Hamburg. Saison in der neuen Europaliga ELF startet am 19./20. Juni. Trainerteam ist komplett, Kader steht zu 98 Prozent.

Die Saison in Nordamerikas Eliteliga NFL wollten sie abwarten. Doch nun, da die Tampa Bay Buccaneers mit Football-Legende Tom Brady als Super-Bowl-Champion feststehen und der American-Football-Hype in Deutschland neue Höhen erklommen hat, geht die neu gegründete Europaliga ELF (European League of Football) in die Offensive. Das vom Hamburger Patrick Esume (47) als Ligachef angeschobene Projekt, das am Wochenende 19./20. Juni mit acht Teams in seine Premierensaison starten soll, nimmt Formen an.

Das gilt insbesondere auch für die Hamburger Franchise. Öffentlich war bislang wenig bekannt über die handelnden Personen, das Trainerteam und den Spielerkader. Seit 1. Februar jedoch arbeitet Max Paatz offiziell als Geschäftsführer und Managing Director daran, dem neuen Team Konturen zu geben.

Der 44-Jährige war bislang hauptberuflich als Senior Account Manager bei einer Hamburger Agentur tätig, hat sich aber in den vergangenen drei Jahren bei den Elmshorn Fighting Pirates als Macher im Hintergrund einen exzellenten Ruf erworben. Nachdem die Piraten sich, teils wegen der Corona-Krise, aber auch wegen der Gründung der ELF aus der nationalen Topliga GFL zurückgezogen hatten, soll Paatz nun das neue Hamburger Vorzeigeprojekt aufbauen.

Rund 60 Prozent der Spieler kommen aus Elmshorn

Diese Aufbauarbeit treibt er mit Hochdruck voran. So steht das komplette Trainerteam bereits fest. Aus Elmshorn ist Andreas Nommensen (46) als Offensive Coordinator eingeplant. Von den Hamburg Huskies aus der GFL 2 ist Headcoach Kendral Ellison (33) für die Defensive vorgesehen. Der Name des Hauptübungsleiters soll erst später bekannt gegeben werden, es handelt sich aber um einen US-Amerikaner mit mehrjähriger Erfahrung in der NFL.

Auch der Teamkader, der auf 60 Spieler plus fünf zusätzliche Akteure für den Trainingsbetrieb begrenzt ist, steht laut Paatz „zu 98 Prozent“. Rund 60 Prozent des Kaders rekrutieren sich aus Elmshorner GFL-Spielern, von denen die meisten aber aus Hamburg stammen. Die Sorge, dass die Hamburger Clubs unter dem Aderlass in Richtung ELF stark leiden würden, konnte Paatz ihnen in vielen Gesprächen nehmen.

Hamburger Team will nur vier Europäer

„Wir haben sehr guten Kontakt zu den Huskies und den Blue Devils. Alle sehen eher die Chance, dass das ELF-Team das Leuchtturmprojekt für die besten Hamburger Talente wird und eine Sogwirkung entwickelt, die allen Vereinen nutzt“, sagt er. Die Ausrichtung der neuen Liga, die vor allem einheimischen Spielern hochklassige Entwicklungschancen geben will, sei auch deshalb so interessant für deutsche Talente, weil der Privatsender ProSieben an jedem Spieltag ein Spiel live im frei empfangbaren Fernsehen überträgt.

Vier US-Amerikaner und bis zu zehn europäische Ausländer sind im Kader erlaubt, das Hamburger Team will jedoch nur vier Europäer, die bereits feststehen, unter Vertrag nehmen. „Uns fehlt noch ein US-Amerikaner für die Defense, dann sind wir komplett“, sagt Paatz. Die Schlüsselpositionen in der Offensive – Quarterback, Runningback, Widereceiver – seien allesamt besetzt. Personalien werde man erst bekannt geben, wenn auch der Name des neuen Teams und dessen Besitzer kommuniziert werden.

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Dass es sich bei Letzterem um Zeljko Karajica handelt, ist indes ein offenes Geheimnis. Der 50-Jährige war bis Fe­bruar 2020 Geschäftsführer bei ProSieben Sat.1, kümmert sich seitdem mit seinem Bruder Tomislav (44), Hauptgesellschafter des Basketball-Bundesligateams Hamburg Towers, um diverse Projekte. Mit der NFL verhandelt er aktuell über die Rechte am Teamnamen Sea Devils, unter dem die Hamburger Franchise in der NFL Europe im Jahr der Einstellung 2007 den Titel holte.

Klarheit herrscht bereits über die Spielstätte. Im ersten Jahr wird im Stadion des Fußball-Oberligisten SC Victoria an der Hoheluft gespielt. „Da wir noch nicht wissen, wie viele Zuschauer zugelassen werden und wie die Resonanz sein wird, ist das der perfekte Ort für den Start“, sagt Max Paatz. Sechs Heimspiele wird es geben; je eins gegen die Rivalen aus der Nordgruppe (Hannover, Berlin, Breslau) und zwei Interconference-Spiele gegen die Südgruppe mit Ingolstadt, Stuttgart, Frankfurt und Barcelona. Der Spielplan steht noch nicht fest.