Prof. Dr. Arnulf Baring
Zeithistoriker und Politikwissenschaftler

Viele, viele Millionen Menschen haben im 20. Jahrhundert ihre Heimat verlassen müssen, den schmerzlichsten Verlust erlitten, den ein Mensch jenseits der eigenen Familie erleben kann. In unseren Tagen erfahren wir aufs Neue, dass die Schrecken der Vertreibung nicht der Vergangenheit angehören, nicht eine bloße Erinnerung geworden sind. Es ist daher dringend notwendig, in einem Zentrum gegen Vertreibungen mahnend daran zu erinnern, dass die Heimat ein Menschenrecht ist und der gewaltsame Verlust der Heimat immer und überall ein schweres Unrecht bleibt.

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Dr. Peter Becher
Historiker, Adalbert-Stifter-Verein München

Mit dem Zentrum gegen Vertreibungen verbinde ich drei Anliegen. Es soll erstens dazu beitragen, die Empathie mit den Opfern deutscher Nationalität zu einem Akt der Selbstverständlichkeit zu machen und jene Distanzierung zu überwinden, die sich bis in die aktuelle Debatte hinein in einem Tonfall der Geringschätzung und der Verächtlichkeit äußert.

Mit ihm soll zweitens der Kontext und die Vorgeschichte der Vertreibung der Deutschen aufgearbeitet und sowohl die Entstehung der Vertreibungsidee, als auch ihre Praktizierung im 20. Jahrhundert dokumentiert werden. Es geht dabei weder um die Anprangerung von Tätern noch um die Relativierung von Schuld, sondern um die Herausarbeitung des vielschichtigen Prozesses von Wirkungen und Wechselwirkungen, der Vertreibungen zu einem Mittel der Machtpolitik werden lassen konnte.

Schließlich sehe ich ein drittes Anliegen des Zentrums darin, auf gegenwärtige Vertreibungen hinzuweisen. Es soll dazu beitragen, Vertreibungen weltweit als Mittel der Politik zu ächten und ihre Durchführung zu erschweren.

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Dr. Rolf-E. Breuer


"Wir Deutsche wissen aus unserer eigenen Geschichte nur zu gut, welches Leid mit Vertreibung verbunden ist. Dies sollte uns Mahnung sein zu verhindern, daß sich derartiges Unheil wiederholt. Menschen haben das Bedürfnis und Recht auf Heimat. Die Verwurzelung im Vertrauten und das friedliche Zusammenleben der Völker sind kein Widerspruch, sie sind vielmehr zwei Seiten derselben Medaille. In diesem Sinne kommt der gemeinnützigen Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen" eine herausragende Bedeutung zu. Ich wünsche ihr für ihre verantwortungsvolle Arbeit viel Erfolg."

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Prof. Dr. Axel Frhr. von Campenhausen
Öffentlichrechtler, ehem. Vorsitzender Bundesverband Deutscher Stiftungen e. V.

Verdrängen und Vergessen ist keine Grundlage für ein friedliches Miteinander, ganz besonders nach einem schweren Verstoß gegen das Völker- und Menschenrecht. Niemand kann nach fünfzig Jahren das Rad der Geschichte zurück drehen. Aber, dass ein Bevölkerungsteil des Vielvölkerstaates der ehemaligen Tschechoslowakei einen anderen Bevölkerungsteil ermordete, vertrieb und enteignete und machte, als habe dieser ein Gastrecht verspielt, kann keine Grundlage für ein Zusammenleben im künftigen Europa sein. Auch hier gilt, dass Erinnerung frei macht zur Anerkennung dieser Untaten. Die moralische Befreiung wird den Weg in ein künftiges Europa eröffnen.

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Burkard Dregger, LL.M.
Rechtsanwalt, Präsident Alliance of Business Lawyers

"Eine freie und gerechte Zukunft lässt sich nur auf Wahrheit gründen. Wahrheit darf nicht unterdrückt werden. Daher unterstütze ich das Zentrum gegen Vertreibungen."

