Ziele und Grundlagen der Spitzensportreform

Typ: Artikel , Schwerpunktthema: Sport

Die Spitzensportreform legt den Grundstein für ein neues Fördersystem des Spitzensports in Deutschland. Die einzelnen Förderkriterien sollen wissenschaftlich basiert und nachvollziehbarer werden. Die Förderung soll effizienter werden und sich am Potenzial der Sportlerinnen und Sportler ausrichten. Basis ist das neue Potenzialanalysesystem (PotAS), das der Bewertung der Disziplinen objektive Kriterien zugrunde legt.

Ziele der Spitzensportreform

Die staatliche Förderung will deutsche Spitzensportlerinnen und Spitzensportler "in 4 - 8 Jahren zum Podium" führen. Mit der Spitzensportreform ist ein grundlegend neues Fördersystem entstanden mit dem Ziel, den Spitzensport in Deutschland noch erfolgreicher und die Sportförderung noch effizienter zu machen. Die Förderung des Spitzensports wird dabei strategisch gesteuert: Staatliche Mittel werden so effektiv für notwendige Trainings- und Wettkampfmaßnahmen eingesetzt, dass Spitzensportlerinnen und -sportler ihr Potenzial voll entfalten können.

Das Potenzial-Analysesystem (PotAS)

Das im Jahr 2016 gemeinsam von Bundesinnenministerium und DOSB entwickelte Potenzial-Analysesystem (PotAS) ist das Kernstück des Konzepts zur Neustrukturierung des Leistungssports und der Förderung des Spitzensports. Mit PotAS wird das Erfolgspotenzial der olympischen Disziplinen (derzeit 103 im Sommer- und 36 im Wintersport) anhand von objektiven, sportwissenschaftlichen und sportfachlichen Kriterien analysiert. In diese Potenzialanalyse fließen neben erzielten Erfolgen auch wertebasierte Faktoren ein, wie z.B. Doping- und Gewaltprävention, Gesundheitsschutz oder Mitbestimmungsrechte der Athletinnen und Athleten. Das Potenzialanalysesystem bildet die Grundlage für die Zuwendungen an olympische Spitzensportverbände. Insgesamt sollen Potenziale optimal gefördert und voll ausgeschöpft werden.

Die PotAS-Kommission

Zur Umsetzung von PotAS wurde 2017 eine unabhängige Expertenkommission berufen, die sog. PotAS-Kommission. Ihr Vorsitzender ist Prof. Urs Granacher, der an der Universität Potsdam die Professur für Trainings- und Bewegungswissenschaft innehat. Neben dem Vorsitzenden gehören vier weitere Mitglieder und vier Stellvertreterinnen bzw. Stellvertreter zur Kommission. Diese wird durch eine Geschäftsstelle unterstützt, die am Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) in Bonn angesiedelt ist.

Wie funktioniert das PotAS-Verfahren?

Im Mittelpunkt des Verfahrens steht ein so genanntes Attributsystem. Hierbei werden die Angaben der Spitzensportverbände zu verschiedenen Aspekten des Spitzensports erfasst und bewertet. Dadurch wird einerseits der Erfolg in einer bestimmten Disziplin sichtbar (z.B. die Medaillen und Finalplatzierungen bei den letzten Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften), andererseits werden die strukturellen Bedingungen des Verbandes erfasst, die eine wesentliche Grundlage für die Einschätzung längerfristiger Erfolgsperspektiven bilden. Dabei handelt es sich z.B. um Konzepte für die Entwicklung des Nachwuchses, für die Steuerung des Trainings, das Gesundheitsmanagement, die Aus- und Weiterbildung der Trainerinnen und Trainer oder das Wissenschaftsmanagement. Insgesamt 13 Attribute und 32 Unterattribute werden anhand ihrer Relevanz gewichtet und führen im Ergebnis zu einer Rangfolge aller olympischen Disziplinen im Sommer- und Wintersport. Diese ist die Grundlage für die Entscheidung des BMI in der Förderkommission über die Zuwendungen für den jeweils nächsten olympischen Zyklus. Weitere Informationen finden Sie hier

Bisheriger Umsetzungsstand

Die PotAS-Bewertung im Olympischen Wintersport wurde im Juli 2018 abgeschlossen. Seit 2019 erfolgt die Förderung der 36 Disziplinen des Wintersports ausschließlich potenzialorientiert.

Rückansicht eines männlichen Skispringers in der Luft. Er fliegt desm Publikum entgegen. Rückansicht eines männlichen Skispringers in der Luft. Er fliegt desm Publikum entgegen. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: GettyImages-technotr

Die 26 Spitzenverbände des olympischen Sommersports mit ihren 103 Disziplinen (bzw. Disziplingruppen) haben bis August 2019 die erforderlichen Daten in PotAS eingegeben. Diese flossen in den vorläufigen PotAS-Bericht vom Oktober 2019 ein. Der Bericht deckt noch nicht die Erfolgsattribute ab. Diese werden erst mit den Olympischen Sommerspielen verfügbar sein. Mit der Verschiebung der Spiele in das Jahr 2021 verschiebt sich deshalb der PotAS-Abschlussbericht zum Sommersport auf den Spätsommer 2021. Das Förderverfahren wird deshalb erst ab Januar 2022 auf die neue potenzialorientierte Systematik umgestellt.

Das PotAS-Bewertungssystem wird ständig weiterentwickelt und an die sich ändernden Bedingungen angepasst. Derzeit ist vorgesehen, die Zahl der zu erfassenden Attribute zu reduzieren und die für die Beurteilung eines Erfolgspotenzials nötigen Parameter noch klarer hervorzuheben. PotAS ist also ein Prozess, der dem organisierten Sport beständig aufzeigt, wo er steht und der zugleich Leitschnur für die staatliche Förderung ist.

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