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Wirte zu Öffnungen: „Sind ein Restaurant, kein Lazarett“

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Gastronomen freuen sich aufs Aufsperren. Mitunter ist die Freude aber verhalten. Wirtschaftlich könnte die erste Zeit schwierig werden.

Grundsätzlich freuen sich Wirte und Hoteliers, dass am Mittwoch die Gastronomie wieder öffnen darf. Mitunter ist die Freude aber verhalten. Denn wirtschaftlich könnte die erste Zeit schwierig werden. Wie es in unterschiedlichen Bundesländern aussieht.

Trotz regnerischem Wetter zum Wochenstart freuen sich die Wiener Gastronomen darauf, am Mittwoch ihre Türen endlich wieder für Gäste öffnen zu dürfen. Auch bei den Gästen dürfte die Vorfreude nach der mehrmonatigen Pause schon groß sein. "Viele Restaurants, wo eine Reservierung auch üblich ist, sind praktisch ausreserviert", sagte der Gastro-Obmann der Wiener Wirtschaftskammer Peter Dobcak am Montag.

Wie viele Leute kommen, wenn es am Mittwoch in Strömen regnet, sei natürlich offen. Bei Schlechtwetter könne Kundschaft verloren gehen, wenn alle Reservierungen in die Innenräume verlegt werden müssen, die wegen der strengen Abstandsregeln nur spärlich gefüllt werden dürfen. Generell seien die Wiener Gastronomiebetriebe aber gut auf die Öffnung vorbereitet, so Dobcak.>>> Wiener Wirte bekommen digitales Registrierungstool

Nicht alle würden aber sofort und komplett öffnen, einige Lokale starten mit Teil-Öffnungen oder warten überhaupt noch ab, wie sich die Lage weiter entwickelt. Vor allem Lokale mit einem hohen Touristenanteil seien vorsichtiger, sagte der Gastro-Obmann. Der überwiegende Anteil der Lokale sperre aber am Mittwoch in irgendeiner Form wieder auf.

An Herausforderungen mangelt es trotz der optimistischen Stimmung aber nicht. Neben dem unsicheren Wetter spielt auch die Lage am Arbeitsmarkt eine Rolle. Die Branche habe während des Lockdowns viele Arbeitskräfte verloren und viele Lokale suchten nun händeringend nach neuen Mitarbeitern, so Dobcak. Hinzu kämen die erschwerten Reisebedingungen für nicht-österreichische Arbeitnehmer, beispielsweise aus der Slowakei oder Ungarn. Diese werden es in den kommenden Monaten schwer haben, eine Anstellung in Österreich anzunehmen.

„Keine elendslangen Diskussionen"

Auch die Auflagen rund um Tests für Gäste und Personal könnten noch zur Probe werden. Dobcak appellierte an die Gäste, sich darauf einzustellen, dass Eintrittstests auch kontrolliert werden und keine "elendslangen Diskussionen" deswegen anzufangen. "Wenn Sie ein Lokal besuchen, stellen Sie sich darauf ein, einen Nachweis herzuzeigen", sagte der Obmann. Man müsse sich eine Routine angewöhnen mit rund drei Tests pro Woche, dann sei man durchgängig freigetestet. "Wir sitzen alle im gleichen Boot, bitte spielen wir zusammen", sagte Dobcak.

Im Gespräch waren zuletzt auch verschärfte Testpflichten für Angestellte in der Gastronomie. Der Bund sieht für Kellner und Co. nur einen Selbsttest (Nasenbohrertest) pro Woche vor, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigte sich vergangenen Freitag jedoch besorgt, dass das zu wenig sei. Dobcak könnte sich daher vorstellen, dass eine erhöhte Testfrequenz für Wien kommen könnte. Mit dem breiten Zugang zu den "Alles-Gurgelt-Tests" in Wien wäre das auch schaffbar, sagte der Gastro-Obmann. Wirkungsvoller wäre es jedoch, wenn die Mitarbeiter der Gastronomie so rasch wie möglich durchgeimpft werden würden, so Dobcak.

Salzburg: „Schon relativ voll"

In Salzburg freuen sich Wirte und Hoteliers grundsätzlich, mit Mittwoch wieder aufsperren zu können. Betriebswirtschaftlich dürften die ersten Wochen allerdings schwierig werden, zeigte ein Rundruf bei einem halben Dutzend Betrieben. Die Unternehmer fürchten, dass die Vielzahl an Beschränkungen nach einem ersten Hoch Gäste eher abschrecken als anlocken könnte. Die Branche hofft darum auf eine baldige Lockerung der Regeln. Gute Aussichten gibt es für die Ferienhotellerie am Land.