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Joachim Gauck
Theologe und Bürgerrechtler

Ich begrüße und unterstütze die Absicht, ein Zentrum gegen Vertreibungen zu schaffen.
Der angemessene Ort ist Berlin.
Hier, am Ort verschiedener "Topografien des Terrors", dem Ort der Wannseekonferenz und der Stasizentrale, dem einstigen Regierungssitz brauner und roter Despoten, hier haben wir unsere Regierung und unser Parlament. Hier werden wir an verschiedenen Stellen und später zentral an die größte deutsche Schuld, die Ermordung der Juden durch Deutsche, erinnert.
Hier, wo die wichtigsten Entscheidungen des politischen Alltags fallen und die zentralen Erinnerungsorte sind, hier in Berlin wird das Zentrum zu errichten sein.

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Eberhard Gienger MdB
Reckturnweltmeister

"Vertreibung ist kein Thema, das nur die Vertriebenen betrifft. Durch den Zustrom von Millionen deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich unser Land maßgeblich verändert. Und bis heute sehen und hören wir von Vertreibungsverbrechen in aller Welt. Es wird Zeit, dass diese menschlichen Katastrophen umfassend aufgearbeitet werden. Daran kann und sollte sich jeder beteiligen, egal ob Vertriebener oder nicht."

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Dr. Otto v. Habsburg-Lothringen
Publizist

Es ist gut, dass ein Platz geschaffen wird, an dem die ganze Vertreibung dokumentiert wird, damit die Menschen nicht vergessen, was geschehen ist. Und es ist gut, dass wir daraus lernen, wie solche Dinge in Zukunft verhindert werden können. Vertreibung ist kein Problem von gestern. Solange die Völker nicht das Selbstbestimmungsrecht anderer Völker akzeptieren, kann es immer wieder zu solch furchtbaren Dingen kommen.

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Prof. Dr. Walter Homolka
Rabbiner, Member of the Executive Board World Union for Progressive Judaism

Juden waren von jeher Zeugen unzähliger Vertreibungen. Mit meiner Unterstützung will ich deutlich machen: Vertreibung ist ein Verbrechen. Meine Hoffnung ist: aus der Erinnerung eigenen Leides soll Empathie erwachsen für das historische Leid, das Deutsche anderen zugefügt haben. Das ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN kann hier Einmaliges leisten als Symbol deutscher Einsicht und Umkehr. Deshalb plädiere ich für den Standort Berlin, um die Erinnerung in die Mitte der Nation zu holen.

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Bernhard Jagoda
ehem. Präsident der Bundesanstalt für Arbeit

Das Thema "Vertreibung" ist auch zu Beginn des neuen Jahrhunderts erschreckend aktuell. Mehr als 21 Millionen Menschen, so die Schätzungen der Vereinten Nationen, sind weltweit auf der Flucht oder Opfer von Vertreibung.

Unter welchem Vorwand sie auch immer geschieht, Vertreibung ist stets ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Und weil die Integration der Vertriebenen in ihre neue Umgebung nicht erzwungen werden kann, ist Vertreibung häufig auch eine nicht versiegende Quelle politischer, sozialer und wirtschaftlicher Instabilität.

Dass dies nach dem 2. Weltkrieg so nicht eingetreten ist, haben wir den Frauen und Männern zu verdanken, die im Geiste der "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" auf Rache und Vergeltung verzichteten und alle ihre Kräfte für den Wiederaufbau sowie die Schaffung eines geeinten Europas einsetzten. Diese friedensstiftende Charta wurde bereits 1950 öffentlich verkündet. Die Integration der Heimatvertriebenen war eine historische Leistung, die auch für die Zukunft verpflichtet.

Es geht nicht darum, die Verbrechen der Deutschen unter dem Nazi-Regime zu relativieren. Vielmehr wird ein "Zentrum gegen Vertreibungen" den Rahmen bieten, um die Mechanismen von Vertreibung aufzuarbeiten sowie Vertreibungen von Volksgruppen und Minderheiten bis in die Gegenwart zu dokumentieren.

Ein "Zentrum gegen Vertreibungen", das sich mit den unterschiedlichen Facetten der Vertreibung und ihrer Vermeidung auseinandersetzt, sendet die Botschaft der Mahnung und der Versöhnung aus. Mit Sitz in Berlin wirkt ein "Zentrum gegen Vertreibungen" über deutsche, sogar europäische Grenzen hinaus.

