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Syrien Türkische Soldaten sterben durch Luftangriffe in Idlib

Die türkische Regierung hat nach dem Tod mehrerer Soldaten eine Sondersitzung einberufen. Unklar war zunächst, ob die Attacke von Russland oder Syrien ausging. Eine erste Reaktion gibt es bereits.
In Idlib kommt es immer wieder zu Luftangriffen (Archivbild)

In Idlib kommt es immer wieder zu Luftangriffen (Archivbild)

Foto: AREF TAMMAWI/ AFP

Bei Luftangriffen in der syrischen Stadt Idlib sind am Donnerstag mehrere türkische Soldaten gestorben. Die Angaben zur Anzahl der Toten gingen aber auseinander.

22 Soldaten seien bei Angriffen getötet worden, sagte Rahmi Dogan, Gouverneur der südtürkischen Grenzprovinz Hatay zunächst. Später korrigierte er die Zahl der Toten auf 33. Schwerverletzte würden in Hatay behandelt. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von 34 toten Soldaten. Ein türkischer Offizieller sagte dem SPIEGEL, mindestens 50 türkische Soldaten seien gestorben. Unklar war zunächst, ob die Angriffe vom syrischen oder russischen Militär ausgingen.

Der türkische Präsidialpalast in Ankara berief am späten Donnerstagabend eine Sondersitzung ein. Der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge leitete Präsident Recep Tayyip Erdogan das Sicherheitstreffen selbst. Auch die größte Oppositionspartei CHP soll eine Sitzung zu Idlib einberufen haben.

Und es gibt auch bereits eine erste aggressive Reaktion: Die türkische Armee hat Stellungen der syrischen Regierungstruppen attackiert. Die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad seien in der Nacht zum Freitag aus der Luft und vom Boden aus angegriffen worden, teilte ein Sprecher des türkischen Staatschefs mit. Die Angriffe würden fortgeführt, kündigte er an.

Eigentlich gilt eine Waffenruhe

Idlib ist das letzte große Rebellengebiet in dem Bürgerkriegsland. Die Situation dort war jüngst eskaliert. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt islamistische Rebellen. Mit Russland als Schutzmacht der syrischen Regierung hatte sie ein Abkommen getroffen, um in Idlib eine Deeskalationszone einzurichten und hatte dort Beobachtungsposten eingerichtet. Eigentlich gilt auch eine Waffenruhe. In den vergangenen Wochen war das syrische Militär mit russischer Unterstützung aber weiter in dem Gebiet vorgerückt.

Bei Zusammenstößen zwischen syrischem und türkischem Militär waren bis zum Donnerstagmorgen innerhalb rund eines Monats bereits etwa 20 türkische Soldaten in der Region getötet worden.

Erdogan hat wiederholt mit einem Militäreinsatz gedroht, sollte sich das syrische Militär nicht zurückziehen. Ein entsprechendes Ultimatum in Richtung syrische Regierung soll Ende Februar auslaufen. Gleichzeitig laufen Verhandlungen mit Russland.

Angesichts der Eskalation hatte Bundesaußenminister Heiko Maas zuvor das Vorgehen der syrischen Armee und Russlands als Kriegsverbrechen gebrandmarkt. "Als Konfliktparteien stehen sie in der Pflicht, die Zivilbevölkerung zu schützen. Stattdessen bombardieren sie zivile Infrastruktur wie Krankenhäuser und Schulen", sagte Maas vor dem Uno-Sicherheitsrat. "Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus sprechen niemanden von der Einhaltung des humanitären Völkerrechts frei."

ptz/pop/jok/dpa/Reuters