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BY-NC-ND 4.0 license Open Access Published by De Gruyter

Sarğūn ibn Manṣūr ar-Rūmī

Σέργιος

  • Ralph-Johannes Lilie , Claudia Ludwig , Beate Zielke and Thomas Pratsch

N: Die einzige griechische Quelle, die den Eigennamen als Sergios wiedergibt, ist Theophanes. Dort heißt er ”Sergios, Sohn des Mansur” — Σέργιος ... ὁ τοῦ Μανσοῦρ. In den arabischen Quellen wird er als Sarğūn ibn Manṣūr bezeichnet (in der englischen Übersetzung des aṭ-Ṭabarī als Sarjūn ibn Mansūr al-Rūmi). Demzufolge wäre der Name seines Vaters Manṣūr gewesen (cf. auch Theophanes 417,18f., wo Mansur als Name des Großvaters des Ioannes Damaskenos [# 2969] angegeben wird: ἀντὶ τοῦ παππικοῦ αὐτοῦ ὀνόματος). In der Vita Cosmae et Ioannis (BHG 394) und der Vita Cosmae hymnographi (394b) wird er nur Mansur genannt; dort wird Mansur also als Eigenname (anstelle von Sergios) oder als Beiname des S., vielleicht sogar als Familienname, aufgefaßt. In der Vita Ioannis et Cosmae (BHG 395) 306,2 heißt er Terentios, was offensichtlich falsch ist; sonst wird er zumeist ohne Eigennamen angeführt. Bei Constantinus Acropolita, Sermo in Ioannem Damascenum (BHG 885) cap. 7, col. 820A, heißt es: Ἐκαλεῖτο γοῦν Μανσοὺρ ὁ πατὴρ Περσικώτερον (d. h. arabisch); dieser Quelle zufolge wäre Sergios sein griechischer, Manṣūr sein arabischer Name gewesen. In der Vita Ioannis Damasceni arab., cap. 3 (Graf) 172 heißt er ”Manṣūr, der als ibn Sarğūn bekannt ist”, was aber möglicherweise auf einer Verwechslung mit seinem Sohn Ioannes Damaskenos (# 2969) beruht (s. dort). Die Vita Ioannis Damasceni georg. nennt ihn Mansur, was übersetzt Nikomachos heiße (cap. III; laut der russischen Übersetzung). Diese griechische Wiedergabe des arabischen Manṣūr ist durchaus zutreffend, da Manṣūr soviel bedeutet wie ”der Siegreiche” oder ”der, dem (von Gott) geholfen wird” u. ä.; Theophanes 417,19 gibt die Bedeutung des arabischen Manṣūr mit ”der Gerettete” wieder: Μανσούρ, ὃ ἑρμηνεύεται λελυτρωμένος. Davon abhängig ist sicher Kedrenos I 799,10f.: Ἰωάννης... ὁ Χρυσορρόας ὁ τοῦ Μανσούρ, ὃ ἑρμηνεύεται Λέντραβος. Das sonst nicht belegte Λέντραβος ist sicher verderbt und in λετρυτωμένος zu korrigieren.

T: Laut Theophanes war er leitender Finanzbeamter (γενικὸς λογοθέτης) des arabischen Kalifen ‘Abd al-Malik (# 18); laut aṭ-Ṭabarī (Yar-Shater) XVIII 216 [205] Sekretär des Kalifen Mu‘āwiya I. (# 5185): ”Mu‘āwiyah's secretary and the person in charge of his business was Sarjūn b. Mansūr al-Rūmi”. In ähnlicher Weise bezeichnet ihn al-Balāḏurī, Mu‘āwiya 398 als Sekretär des Kalifen: ”Era segretario di Mu‘āwiya il suo mawlá Sarğūn”. Eine vergleichbare Stellung nennen auch die Viten des Ioannes von Damaskos: BHG 885b: δημόσια πράγματα ἐμπιστευθῆναι (des Protosymbulos der Araber); BHG 394: ἄρχων von Damaskos (auch ἀμηρᾶς); BHG 395: τὴν δὲ δημοσίαν ἅπασαν διοίκησιν ἀναδεδεγμένος. Laut der Vita Ioannis Damasceni arab., cap. 3 (Graf) 172, amtierte er ”als Basilikos, das heißt als Gouverneur ihrer ganzen ländlichen Umgebung und der Einhebung ihrer Einkünfte.”

V: S. war der Sohn des Manṣūr — Μανσοῦρ und der Vater des Ioannes Damaskenos (# 2969) und zugleich der Adoptivvater von dessen Adoptivbruder Kosmas (# 4089). Er war ein Christ und enger Vertrauter, wahrscheinlicher leitender Finanzbeamter des Kalifen ‘Abd al-Malik I. (# 18). Zusammen mit Patrikios (# 5755) soll er laut der Chronik des Theophanes der Anführer der (orthodoxen) Christen Palästinas gewesen sein : Σέργιος ... καὶ Πατρίκιος, ὁ τούτου ἐφάμιλλος τῶν κατὰ τὴν Παλαιστίνην Χριστιανῶν προύχων. Wie Theophanes mitteilt, brachte er im Jahre 691/92 zusammen mit Patrikios ‘Abd al-Malik davon ab, für den Wiederaufbau des Heiligtums in Mekka Säulen aus Gethsemane zu verwenden. Der Kalif begnügte sich mit anderen Säulen, die ihm von Kaiser Iustinianos II. geschickt wurden.