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Prof. Dr. Hellmuth Karasek
Journalist, Buchautor

Ich unterstütze das Zentrum gegen Vertreibungen, weil es eine geschichtliche Aufarbeitung und Besinnung nur geben kann, wenn es in der Überlieferung keine tabuisierten und blinden Flecken gibt.

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© Isolde Ohlbaum

Imre Kertesz
Schriftsteller, Literaturnobelpreisträger

Das Gedenken an die Vertreibung kann dem Gedenken an den Holocaust nicht entgegen gestellt werden. Das Erste schwächt das Zweite nicht ab, im Gegenteil, es stärkt sogar das Erinnern an das Zweite.

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Prof. Dr. iur. Eckart Klein
Völkerrechtler, Direktor Menschenrechtszentrum Potsdam

Mit der Errichtung des Zentrums gegen Vertreibungen wird ein wichtiges Zeichen gegen eine der schlimmsten der zahlreichen Verirrungen gesetzt, in die sich die Menschheit gerade in den letzten 100 Jahren bis in unsere Tage hinein gestürzt hat. Vertreibung aus der Heimat, auch wenn sie mit Begriffen wie Bevölkerungstransfer verniedlicht wird, hat stets schwere Menschenrechtsverletzungen zur Folge, die sehr häufig in der Vernichtung der physischen Existenz der betroffenen Menschen gipfeln. Vertreibung war nie ein rechtmäßiges Mittel der Politik. Es ist aber gut, daß dieser politische Irrweg heute deutlich angeprangert wird und eine Fülle rechtlicher Normen und politischer Aussagen das "Recht auf Heimat-" als Recht, in der Heimat zu bleiben und jederzeit dahin zurückzukehren, bekräftigt. Das Zentrum gegen Vertreibungen kann Entscheidendes dazu beitragen, das Bewußtsein an das Geschehene wachzuhalten und damit eine Wiederkehr solcher Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verhindern.

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Freya Klier
Schriftstellerin, Dokumentarfilmerin

Die Vertreibungen des 20.lahrhunderts lasten noch immer wie ein Schatten... samt ihrer massenhaft an Zivilisten vollzogenen Grausamkeiten. Wir werden ein versöhntes und tolerantes Europa nur dann gewinnen, wenn wir die Wurzeln solcher bevölkerungspolitischer "Flurbereinigungen" bloßlegen.

Das Zentrum gegen Vertreibungen bietet dafür eine außerordentliche Chance. Für mich ist es ein Ort der Handreichung. Ein Ort auch des gemeinsamen Lernens, daß Versöhnung historische Wahrhaftigkeit einschließt und die Überwindung jedes völkischen Denkens.

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György Konrad
Schriftsteller, ehem. Präsident Akademie der Künste

E T H N I S C H E   S Ä U B E R U N G - Allein schon das Wort ist abscheulich. Schmutz wäre der, der vertrieben, der verschleppt wird? Wünschenswert wäre, ihn verschwinden zu lassen? Die euphemistische und ohne Anführungszeichen erfolgende Übernahme eines unflätig rassistischen Wortes in den internationalen Sprachgebrauch markiert das zweideutige Verhältnis der Zuständigen zum Thema.

Das Recht des Menschen auf jenes Territorium, jene Gegend, jene Siedlung, wo er lebt, wo er gelebt hat, wo seine Vorfahren gelebt haben, ist ein elementares und grundlegendes Menschenrecht.

Die gewaltsame Trennung des Menschen von seinem Wohnort ist halber Mord.

Daß der Mensch mit Gewalt vertrieben, von Dort weggebracht werden kann, wo er lebt, dieser Brauch entspringt jenem politischen Wahnsinn, der mit den Etatismen des zwanzigsten Jahrhunderts einhergegangen ist.

