DAX-VORSCHAU: Berichtssaison auf Hochtouren - EZB im Blick

Sonntag, 5. August 2012, 14:08 Uhr
 

Frankfurt (Reuters) - Nachdem zuletzt die EZB den Takt an den Finanzmärkten vorgegeben hat, werden in der neuen Wochen Unternehmensberichte wieder stärker in den Mittelpunkt rücken.

Dennoch werden die Anleger die Zentralbank nicht aus den Augen lassen. Denn Analysten erwarten, dass die EZB im Kampf gegen die Eurokrise in nicht allzu ferner Zukunft zur Tat schreiten wird.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte am Donnerstag einen Kursrutsch an den Aktienmärkten ausgelöst, da er keine konkreten Maßnahmen der EZB im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise angekündigt hatte. Damit stieß er den Anlegern vor den Kopf, die auf Anleihenkäufe der EZB gehofft hatten. Den Absturz von Donnerstag machte der Dax einen Tag später schnell wieder gut. Auf Wochensicht gewann der deutsche Leitindex 2,6 Prozent.

"Es wird sehr volatil an den Märkten bleiben, denn die EZB hat keine konkreten Maßnahmen angekündigt. In den nächsten Wochen wird es daher viele Spekulationen geben darüber, ob, wann und was da kommen wird", sagte Marktstratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co. Er schließt auch Kursverluste in der neuen Woche nicht aus, da der Dax sich zuletzt gut entwickelt hat. Seit Ende Juni hat der Leitindex rund zehn Prozent gewonnen. Mehr Optimismus versprüht dagegen Wolfang Duwe von der Bremer Landesbank. Der Markt habe die Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi verarbeitet, daher könne es weiter nach oben gehen. "Außerdem ist die Bewertung des Marktes günstig", fügt Duwe hinzu.

Auf längere Sicht teilen viele Analysten Duwes Zuversicht. Schuldenkrise und Konjunktursorgen belasteten die Märkte zwar in nächster Zeit, schrieben die Analysten der Landesbank Berlin. "Allerdings gehen wir trotz der zuletzt ungeschickten Vorgehensweise Draghis davon aus, dass die EZB ihre Stützungsmaßnahmen ausbauen wird. Die Liquidität bleibt den Märkten als Impulsgeber weiter erhalten." Ähnlich sieht das Aktienstratege Andreas Hürkamp von der Commerzbank, der ebenfalls erwartet, dass Notenbanken und Politik eingreifen und damit die Aktienmärkte unterstützen werden. Analysten gehen davon aus, dass die EZB im September zur Tat schreiten wird. Einer Reuters-Umfrage zufolge rechnen die meisten Volkswirte damit, dass die Zentralbank dann italienische und spanische Anleihen kaufen und den Leitzins auf 0,5 Prozent senken wird.

BERICHTSSAISON LÄUFT AUF HOCHTOUREN

Im Mittelpunkt des Börsengeschehens werden in der neuen Woche wohl Zwischenberichte stehen. Aus dem Dax präsentieren Münchener Rück (Dienstag), Deutsche Telekom und Commerzbank (beide Donnerstag) sowie ThyssenKrupp (Freitag) Quartalszahlen. Die Commerzbank hat bereits Eckdaten genannt. Aus der zweiten und dritten Reihe steht eine wahre Flut an Unternehmensergebnissen an, unter anderem von Lanxess (Dienstag), Stada, Axel Springer (beide Mittwoch) und TUI (Freitag). "Die Berichtssaison ist bisher durchwachsen. Bei den Zahlen ist eine leichte Eintrübung im Vergleich zu den vorherigen Quartalen zu erkennen", fasst Marktstratege Rahn die bisher vorgelegten Zwischenberichte zusammen.

Konjunkturdaten sind in der neuen Woche äußerst dünn gesät. Am Donnerstag steht die Handelsbilanz aus den USA an, aus Deutschland wird am Dienstag der Auftragseingang der Industrie erwartet.