"Wir sind schon relativ voll, aber nicht bis zum Anschlag. Aber bei uns reservieren die Leute recht kurzfristig", sagte Alexander Weitlaner vom Hammerwirt in Oberalm unweit von Salzburg. "Wir haben viele große Tische im Lokal. Wenn das Wetter nicht mitspielt und die Gäste nicht draußen sitzen können, wird uns die Vier-Personen-Regel vor Herausforderungen stellen."

Der Gastronom und sein Geschäftspartner haben den Hammerwirt nach dem ersten Lockdown neu übernommen. "Wir waren vom ersten Tag bis zum neuerlichen Zusperren immer gut besucht. Ich bin aber ein wenig skeptisch, dass das wieder so ist. Es wird ein bisschen ruhiger werden, weil viele finanziell nicht mehr so dastehen wie vor der Pandemie." Man habe ein paar Test-Kits besorgt, falls wirklich wer darauf vergessen haben sollte. "Aber Werbung machen wir nicht. Wir sind ein kleiner, familiärer Betrieb. Wenn da wer eine Viertelstunde beim Test zuschaut, fehlt er im operativen Geschäft."

„Uns ist lieber, wenn jeder sein Testergebnis mitbringt“ 

Auch andere Wirte haben keine Freude mit den einmal gültigen Schnelltests im Lokal. "Wir sind ein Restaurant, kein Lazarett", sagte Karl Obauer, der mit seinem Bruder Rudi in Werfen eines der besten Restaurants Österreichs führt. "Wir bieten diese Möglichkeit zwar an, aber uns ist es lieber, wenn jeder sein eigenes Testergebnis mitbringt." Es sei ein gutes Gefühl, endlich wieder aufsperren zu können. "Die Kunden sind erpicht, wieder essen gehen zu können." Auch das angeschlossene Hotel sei gut gebucht. "Wir vermieten unsere Zimmer zu 95 Prozent über den Tisch", erklärte Obauer.

Die ersten Tage hätten vor allem Stammgäste reserviert, berichtete Silvia Löcker vom Johanneskeller in der Stadt Salzburg. "Aber wir können wahrscheinlich erst in zwei Wochen sagen, ob die Leute dann noch immer so heiß aufs vorher testen sind. Danach halten wir beides für möglich: Ansturm oder tote Hose." Betriebswirtschaftlich lohnen werde sich das Öffnen wohl erst, wenn die Grenzen nach Österreich wieder offen sind. "Wir haben viele Stammkunden, aber wir brauchen auch die Touristen." Zum Start sei man gut aufgestellt - Ad-hoc-Tests bietet man aber keine an. "Das stiftet nur Chaos. Wir können es uns nicht leisten, dafür jemanden abzustellen."

Hoffen auf rasche Lockerungen

Im Sternbräu - eine Braugaststätte mit mehreren Lokalen und 700 Sitzplätzen innen und fast 800 im Freien - hofft Wirt Harald Kratzer auf eine rasche Lockerung der Beschränkungen. "Die Auflagen sind hoch: Reintesten, Kontrolle, Registrierung per App oder mit Zetteln, Maske." Besonders "happig" sei der geltende Mindestabstand, der sich gegenüber dem Vorsommer von einem auf zwei Meter verdoppelt habe. "In unseren Stuben ist das fast nicht einhaltbar. Wir verlieren damit die Hälfte der Sitzplätze." Er gehe davon aus - "mit ein wenig Jonglieren" - rund 60 Prozent der Plätze besetzen zu können. "Aber selbst wenn wir überrannt werden, fehlen uns noch immer 40 Prozent. Hauptsache aber, wir sperren endlich auf."

Kurzfristig spiele wohl auch das Wetter - und das schaut diese Woche nicht gut aus - eine Rolle. Langfristig hänge es von den Touristen vor allem aus Deutschland ab. Und: "Es steht und fällt mit der Testung. Die Frage ist, tun sich das die Leute länger an. Bei den Friseuren war das Geschäft nach einem ersten Schwung auch eher mau." Wichtig sei auch, dass der Grüne Pass möglichst schnell und fehlerfrei funktioniere.