Laut der Vita Ioannis Damasceni (BHG 885b) war er beim Kalifen beliebt, und seine Familie wurde nicht gezwungen, zum Islam überzutreten (cap. 1). Laut BHG 884 (cap. 7) und BHG 395 (cap. 3) ließ er selbst seinen Sohn christlich taufen, während BHG 394 und 394a behaupten, daß sein Sohn Ioannes heimlich ohne sein Wissen getauft worden sei (zur Frage der Religion des S. cf. Le Coz 48f.). Angeblich hatte S. viel Besitz sowohl in seinem Vaterland als auch in Arabien, Damaskos, ganz Palästina und verschiedenen anderen Orten. Er soll viele Gefangene freigekauft haben, darunter Kosmas (# 4097). Laut BHG 884 (cap. 10) erreichte er durch seine flehentlichen Bitten von dem Archon der Araber (# 10873), daß dieser ihm Kosmas überließ, der in der Folge Ioannes und dessen Adoptivbruder unterrichtete. Nach dem Ende dieses Unterrichts wurde Kosmas von Sergios freigelassen, starb aber wenig später (cap. 13). Diese Erzählung findet sich mit leichten Variationen auch in anderen Viten. Laut BHG 394b (109,105-107) sprach S. mit Kosmas durch einen Dolmetscher, da er selbst nur Syrisch verstand und nicht Griechisch.

Q: — (Hist.): Theophanes 365,21-28; 417,18f.; Kedrenos I 799,10f. — (Hag.): Vita Cosmae et Ioannis (BHG 394) cap. 4, p. 272,26 – 273,21; cap. 6, p. 276,1; cap. 8–9, p. 276,24 – 277,21; cap. 11, p. 279,4; cap. 7, p. 309,28f.; 310,16-20; cap. 8–9, p. 310,24 – 311,20; cap. 9–10, p. 312,7 – 313,15; cap. 13, p. 317,13-15; cap. 14, p. 317,19; Vita Cosmae hymnographi (BHG 394a) 266–274,56-317; 275f.,359-384; 277f.,444-446; 278,450-452; 279,493f. (anonym); Vita Cosmae hymnographi (BHG 394b) 107,53-68; 108,91-116. 120-122; Vita Ioannis et Cosmae (BHG 395) cap. 2–4, p. 305,7 – 307,5; Vita Ioannis Damasceni (BHG 884) cap. 6–7, col. 437B–440C; cap. 9–10, col. 441B–445B; cap. 13, col. 448D–449B; Constantinus Acropolita, Sermo in Ioannem Damascenum (BHG 885) cap. 6–14, col. 820A–828D; cap. 19, col. 836A (als Mansur); Vita Ioannis Damasceni (BHG 885b) cap. 2–3, p. 63f. (anonym); Synax. Cpl. 395,14 – 396,10 (15. Januar). — (syr.): Michael syr. II 477; Bar Hebraeus 105; Chronik v. 1234: cap. 183, p. 263 (Palmer, Chronicles § 134, p. 295). — (georg.): Vita Ioannis Damasceni georg., cap. III, p. 144; cap. V–IX, p. 146–150. — (arab.): al-Balāḏurī 301 [193]; al-Balāḏurī, Mu‘āwiya 398; aṭ-Ṭabarī (Yar-Shater) XVIII 216 [205]; Vita Ioannis Damasceni, arab. cap. 3–6 (Graf) 172–175. — Allgemein zu den orientalischen Quellen s. Nasrallah und Le Coz.

L : ODB II 1288 s. v. ”Mansur”. — J. Nasrallah, Saint Jean de Damas. Son époque, sa vie, son œuvre, Harissa 1950, 32–38. 55. 57–61; G. Richter, in: Johannes von Damaskos, Philosophische Kapitel. Eingeleitet, übers. u. mit Erläuterungen versehen, Stuttgart 1982, 13f.; R. Le Coz, in: Jean Damascène, Écrits sur l'Islam, Paris 1992, 46–48; Rochow, Theophanes 125; zu seiner Person cf. auch Kaplony, Konstantinopel und Damaskus 137–139; Auzépy, in: TM 12 (1994) 194ff.; zu dem Vater des S. cf. PLRE III 890.

P: Der Quellenwert der nur in den Viten erhaltenen Nachrichten ist fraglich, cf. Prolegomena 64f. — Die Chronik von 1234 behauptet, S. sei zusammen mit Ioannes, dem Sohn des Mansur, und mit Georgios Damaskenos (# 2157) auf der Synode von Hiereia 754 anathematisiert worden, jedoch dürfte dies auf ein falsches Verständnis des vollständigen Namens des Ioannes zurückgehen: Et anathematizarunt in hac synodo Sergium et Iohannem filium Mansūrī, et Georgium Damascenum. — Michael syr. II 492 spricht davon, daß S. die ”Rechtgläubigen” (sprich: Jakobiten) in Damaskos und Emesa unterdrückt habe.

QuelleSource

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