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Prof. Dr. Rudolf Kucera
Politikwissenschaftler, Karlsuniversität Prag, Tschechien

Das ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN unterstütze ich vor allem aus dem Grund, dass ich es gegenüber den deutschen Vertreibungs- und Fluchtsopfern aus Osteuropa am Kriegsende für richtig und gerecht halte. Als das einzige tschechische Mitglied des wissenschaftlichen Rates des Zentrums möchte ich daran mitwirken, dass die Erinnerung und Erforschung dieser tragischen Ereignisse im europäischen Kontext verlaufen, zum Bestandteil deutscher und europäischer Identität werden und dem friedlichen Zusammenleben der geeinten europäischen Völker beitragen würden.

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Dr. Otto Graf Lambsdorff †
Ehrenvorsitzender der Freien Demokratischen Partei

Es ist traurig, dass wir uns auch im 21. Jahrhundert gegen Vertreibungen zur Wehr setzen müssen. Aber es ist wichtig. Denn Vertreibungen sind Menschenrechtsverletzungen, sie verletzen internationales Recht und bedeuten staatliche Willkür gegenüber Menschen, die ihnen meistens hilflos ausgeliefert sind.

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Franz Maget MdL
Vorsitzender der bayerischen SPD-Landtagsfraktion

"Ich möchte es halten wie Dr. Peter Glotz, der, wie ich, niemals Mitglied eines Vertriebenenverbandes war und dennoch immer deutlich gemacht hat, dass Vertreibung ein Verstoß gegen Menschen- und Völkerrecht darstellt.
Für mich ist es von Bedeutung, dass ein derartiges Zentrum, das an Vertreibung erinnert, überparteilich und übernational ausgerichtet ist, um unterschiedliche politische Kräfte aus möglichst vielen gesellschaftlichen Bereichen und auch aus den Nachbarstaaten Tschechien und Polen als Unterstützer zu gewinnen."

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Prof. Dr. Siegfried Matthus
Komponist

"Die Vertreibung und die Flucht aus meinem Heimatland sind ein Stück meiner Biografie. Ich war 1945 mitten in der Front, habe meine Eltern dort verloren (Jahre später dann allerdings wieder gefunden), habe das Elend, die Angst und die Todesfurcht als 10jähriger durchlitten und dann 44 Jahre lang meinen Geburtsort nicht besuchen können. Als ich dann wieder an den Grundmauern meines Geburtshauses stand, wurde mein Dorf von Vertriebenen aus der Gegend um Leningrad bewohnt, deren Dörfer im Krieg zerstört wurden und die in meiner verlassenen Heimat nie heimisch geworden sind.
Unter meinen Vorfahren gibt es viele Vertriebene – Salzburger, Hugenotten, Litauer. Meine Frau ist eine Vertriebene aus Breslau, unser Sohn ist Berliner. Meine Zugehörigkeit zum Zentrum gegen Vertreibungen will ich nutzen, damit zukünftig Vertriebene nur noch aus der Vergangenheit dokumentiert werden müssen"

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Prof. Dr. Christoph Pan
Sozialwissenschaftler Direktor Südtiroler Volksgruppen-Institut, Italien

Warum bin ich für das Zentrum gegen Vertreibungen?
Vertreibungen, so bedauernswert sie auch sind, sind Teil der europäischen Geschichte. Besonders Minderheiten waren ihre Opfer. Auch Südtiroler. Vertreibungen gab es in vielen Ländern Europas und viele Länder haben sich um die Aufnahme von Vertriebenen verdient gemacht, in manchen Ländern gab es sogar beides. Die Situation ist von Land zu Land verschieden und daher länderspezifisch aufzuarbeiten, unter Einschluß der Betroffenen. Nur so kann dieses traurige Kapitel der Geschichte Europas eines Tages bewältigt werden. Es ist höchste Zeit, damit zu beginnen. Daher gratuliere ich dem Bund der Vertriebenen in Deutschland, daß er die Initiative ergriffen hat und zur Tat geschritten ist mit der Gründung des Zentrums gegen Vertreibungen als unabhängige Stiftung, deren Ziele ich voll und ganz bejahe, nämlich Solidarität mit den Opfern zu bekunden und ihre Leiden nicht der Vergessenheit preiszugeben, die gemeinsame Vergangenheit im Geiste der Versöhnung aufzuarbeiten, den Dialog darüber zwischen Nachbarvölkern zu fördern und Vertreibungen weltweit zu ächten. Dieses Anliegen betrifft nicht nur Deutschland, sondern viele Staaten und Völker Europas, es ist daher ein zutiefst europäisches Anliegen. Als Südtiroler ist es mir eine Freude und Ehre, einen Beitrag dazu leisten zu dürfen.