"In der Ferienhotellerie ist ein guter Sommer zu erwarten, vor allem wenn Grenzöffnungen weiter voranschreiten", erklärte Georg Imlauer, Hotelier und Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Salzburg. Für die Stadthotellerie prognostizierte er hingegen eine schwierige Saison. "In Teilbereichen, etwa im Zusammenhang mit dem Festspieltourismus, schaut es nicht so schlecht aus. Sonst ist die Buchungslage noch sehr verhalten." Imlauer rechnet in der Stadt Salzburg im Mai und Juni mit einer Auslastung von unter 30 Prozent.

"Wir bräuchten über das Jahr gesehen eine Auslastung von 50 Prozent für eine betriebswirtschaftliche schwarze Null. Das schaffen wir nicht mehr. Wir hoffen auf weitere Entschädigungen für den Rest des Jahres, vor allem aber auf eine Verlängerung der Kurzarbeit", sagte der Kammerfunktionär. Die Stadthotellerie werde nicht vor 2022 zu alter Stärke zurückehren. "Dazu braucht es die Überseemärkte." Zugleich dürfte sich das Reiseverhalten durch die Pandemie nachhaltig verändern. "Kongresse oder Incentiv-Reisen werden wohl kleiner werden und verstärkt digital stattfinden. Und vielleicht findet auch nicht mehr jede Flugreise wie vorher statt."

Imlauer hofft, dass die Beschränkungen bereits mit 1. Juli herunter gefahren werden, wenn dann mehr Leute geimpft seien. "Wir sehen das jetzt als eine kurze vorübergehende Übergangszeit." Ängste von Beherbergungsbetrieben, nicht ausreichend Eintrittstest-Kits zu bekommen, zerstreute er. "Die Tests sollen heute und am Dienstag in den Impfstraßen kostenlos abgeholt werden können."

Oberösterreich: Personalsituation schon vorher fordernd

Das Interesse an einem Urlaub in Oberösterreich ist groß, Touristiker wie Gastronomen freuen sich aufs Aufsperren und Gäste. Ob das von Beginn an wirtschaftlich rentabel ist, bezweifelte der oberösterreichische Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger. "Trotzdem sind wir mehr Gastwirte als Betriebswirte", betonte er. Die Gastronomie sei kein Cluster-Bildner gewesen und werde auch keiner sein, schaute er positiv voraus. Urlaub ob der Enns buchen derzeit vor allem Österreicher.

Der Aufwand zur Überprüfung, ob Gäste getestet, geimpft oder genesen seien, sei enorm. Testungen vor Ort kann sich Mayr-Stockinger nur in Ausnahmefällen vorstellen. Deshalb appellierte der WKOÖ-Gastronomie-Fachgruppenobmann gemeinsam mit seinem Hotellerie-Pendant Gerald Royda an die Gäste, korrekt getestet zu kommen. Ob sich das Aufsperren mit den Beschränkungen bei Sitzplätzen und Sperrstunde lohnt, "hängt davon ab, wie der Betrieb orientiert ist, hat er viele Gruppen oder kommen die Leute zu zweit essen, ist er veranstaltungslastig oder von ausländischen Gästen abhängig?", gab Mayr-Stockinger zu bedenken.

Die Personalsituation sei schon vor der Pandemie fordernd gewesen. Viele hätten die Branche verlassen, wie viele zurückkommen, werde sich zeigen. "Im ersten Öffnungsschritt werden noch nicht alle gebraucht", so der Wirtesprecher, es würden aber schon händeringend Leute gesucht. Die gesamte Wintersaison habe gefehlt. Ob die ausländischen Stammkräfte in die oberösterreichischen Betriebe zurückkommen, könne man noch nicht sagen. Auch Lehrlinge würden fehlen. Er hofft, dass dies der letzte Lockdown war, nun gehe es für die Gastwirte darum, die erste Phase durchzustehen bis 1. Juli, wenn wieder "Normalität angekündigt ist", ohne Beschränkungen bei Sperrstunde und Platz.

6000 Betriebe in Oberösterreich

Mayr-Stockinger hofft, dass der entstandene Para-Gastro-Bereich mit Stadel-Partys und ähnlichem zurückgeht. Vermehrte Betriebsschließungen habe es nicht gegeben, Oberösterreich halte konstant bei 6000 Betrieben, er habe aber eine Verschiebung vom Wirtshaus zur Liefergastronomie bemerkt.

