(dpa) Der Bundestag hat Angela Merkel erneut zur Kanzlerin gewählt. Nach den Wahlen in den Jahren 2005, 2009 und 2013 beginnt damit ihre vierte Amtszeit – sechs Monate nach der Bundestagswahl. Merkel vereinigte im deutschen Parlament 364 Stimmen auf sich. Nötig waren 355 Stimmen. Die grosse Koalition aus Christ- und Sozialdemokraten verfügt zusammen über 399 der 709 Sitze im deutschen Parlament. Merkel nahm die Wahl an.
Die Wahlergebnisse im Bundestag waren immer auch ein Gradmesser für das politische Klima in der Koalition.
22. November 2005: Bei ihrer ersten Kanzlerwahl erhält Merkel 397 Stimmen. Sie bekommt damit 51 Stimmen weniger, als ihr die grosse Koalition aus CDU, CSU und SPD theoretisch hätte geben können. Rechnerisch hat ihr jeder neunte Abgeordnete aus den eigenen Reihen die Stimme verwehrt.
28. Oktober 2009: Keine Koalition hat bisher eindeutiger für Merkel votiert als die schwarz-gelbe: 323 Abgeordnete stimmen damals für Merkel. 332 wären rechnerisch möglich gewesen, hätte die gesamte Regierungskoalition ein Ja abgegeben. Die nötige Kanzlermehrheit – 312 Stimmen – wurde allerdings um nur elf Stimmen übertroffen.
17. Dezember 2013: 462 Ja-Stimmen für Merkel bedeuten 42 weniger, als allein mit den Abgeordneten von CDU, CSU und SPD möglich gewesen wäre. Die grosse Koalition von 2013 stimmte also geschlossener für Merkel als ihre Vorgängerin von 2005.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Steinmeier überreichte Merkel die Ernennungsurkunde. «Herzlichen Glückwunsch, Frau Bundeskanzlerin», sagte er und wünschte Merkel «alles Gute». Am Mittag wurde sie im Bundestag vereidigt. Anschliessend sollen auch ihre Minister ernannt und vereidigt werden. Für 17 Uhr ist dann die erste Kabinettssitzung der neuen Regierung vorgesehen. Damit endet 171 Tage nach der Bundestagswahl die längste Regierungsbildung in der Geschichte der Bundesrepublik.
Bei ihrer vierten Wahl zur Bundeskanzlerin war zum ersten Mal auch Merkels Ehemann Joachim Sauer zugegen – den drei früheren Zeremonien für seine Gattin war er fern geblieben.
Auf der Ehrentribüne im Bundestag nahm ausser dem 68-Jährigen Sauer auch dessen Sohn Daniel Platz. Merkels Mutter Herlind Kasner kam ebenfalls ins Parlament – wie bei den drei vorangegangenen Wahlen Merkels zur Kanzlerin. Die 89-Jährige wurde von einem Freund der Familie, dem früheren Bildungsminister von Brandenburg, Roland Resch (Grüne), zum Sitzplatz geleitet.
Bei der Zeremonie im Bundestag wollte auch Merkels Schwager Sven Kasner, der Ehemann von Merkels Schwester Irene, teilnehmen. Merkels Schwester selbst war verhindert. Unter Merkels Ehrengästen waren auch Regierungssprecher Steffen Seibert, ihre Büroleiterin Beate Baumann sowie ihre Medienberaterin und Vertraute Eva Christiansen.