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Manfred Freiherr von Richthofen
Unternehmer, Sportfunktionär

"Ist eine Forderung nach einem Zentrum gegen Vertreibung heute noch zeitgemäß und politisch gewollt? Ist eine derartige Einrichtung bei einer Jugend, die bereits die Vereinigungsgeschichte unseres Vaterlandes nicht mehr präsent hat, noch aktuell? Die international beachtete ZEIT Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff schreibt in ihrem Buch "Von gestern nach übermorgen":

"Am 21. Januar 1945 hatten wir uns zusammen auf den Weg gemacht, spät am Abend durch einen von den Ereignissen längst überholten Räumungsbefehl alarmiert und von dem immer näher rückenden Lärm des Krieges zur Eile getrieben. In nächtlicher Dunkelheit auf allen Höfen die Wagen packen. Die Scheunentore öffnen, das Vieh losbinden - das alles geschah wie im Traum und war das Werk weniger Stunden. Und dann begann der große Auszug aus dem gelobten Land der Heimat, nicht wie zu Abrahams Zeiten mit der Verheißung in ein Land, das ich dir zeigen werde', sondern ohne Ziel und ohne Führung hinaus in die Nacht."

Sollte dieser Geschichtsabschnitt vergessen sein? Und in einem Buch „Meine schlesischen Jahre" schreibt Georg Noth, Pfarrer an St. Elisabeth zu Breslau:

"An einem grauen Novembertage 1946 musste ich Breslau verlassen. Aus dem Waggon unseres Vertriebenentransportes sah ich durch die schmutzigen Fensterscheiben zum letzten Mal den Turm von St. Elisabeth über den Ruinen der Stadt. Dieser letzte Blick auf den nach oben weisenden Turm nahm die aus den Trümmern aufsteigende Angst. Erst jetzt erschloss sich mir das eingangs erwähnte Psalmwort Du bist meine Zuversicht, ein starker Turm vor meinen Feinden'."

Der 2. Weltkrieg endete mit der Besetzung Schlesiens durch die Rote Armee und der nachfolgenden Okkupation durch Polen bei gleichzeitiger Vertreibung der ansässigen deutschen Bevölkerung. Viele Betroffenen - so auch meine Familie -, die die Nazi-Diktatur ablehnten, meinten, dass die Begleitumstände der Austreibung jeder Humanität spotteten. Ich weiß sehr wohl, wie sich Deutsche im Rahmen des Polen-Feldzuges verhielten. Dennoch sah sich der englische Premierminister Churchill veranlasst, diesen in der modernen Geschichte Europas einmaligen Vorgang als eine Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes' zu bezeichnen.

Ist es nicht an der Zeit, diese für viele Menschen folgenschweren Vorgänge aufzuarbeiten und in einem Zentrum gegen Vertreibung zu dokumentieren?

Ich schließe mich dem Ziel der Verantwortlichen des Bundes der Vertriebenen an und meine, das Zentrum gegen Vertreibungen soll Ort der Mahnung sein, Vertreibung weltweit zu ächten und in einen Dialog mit den Nachbarvölkern einzutreten und im Geiste der Versöhnung die nachfolgenden Generationen zu mobilisieren."

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Prof. Heinz Ruhnau
Staatssekretär a.D.

Die Bundesregierung hat nun endlich die Idee der Stiftung der Deutschen Heimatvertriebenen zur Gründung eines Zentrums gegen Vertreibungen aufgenommen. Noch nicht so ganz, wie das "linke Flügelschlagen" ja gezeigt hat, aber der Rest wird sich durch die Eigengesetzlichkeit der Vorgänge erledigen. Frau Steinbach hat dieser Idee mit großer Energie, Weitsicht und Stehvermögen zur Realisierung verholfen.