Im Tourismus gebe es viele Anfragen, bei den Buchungen seien die Gäste aber noch zurückhaltend, vor allem bei Fix-Buchungen für den Sommer, berichtete der Oberösterreich-Tourismus-Sprecherin Elisabeth Kierner. Vor allem in Hotspots wie St. Wolfgang, Mühlviertel, Pyhrn-Priel und anderen sei die Nachfrage seit Bekanntwerden der Öffnungen sprunghaft angestiegen. Lockdown-Stornierungen konnten teilweise umgebucht oder verschoben werden.

Derzeit seien vor allem Österreicher, vereinzelt Deutsche und sehr verhalten Tschechen an einem Urlaub in Oberösterreich interessiert. Gewünscht werden Sport in der Natur sowie Wellness- und Gesundheitsaufenthalte und "Urlaub mit Abstand" abseits vom Massentourismus. Gäste erkundigen sich vor allem nach Test-Möglichkeiten und Stornobedingungen, vereinzelt nach Sicherheits- und Hygienemaßnahmen.

Burgenland: „Nicht der Zeitpunkt zu jammern“ 

Bei den burgenländischen Gastronomen und Hoteliers ist die Freude und Zuversicht vor den Öffnungen am kommenden Mittwoch groß. Die Buchungslage sei gut, wenngleich man aufgrund der Abstandsregel in Restaurants rund die Hälfte der Sitzplätze verliere. "Jetzt ist aber sicher nicht der Zeitpunkt zu jammern, sondern wir sind froh, dass wir wieder aufsperren dürfen", sagte Matthias Mirth, Sprecher der Gastronomen in der Wirtschaftskammer Burgenland (WK), am Montag.

Schon am Tag der Öffnung selbst seien die Mittagstische gut reserviert, auch für das darauffolgende Wochenende gebe es viele Reservierungen. Die Hotels seien vor allem im Bereich der Thermen gut gebucht, betonte Helmut Tury, WK-Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft.

Die Betriebe seien seitens der Wirtschaftskammer mehrmals über die geltenden Corona-Vorschriften informiert worden und werden die Kontrolle der Tests, die für den Eintritt benötigt werden, je nach Betriebsgröße unterschiedlich handhaben. Große Restaurants werden demnach einen Mitarbeiter für die Kontrollen abstellen, wohingegen sie in kleineren Betrieben wohl nebenbei laufen werden, so Tury.

Es könne zu ein paar Minuten Wartezeit vor den Lokalen kommen. Man rechne aber damit, dass sich alles schnell einspielen werde. "In der Gastronomie sind wir es gewohnt, mit Stress und neuen Situationen umzugehen", sagte Mirth.

Die Personalsituation sei sowohl in der Gastronomie als auch in der Hotellerie gleichbleibend. Wirte und Hoteliers seien immer auf der Suche nach engagiertem Personal, hieß es seitens der Wirtschaftskammer.

Steiermark: Vorfreude wie vor Weihnachten

Die steirischen Gastronomen und Hoteliers freuen sich auf den 19. Mai wie auf Weihnachten: "Nur noch zwei Mal schlafen", sagte am Montag Bundesspartenobmann der Tourismus und Freizeitwirtschaft, Johann Spreitzhofer, der selbst in der Steiermark ein Landhotel führt. "Wir hoffen, dass alles gut geht und die Gäste alle zufrieden sind. Wir haben uns intensiv vorbereitet - mit Präventionskonzepten, Covid-Beauftragten in den Betrieben sowie den Registrierungsdetails."

Die Buchungslage in der Steiermark sei ausgezeichnet: "Es war ein fulminanter Start, als klar war, dass wir am 19. Mai aufsperren. Die verlängerten Wochenende waren innerhalb kürzester Zeit ausgebucht", sagte Spreitzhofer. Die Gäste werden großteils schon vor der Anreise darüber informiert, was sie mitbringen müssen. Wünschenswert sei, dass die Gäste schon getestet ankommen oder nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind. Für längere Aufenthalte, bei denen dann weitere Tests nötig sind, sollen rund 500.000 Antigen-Schnelltest-Kits pro Woche aufliegen, die seitens der steirischen Wirtschaftskammer an 27 Stellen an die Betriebe ausgegeben werden. Mit ihnen können die Gäste Tests unter Aufsicht in den Unterkünften machen.

