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Kandidat Joachim Gauck Für die CDU würde ich auch antreten!

Kandidat Joachim Gauck: Für die CDU würde ich auch antreten!
Joachim Gauck
Wird er der neue Bundespräsident?
Bereit! Der Präsidentschaftskandidat von SPD und Grünen, Joachim Gauck
Foto: Hans-Christian Plambeck
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04.06.2010 - 23:48 UHR
Von ROLF KLEINE

BILD: Herr Gauck, warum wollen Sie Bundespräsident werden?

Bei der Präsidentenwahl (30. Juni) durch die Bundesversammlung (1244 Mitglieder – je 622 von Bundestag und Landtagen) haben CDU/CDU und FDP voraussichtlich eine satte Mehrheit: max. 646 Stimmen, das sind 23 mehr als nötig.

Joachim Gauck: Weil ich gefragt worden bin, ob ich für dieses wichtige Amt kandidiere. Ich bin seit vielen Jahren mit einer Botschaft unterwegs, die lautet: Wir müssen dieses Land gestalten, jeder an seinem Platz, Verantwortung übernehmen. Da kann man doch jetzt nicht Nein sagen.

BILD: Hätten Sie auch Ja gesagt, wenn die Kanzlerin Sie gefragt hätte?

Gauck: Meine Antwort wäre begeistert ausgefallen. Ich hätte mich gefreut und hätte Ja gesagt.

BILD: Bei der Präsidentenwahl am 30. Juni kandidiert ein Westdeutscher gegen einen Bewerber aus dem Osten. Ist das 20 Jahre nach der Einheit noch zeitgemäß?

Gauck: Ich kann nichts dafür, dass ich in Rostock geboren wurde. Christian Wulff kann nichts dafür, dass er in Osnabrück geboren wurde.

BILD: Wäre Christian Wulff ein guter Bundespräsident?

Gauck: Selbstverständlich.

BILD: Könnten Sie sich vorstellen, vor der Wahl eine öffentliche Diskussion mit Wulff zu führen?

Gauck: Ich halte nichts von Veranstaltungen, die in die Nähe von Wahlkampf kommen, und ich werde versuchen, diesen Anschein zu vermeiden. Und wenn mich jemand einlädt, sei es ein Parlament oder eine Fraktion, dann gehe ich hin und mache mich dort bekannt. Ich freue mich auf viele interessante Begegnungen und Gespräche.

BILD: Würden Sie auch in die Bundestagsfraktion der Linken gehen?

Gauck: Wenn ich höflich eingeladen werde, werde ich höflich hingehen und danach Ausschau halten, ob es bei denen Unterstützer der politischen Aufklärung gibt ...

BILD: Die Linken sind gegen Sie, weil Sie immer wieder Machenschaften der Stasi aufgedeckten.

Bundespräsidentenwahl
Gauck sieht für sich
geringe Chancen
Joachim Gauck
Respektsperson über
Parteigrenzen hinweg

Gauck: ... ein Teil der Partei der Linken, jener Teil, der von einem Systemwechsel träumt, ist deutlich unterschieden von meinem politischen Denken. Ich will unser politisches System nicht wechseln, ich möchte es verbessern. Deshalb bin ich skeptisch gegenüber denen, die sich nicht eindeutig verabschieden können von einer Diktatur – und die eine Diktatur nicht Diktatur nennen können.

BILD: Wenn Sie gewählt würden, was wäre Ihre erste Botschaft an die Deutschen?

Gauck: (lacht) Die würde ich mir lieber aufheben bis es soweit ist. Aber Sie dürfen davon ausgehen, dass in dieser Botschaft etwas davon vorkommen würde, was ich den Menschen auch sonst sage: Fürchtet euch nicht vor der Freiheit, nehmt sie als Verantwortung und mit Freude an. Das macht das Leben reich und stark.

BILD: Sind Sie ein risikofreudiger Mensch?

Gauck: Ich weiß, dass zum Leben Risiken gehören, ich suche sie nicht. Aber ich weiß, dass man ihnen nicht immer ausweichen kann. Jedenfalls halte ich mich nicht für feige ...

BILD: Mit wem haben Sie beraten, bevor Sie der Kandidatur zugestimmt haben?

Gauck: Das lief alles sehr kurzfristig ab – nach einer kurzen Überlegung. Ich bin mit mir selber zu Rate gegangen und habe schnell begriffen: Ich darf zu so einer Nachfrage nicht Nein sagen. Das ist mein Verständnis von Verantwortung.

BILD: Nach dem Köhler-Rücktritt hieß es: Das ist der Beweis, dass Quereinsteiger den Job nicht können. Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie diesem Amt gewachsen sind?

Gauck: Ich hatte 10 Jahre ein öffentliches Amt inne, hatte eine Behörde zu leiten von der Größe eines Ministeriums. Da gab es – wie in der Politik – Konflikte mit unterschiedlichen Lagern. Ich habe begriffen, was es heißt, dem Land zu dienen. Wenn man Verantwortung und Mut zusammenbringt, dann darf man nicht weglaufen vor schwierigen Fragen und vor schwierigen Problemen.

BILD: Haben Parteien in Deutschland zu viel Macht?

Gauck: Parteien haben – wie andere Institutionen auch – die Neigung, sich als Wichtigstes anzusehen, das es gibt. Es bleibt aber wichtig, dass sie sich auf ihren verfassungsmäßigen Auftrag beschränken. Wenn die Bürger allerdings den Eindruck bekommen, dass die Parteien den Staat in Besitz nehmen, dann läuft etwas schief. Dies ist der Staat der Bürger und nicht der Parteien.

BILD: Herr Gauck, wie beschreiben Sie Ihr Verhältnis zu Deutschland?

Gauck: Meine Liebe zur Freiheit verbindet mich mit diesem wunderbaren, freiheitlichen Land...

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