Nun kommt der zweite Teil unserer Aufgabe, denn ein Teil der schlummernden Probleme ist mit einem Gedenkstein nicht zu lösen. Bei dieser Diskussion der nächsten Jahrzehnte dürfen wir uns auch nicht scheuen, jemandem auf den "Fuß zu treten". Unsere polnischen und tschechischen Nachbarn müssen sich endlich auf den Weg machen, das als Unmenschlichkeit anzuerkennen, wofür sie verantwortlich sind. Nicht im Sinne der von vielen unserer Nachbarn immer wieder beschworenen Kollektivschuld der Deutschen. "Genetische Schuld", hat der frühere Botschafter Wernon Walters gesagt, "ist auch Rassismus". Diese einfache, holzschnittartige Beurteilung der deutschen Geschichte, die müssen wir auch irgendwann beenden.

Wir haben unseren Teil zur Aufarbeitung dessen, wofür wir verantwortlich sind, geleistet - offen, ehrlich und manchmal auch unter großen Schmerzen. Ich bin froh, dass wir heute ein anderes Verhältnis zu den Opfern der Deutschen bekommen. Denn Angst habe ich nicht vor denen, die ihre Opfer betrauern, sondern Angst habe ich vor denen, die deutsche Friedhöfe vernichten.

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Prof. Dr. Rüdiger Safranski
Philosoph, Schriftsteller

Die Hauptstadt Berlin ist ein Zentrum der Erinnerungs- und Gedächtniskultur, dort gehört das Zentrum hin. Es ist ja ausdrücklich - was gerne übersehen wird - von einem "Zentrum gegen Vertreibungen" die Rede, im Plural. Die Vertreibung der Deutschen ist Teil der großen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, und es ist klar, dass dieser Vertreibung die Verbrechen der Nationalsozialisten vorausgingen. Es muss aber auch klar sein: Ein Verbrechen hört nicht auf, ein Verbrechen zu sein, wenn es in Reaktion auf ein anderes Verbrechen begangen wurde. Man muss die Dinge beim Namen nennen, das gehört zur geistigen Hygiene.

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Prof. Dr. Peter Scholl-Latour
Journalist

Seit dem Zweiten Weltkrieg ist das Thema der Vertreibung ganzer Völkerschaften zu einem brennenden Anliegen unserer Welt geworden. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Phänomen, das schon die ganze Menschheitsgeschichte begleitet hat.

Die Völkerwanderungen, die sehr oft das Resultat von brutaler Vertreibung gewesen sind, gehören in dieses tragische Kapitel und sie haben sich in sämtlichen Erdteilen abgespielt. Mit den Mitteln der modernen Kommunikation und der internationalen Organisationen sollte es heute möglich sein, die Wiederholung solcher Ausschreitungen zu verhindern.

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Prof. Dr. Christoph Stölzl
Historiker, Vizepräsident Berliner Abgeordnetenhaus

Zur gemeinsamen europäischen Erinnerung gehören die traumatischen Erfahrungen von Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert. Es ist wichtig, dass die Europäer sich umfassend über diese Vorgänge informieren können. Berlin, im Herzen Europas gelegen, ist der richtige Ort für einen solchen Ort der Dokumentation auch deshalb, weil sich hier wichtige Institutionen der Geschichtsinformation befinden: Das "Deutsche Historische Museum", das "Jüdische Museum", die Topographie des Terrors", die "Gedenkstätte Deutscher Widerstand", das "Deutsch-russische Museum Berlin-Karlshorst", die "Gedenkstätte Villa der Wannseekonferenz" und der "Ort der Information" im "Denkmal für die ermordeten Juden Europas".