Bei Bedarf könne das Kontingent noch auf 700.000 Testkits pro Woche aufgestockt werden. Die Selbsttests gelten laut Wirtschafts- und Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) ausschließlich für den Aufenthalt im jeweiligen Betrieb und es sollte nur in Ausnahmefällen davon Gebrauch gemacht werden. In erster Linie gilt es auch künftig, das erweiterte Angebot in Teststraßen, Apotheken sowie Gemeindeämtern in Anspruch zu nehmen.

„Uns fehlt auch Hilfspersonal"

Bei vielen Gasthäusern und Hotels werden nun die letzten Vorbereitungen gemacht: Die Vorratskammern werden noch einmal auf abgelaufene Ware durchgecheckt. Ein Problem, das viele Betriebe bisher gar nicht kannten. Bierleitungen werden noch repariert und so manche Geräte sind wegen der langen Stehzeit auch einfach kaputt gegangen und müssen noch ausgetauscht werden. Sorge macht vielen Betrieben noch der Personalmangel: "Das ist teils ein massives Problem. Uns fehlen nicht nur Fachkräfte sondern auch Hilfspersonal", so Spreitzhofer. Er kenne kaum einen Betrieb, der momentan 100 Prozent seines Mitarbeiterbedarfs decken kann. Hoffnung legt er in die Politik und das AMS, damit diese noch mehr Arbeitslose in den Tourismus bringen.

Weitere Bedenken hat der Spartenobmann bei der 20-Quadratmeter-Regel: Er hofft, dass diese künftig nicht pro Person, sondern vielleicht für eine ganze Familie oder ein Pärchen gilt. Und da die Gäste dann getestet, geimpft oder genesen sind, könnte seiner Ansicht nach in den Gaststätten auch die Zwei-Meter-Abstand-Regel überdacht werden.

Freude über die Öffnung von Gastronomie und Hotellerie, unzähliger Veranstaltungs- und Kulturbetriebe sowie Fitnessstudios haben auch der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Sie vertrauen auf Eigenverantwortung und Verantwortungsbewusstsein von Unternehmern und Kunden: "Gerade jetzt heißt es, sich weiter an die Regeln zu halten, um diese zurück gewonnenen Freiheiten ja nicht wieder aufs Spiel zu setzen."

Kärntens Wirte hochmotiviert

Kärntens Wirte gehen hochmotiviert aber auch mit Sorgen wegen der vielen Auflagen in die Öffnung am Mittwoch. Die Buchungslage zeige die Sehnsucht der Menschen nach Geselligkeit und "normalem Leben", sagte Gastro-Spartenobmann Stefan Sternad anlässlich der bevorstehenden Öffnungen vor Journalisten. Bei den Auflagen hofft die Branche auf baldige Lockerungen, bei den Kontrollen sei Pragmatismus gefragt, sagte Sternad.

Denn eigene Mitarbeiter für Eingangskontrollen abzustellen, sei nicht zuletzt wegen des Fachkräftemangels nicht machbar. Der Kellner werde die Unterlagen der Gäste erst am Tisch kontrollieren. Unzufrieden sind die Wirte auch mit dem vorgeschriebenen Zwei-Meter-Abstand und den Vorgaben für Veranstaltungen. Letztere würden derzeit immer noch eher abgesagt als gebucht. Spätestens ab Juli soll die Sperrstunde auf 1.00 Uhr zurückverlegt werden, verlangt die Gastronomie. Dass alle Betriebe ab Öffnung in der Gewinnzone arbeiten, bezweifelt Sternad. Allerdings. "Die Verlustersätze laufen ja weiter."

In der Hotellerie war die Buchungslage durchwachsen. Während die Seeregionen gute Nachfrage registrierten, waren zunächst die Berge weniger gefragt. Auch hier war Fachkräftemangel und die Abwanderung von Mitarbeitern in andere Branchen während der langen Lockdowns Thema für die Unternehmer.

Anlässlich der Öffnungen wurden die Möglichkeiten, an Eintrittstests zu kommen, erweitert. Nach Klagenfurt wird nun auch in Villach ein Testcontainer für spontane Corona-Abstriche im Freien eingerichtet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 240.000 Tests pro Woche werden über die Straßenmeistereien an Gastronomie, Tourismus- und Freizeitbetriebe verteilt. Mit ihnen sollen sich Gäste selbst unter Aufsicht in der jeweiligen Lokalität testen können. Zusätzlich wird bis Mittwoch noch die Möglichkeit für registrierte Heim-Tests geschaffen, die 24 Stunden Gültigkeit haben werden.

