zu wenig

Die Belegung der Spitalsbetten soll künftig als Leitindikator für Verschärfungen der CoV-Maßnahmen gelten. Doch diese Zahl allein würde nicht ausreichen, kritisieren Mediziner – ihrer Ansicht nach sei das Miteinbeziehen verschiedener Faktoren notwendig.

Die Antwort auf steigende Infektionszahlen müsse die Impfung und nicht der Lockdown sein, so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch nach einem Treffen mit den Landeshauptleuten. Bei steigenden CoV-Zahlen soll daher künftig für Ungeimpfte ein Stufenplan gelten – mehr dazu in Stufenplan: Einschränkungen für Ungeimpfte (news.ORF.at) und in Stufenplan für Ungeimpfte ab 15. September.

Blick auf mehrere Faktoren notwendig

War bisher die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche die Kennzahl, so ist es künftig die Zahl der Spitalspatienten, so Kurz bereits am Montag im ORF-„Sommergespräch“ – mehr dazu in „Sicherlich keine Lockdowns“ für Geimpfte (news.ORF.at).

Kritik dazu kommt aus der Medizin: Nur auf die Zahl der CoV-Patienten in den Spitälern zu schauen, um etwaige Maßnahmen einzuführen, wird zu wenig sein, sagt etwa der Infektiologe Bernhard Haas: „Naja, den einen perfekten Wert von dem sich die perfekten Corona-Maßnahmen ableiten lassen, den hat es wahrscheinlich in der letzten Zeit – in der ganzen Pandemie noch nie gegeben. Es wird weiter sicherlich notwendig sein, mehrere Faktoren im Blick zu haben. Jedoch glaube ich, dass mit Fortschreiten der Impfungen verschiedene Gewichtungen der Daten notwendig sein werden.“

Man müsse sich etwa auch anschauen, in welchem Ausmaß sich die Zahl der Patienten in einem bestimmten Zeitraum erhöhe. Ähnlich sieht das auch die Leiterin der Intensivmedizin am LKH West, Natalija Cokic: Sie sagt, die Zahl der Patienten sei wichtig, allerdings müsse man natürlich auch andere Entwicklungen beobachten, etwa die Infektionszahlen.

„Wir können nicht in die Glaskugel schauen“

Wie genau sich Herbst und Winter entwickeln werden, sei derzeit nicht abschätzbar, so Cokic: „Wir können nicht in die Glaskugel schauen, wie es sich jetzt entwickelt – wir können einfach nur klug sein und hoffen, dass es durch die Impfung diesen schnellen Anstieg nicht mehr geben wird.“

Denn obwohl im Moment keine Gefahr für eine Überlastung bestehe, so könne sich das in kürzester Zeit ändern, und dann könnte wieder jeder betroffen sein, der ein Spitalsbett braucht. Derzeit sind laut KAGes in den steirischen Spitälern 73 CoV-Patienten, 15 davon auf Intensivstationen – im vergangenen Winter waren steiermarkweit mehr als 660 Menschen auf der Normalstation und knapp 130 auf Intensivstationen.