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Prof. Dr. iur. Peter-Christoph Storm
Umweltrechtler

"Entwurzelt zu sein ist das schwerste Los, das Menschen treffen kann." Mit diesen Worten beschließt meine Mutter, die schlesische Schriftstellerin Ruth Storm, ihr Tagebuch der Vertreibung aus dem Riesengebirge im Jahre 1946. Damit Vertreibungen als Menschenrechtsverletzung erkannt und als Mittel der Politik geächtet werden, bedarf es der historischen Aufarbeitung und anschaulichen Darstellung ihrer Ursachen, Abläufe und Folgen. Die Tugend des Erinnerns erweist sich dabei auch als eine Grundlage der Versöhnung. Das ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN in Berlin ist ein besonders geeigneter Ort, diese zukunftsweisende Erinnerungsarbeit zu bündeln.

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Prof. Michael Wolffsohn
Historiker, Bundeswehruniversität München

Wie kann man sich dem Anliegen eines "Zentrums gegen Vertreibungen" verschließen? Nur Befürworter von Vertreibungen. Das Eintreten gegen Vertreibungen muss überparteilich und unabhängig von Herkunft und Ideologie sein.

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Prof. Dr. Alfred M. de Zayas
Völkerrechtler, Generalsekr. PEN-Club Genf, Schweiz

Das Berliner Zentrum gegen Vertreibungen ist das erste internationale Zentrum für die Förderung des universellen Menschenrechts auf die Heimat. Das menschliche Bedürfnis nach Sesshaftigkeit, Behausung und Familiengründung stellt eine Voraussetzung für die Entwicklung der Identität und der Kultur dar. Dank jener seelischen Bindung und der positiven Anhänglichkeit des Menschen an seine Heimat entfaltet sich eine besonders produktive Kraft für die Gesellschaft. Denn: wer seine Heimat liebt, arbeitet für sie zugunsten der nächsten und übernächsten Generation."

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Tilman Zülch
Vorsitzender Gesellschaft für bedrohte Völker Göttingen

Es sollte sich nie wieder ereignen, auch nicht in Europa. Und doch gehören Massenvertreibungen wieder zum europäischen Alltag. Begleitet von Vergewaltigungen, Massentötungen und sogar - wie in Bosnien - von der Errichtung von Konzentrationslagern. 1974 vertrieb die türkische Armee 200000 Zyprioten. 1991 traf es Hunderttausende Kroaten. Dann, 1992 bis 1994, wurden 1,5 Millionen Bosniaken Opfer der Aggression serbischer Truppen. 1995 schließlich vertrieb die kroatische Armee 200 000 serbische Zivilisten aus der Krajina, 1998/1999 mussten 1,5 Millionen Albaner vor serbischen Truppen flüchten. Wenige Monate später, zerstörten albanische Extremisten unter den Augen der NATO-Truppen die Dörfer der Roma, Aschkali, Bosniaken und Serben des Kosovo. Wieder wurden Hunderttausende vertrieben.

Erneut wird Millionen Europäern, darunter Angehörige vieler Nationalitäten, das Recht auf Rückkehr in die Heimatorte vorenthalten. Wer die Vergangenheit der Massenvertreibungen tabuisiert, ermutigt Nachfolgetäter, duldet einmal mehr, dass Großmächte Flucht und Vertreibung aus politischem Kalkül hinnehmen. Als "ethnische Säuberung" verharmlost wurde Vertreibung als Mittel europäischer Politik wieder hoffähig.

Gefragt ist jetzt Vergangenheitsbewältigung in Sachen Vertreibung - auch der deutschen. Kriegsverbrechen müssen immer und überall verurteilt werden. Für die Vernichtung von Millionen Ostdeutschen gibt es keine Rechtfertigung. Die Maßstäbe des Haager Kriegsverbrechertribunals, von Human Rights Watch, der Gesellschaft für bedrohte Völker oder amnesty international müssen immer und überall Gültigkeit haben, genauso wie die UN-Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes. Auch deshalb müssen Vertreibungsdekrete mitteleuropäischer Staaten endlich fallen, damit jeder Europäer begreift: Massenvertreibung zählt zu den schlimmsten Verbrechen, zu denen Menschen fähig sind.

Dass sich eine große Zahl der Deutschen der Schrecken und Leiden der Massenvertreibung der Ostdeutschen durchaus noch erinnert, zeigte ihre spontane Gastfreundschaft 1992/93, als sie mehr als 360.000 bosnische Genozidflüchtlinge aufnahmen.

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