Vorarlberg preschte als Modellregion vor

Anders als in den anderen Bundesländern ist die Öffnung von Hotellerie und Gastronomie in Vorarlberg ab dem 19. Mai nicht gänzlich neu, nichtsdestotrotz ist die Vorfreude in den Branchen groß. Die seit Mitte März bestehende "Modellregion Vorarlberg" - sie umfasst neben Öffnungsschritten in der Gastronomie auch solche in Kultur und Sport - gilt im Bundesland als Vorreiter- und Vorzeigeprojekt. Das Erreichte möchte man nun weiter ausbauen.

Die Vorarlberger Restaurants dürfen unter strengen Corona-Regeln bereits seit 15. März wieder Gäste bewirten. Angesichts der Rahmenbedingungen - aufgrund der Ausgangsbeschränkung ist eine Bewirtung aktuell nur bis 20.00 Uhr möglich - zögerte so mancher Gastronom mit der Eröffnung seines Lokals, innerhalb kurzer Zeit präsentierte sich die Gastronomie-Öffnung aber als Erfolgsgeschichte. Innerhalb der ersten Woche hielten in den Ballungsräumen 75 Prozent der Betriebe offen, und es wurden immer mehr. Der Andrang in die Gasthäuser war und ist groß. Die verpflichtende Vorlage eines negativen Coronatests schreckte die Besucher nicht ab. Meldungen über Ansteckungen in Wirtshäusern gab es keine.

400.000 Bewohner und 370.000 Tests

Vielmehr entwickelte sich in Vorarlberg eine Testkultur. Land und Gemeinden bauten die Testkapazitäten stark aus, so wurden Anfang Mai innerhalb einer Woche (inklusive Schultests) bei einer Bevölkerungszahl von etwa 400.000 rund 370.000 Tests durchgeführt. Darunter befanden sich 97.000 Antigentests, die von medizinischem Personal abgenommen wurden, 75.000 Antigentests unter Aufsicht und über 14.000 registrierte Selbsttests. Das Land hatte sich schon Mitte März dafür stark gemacht, die Selbsttests als Zutrittsdokument in die Gastronomie gelten zu lassen, blitzte damit aber beim Bund ab. Nun wird diese Forderung umgesetzt, die eine weitere Erleichterung schaffen soll. Die ab 19. Mai gegebene Öffnungsmöglichkeit bis 22.00 Uhr wird dazu führen, dass praktisch alle Restaurants wieder geöffnet sein werden.

"In Vorarlberg konnten wir durch die Öffnung der Gastronomie ein Stück Lebensfreude zurückgewinnen", stellte Mike Pansi, Fachgruppen-Obmann der Vorarlberger Gastronomie, zur "Modellregion Vorarlberg" fest. Die sozialen Begegnungen in der Gastronomie brächten allen Menschen im Land eine gewisse Normalität und ein Stück Freiheit.

Für die Tourismusbetriebe hofft Spartenobmann Markus Kegele auf einen "reibungslosen Start". Er zeigte sich froh darüber, dass Gäste die vorhandene Testinfrastruktur des Landes und seinen Partnern im Rahmen ihres Aufenthalts kostenlos nutzen dürfen (Apotheken ausgenommen). Das Land werde Besuchern zudem kostenlos Selbsttests zur Verfügung stellen. "Unsere Gäste haben bei ihrer Buchung natürlich auch eine Erwartungshaltung - sie wünschen sich schlicht einen möglichst unbeschwerten Aufenthalt - und das betrifft nicht nur Anreise, Aufenthalt und eine sichere Rückreise, sondern auch die Möglichkeiten und Angebote vor Ort", so Kegele.

In den Vorarlberger Tourismusdestinationen häufen sich die Anfragen, bei den Buchungen gibt es aber noch eine gewisse Zurückhaltung, weil noch Ungewissheit bezüglich der Corona-Regeln gerade in den Grenzregionen besteht. So gelten im "Vier-Länder-Eck" der Bodenseeregion auf relativ engem Raum zahlreiche unterschiedliche Corona-Regelungen. Unerlässlich für den Vorarlberger Tourismus ist der Wegfall der Quarantänepflicht in Deutschland, stammt doch mehr als jeder zweite Gast aus Deutschland. Vorarlberg Tourismus-Direktor Christian Schützinger rechnete damit, dass sowohl "über Pfingsten und die Sommersaison bis in den Winter hinein" viele Stammgäste nach Vorarlberg zurückkehren werden.

(APA)

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