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Deutschland Bundespräsidialamt

David Gill – Gaucks Vertrauter fürs Schloss Bellevue

Das Team um Joachim Gauck nimmt Gestalt an: Sein Vertrauter David Gill soll Chef des Bundespräsidialamtes werden. Beide kennen sich seit mehr als 20 Jahren.

Ausgerechnet bei der katholischen Kirche hat David Gill in dieser Woche eine Herberge gefunden. Gill ist der wichtigste Vertraute von Joachim Gauck , soll nach dessen Wahl sein Staatssekretär werden. Dies erfuhr die „Welt am Sonntag“ aus dem Umfeld des Bundespräsidialamtes. Dessen bisheriger Chef Lothar Hagebölling dürfte von Gill beerbt werden.

Der 45-jährige Gill arbeitet bislang als Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche (EKD). Für drei Wochen also zieht der stellvertretende Bevollmächtigte der EKD bei der Bundesregierung von seinem Büro am Berliner Gendarmenmarkt zwei Kilometer weiter nördlich, in die „Katholischen Höfe“.

In drei Büros und einem Beratungszimmer bereiten Gauck und Gill, unterstützt von zwei weiteren Mitarbeitern, Auftritte, Gespräche und Interviews bis zur Bundesversammlung am 18. März vor.

Mit Bedacht guckte Gill die Räume bei der Bischofskonferenz aus, in einer Parteizentrale wollte er das Büro des Bundespräsidenten in spe nicht ansiedeln – auch wenn die Gauck tragenden Parteien nun logistische Unterstützung leisten.

Gauck und Gill kennen sich seit dem Frühling 1990. Gauck war damals gerade in die Volkskammer der DDR gewählt worden, der damals 24-jährige Gill schmiss nach drei Semestern sein Studium der evangelischen Theologie. Er wurde Sekretär des Ausschusses der Volkskammer, der die Auflösung der Stasi überwachte. Gauck verband mit Gill damals ein fast väterliches Verhältnis, heute begegnen sich die beiden Männer auf Augenhöhe.

Weder Urlaubs- noch Duzfreundschaft

Obwohl Gill im vereinigten Deutschland viele Jahre für den Stasi-Beauftragten Gauck arbeitete, entstanden daraus keine enge persönliche Freundschaft. Schon vor knapp zwei Jahren, als Gauck rot-grüner Kandidat war, war Gill einer seiner engsten Berater. „Wir versuchen erst gar nicht, Joachim Gauck in ein Korsett zu zwingen. Dazu wäre er gar nicht bereit“, sagte Gill damals der "Welt am Sonntag".

Für Gill gilt das ebenso. Nach der 10. Klasse absolvierte er eine Lehre als Klempner. Das Abitur am Kirchlichen Oberseminar in Potsdam-Hermannswerder war von der DDR nicht anerkannt und erlaubte nur das Studium der Theologie an kirchlichen Hochschulen. Nach dem Ende der DDR wechselte er, seinem Chef folgend, in die Gauck-Behörde, kümmerte sich hier um Aktenrecherchen. Gill moderierte und vermittelte – zwischen den Vertretern der Bürgerkomitees und den Bonner Beamten.

Ab 1992 studierte Gill dann Jura, absolvierte das erste juristische Examen, ging ein Jahr in die USA, nach Philadelphia, wo er einen Master of Laws erwarb. Nach Referendariat und zweitem Examen wurde er Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums, später beim Berliner Datenschutzbeauftragten. Seit 2004 arbeitet Gill für die EKD. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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