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Ahmed Schafik oder Mohammed Mursi? Lange mussten die Menschen auf das Ergebnis der Stichwahl warten - nun ist klar: Der Kandidat der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, hat die Abstimmung um das Präsidentenamt in Ägypten gewonnen. Mursi erhielt demzufolge 51,7 Prozent der Stimmen, während sein Rivale, der frühere Ministerpräsident Schafik, auf 48,3 Prozent kam. Die Wahlbeteiligung lag den Angaben zufolge bei 51 Prozent.
Eigentlich sollte das Ergebnis der Stichwahl bereits am Donnerstag verkündet werden, die Wahlkommission verschob die Bekanntgabe aber wegen vieler Beschwerden über den Wahlverlauf.
Mursi tritt die Nachfolge des gestürzten Langzeitpräsidenten Hosni Mubarak an, der nach Massenprotesten im Februar 2011 zurückgetreten war. Zum ersten Mal in der Geschichte Ägyptens wird damit ein Vertreter des Islamismus Staatsoberhaupt.
Die USA gratulierten Mursi zu seinem Wahlerfolg. Die Wahl sei ein Meilenstein auf dem Weg Ägyptens zur Demokratie. Die neue ägyptische Regierung müsse ihre Rolle als "Eckpfeiler des regionalen Friedens" erfüllen, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses. Eine wichtige Aufgabe Mursis sei es, "in dieser historischen Zeit Schritte zu unternehmen, um die nationale Einheit voranzubringen" und in einem nationalen Dialog eine neue Regierung zu bilden.
Auch aus Israel kamen Reaktionen zum Wahlausgang im Nachbarland. Israel schätze den "demokratischen Prozess" in Ägypten und respektiere den Wahlausgang, hieß es in einer Erklärung des Büros von Regierungschef Benjamin Netanjahu. "Israel beabsichtigt, seine Zusammenarbeit mit der ägyptischen Regierung auf der Grundlage des Friedensvertrags (von 1979) fortzusetzen." Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle gratulierte Mursi zum Wahlsieg. Der Weg zu echten demokratischen Verhältnissen sei aber noch weit.
Unter den Anhängern Mursis, die sich auf dem Tahrir-Platz in Kairo versammelt hatten, brandete Jubel auf, als das Ergebnis im Fernsehen verkündet wurde. Die Menschen schwangen ägyptische Fahnen und ließen den Wahlsieger hochleben. "Ich verspreche, ein Präsident zu sein, der den Menschen dient und für sie arbeitet", teilte Mursi nach der Bekanntgabe seines Wahlsieges auf seiner offiziellen Internetseite mit. In einer ersten Ansprache am späten Abend betonte er, der Präsident aller Ägypter sein zu wollen. "Muslime oder Christen, Männer oder Frauen, Alte oder Junge, ihr seid alle meine Familie", sagte Mursi im staatlichen Fernsehen.
Doch unter die Freude über den Wahlausgang mischt sich ein fader Beigeschmack: Mit der ersten freien Wahl eines Präsidenten sollte eigentlich das Ende der seit sechs Jahrzehnten bestehenden Dominanz der Streitkräfte eingeläutet werden. Doch kurz vor Toresschluss beschnitt der Militärrat die Befugnisse des Amtes und ließ das von islamistischen Parteien dominierte Parlament auflösen. Mehr als ein Jahr nach dem Sturz Mubaraks ist damit das künftige Machtgefüge unklar.
Die Muslimbruderschaft hat weitere Proteste gegen den Militärrat angekündigt. Die Generalität machte indes deutlich, dass sie vorerst nicht die Absicht habe, Machtbefugnisse abzutreten. Das Militär hatte nach dem Sturz Mubaraks aber wiederholt versichert, die Macht an Zivilisten abzutreten. Der neue Präsident soll am 1. Juli sein Amt antreten.
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