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Antisemitismusbeauftragter: Juden sind verunsichert

Antisemitismusbeauftragter Dieter Burgard Antisemitismusbeauftragter Dieter Burgard
Der Antisemitismusbeauftragte von Rheinland-Pfalz, Dieter Burgard. Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz/Peter Pulkowski/Archivbild
Quelle: dpa-infocom GmbH
Antisemitisch motivierte Straftaten nehmen zu, in Deutschland und Rheinland-Pfalz. Die Juden seien verunsichert, sagt der Antisemitismusbeauftragte des Landes. Das dürfe niemanden kaltlassen.

Mainz (dpa/lrs) - Die Verunsicherung unter Juden hat laut des rheinland-pfälzischen Antisemitismusbeauftragten zugenommen. Grund hierfür ist auch die gestiegene Zahl der antisemitisch motivierten Straftaten in Deutschland und Rheinland-Pfalz, wie Dieter Burgard am Mittwoch in der Staatskanzlei in Mainz sagte. Viele Juden würden bewusst öffentlich keine Kippa tragen.

In Rheinland-Pfalz habe es von 2017 auf 2018 einen Anstieg von 21 auf 32 antisemitisch motivierte Taten gegeben, die meisten davon verübt von Rechtsextremen. «Das ist erschreckend.» Zwar sei dies im Bundesvergleich, gemessen an der Bevölkerungszahl, ein eher geringes Ausmaß. Doch jede Tat sei eine zu viel, sagte Burgard. Auch in Rheinland-Pfalz sei Judenfeindlichkeit ein aktuelles und ernstzunehmendes Thema. Längst nicht jede antisemitische Äußerung oder Handlung werde zudem als Straftat verfolgt.

Manche hetzten in Sozialen Netzwerken oder auf dem Schulhof gegen Juden, beschmierten Wände mit antisemitischen Sätzen, schändeten Friedhöfe oder ritzten Hakenkreuze in Synagogen. Dass Juden in Deutschland verunsichert sein müssen, dürfe niemanden kaltlassen. «Dem müssen wir entschieden entgegentreten.»

Burgard hat seit nunmehr einem Jahr das Ehrenamt des Beauftragten der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen inne. Er war bundesweit der erste mit einem solchen Amt, und bilanzierte nun in Mainz: «Dem Antisemitismus zu begegnen, ist eine Daueraufgabe.» Er hält Vorträge in Schulen und vor Eltern und Lehrern, unterstützt Betroffene, besucht jüdische Einrichtungen und ist mit vielen Menschen im Gespräch. Etwa 200 Termine habe er schon absolviert. «Und es ist noch viel zu tun.» Seit seinem Amtsantritt merke er jeden Tag, wie real die Judenfeindlichkeit hierzulande sei.

Michael Hüttner, Sprecher der rheinland-pfälzischen SPD-Fraktion gegen Rechtsextremismus, lobte Burgards Engagement in einer Mitteilung. «Es muss unser Ziel sein, dass sich die Menschen jüdischen Glaubens in Rheinland-Pfalz sicher, akzeptiert und wertgeschätzt fühlen», sagte er. Jeder Angriff auf einen Juden sei ein Angriff auf Rheinland-Pfalz.

Bei seiner Bilanz in Mainz betonte Dieter Burgard die traditionsreiche jüdische Geschichte im Bundesland. Jüdische Kultur gehörten fest dazu, etwa 20 000 Juden lebten hier. Doch sei eines der Hauptprobleme in der Gesellschaft, dass viele Bürger mit dem Judentum nicht genügend in Kontakt kämen. Von den 1400 Schülern, denen Burgard bei Vorträgen begegnet ist, kannten ihm zufolge nur vier einen Bürger jüdischen Glaubens. Bildung und Begegnung sind für ihn im Kampf gegen den Antisemitismus entscheidend.

Kurzporträt Dieter Burgard

dpa-infocom GmbH

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