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Energiestrategien für Dummies: Starterpaket

Von Stefan Schleicher

Gastkommentare
Stefan Schleicher ist Professor am Wegener Center für Klima und globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Das Experiment wäre lohnend, nach Strategien zu suchen, die für jeden von uns praxistauglich sind.


Von Kryptowährungen bis Klimawandel, von Excel-Formeln bis Ethik und von Anleitungen zum angstfreien Leben bis zum Storytelling spannen die rund 2.500 Titel der extrem erfolgreichen und in über dreißig Sprachen erscheinenden Buchserie mit einer Auflage von mehr als 200 Millionen unter dem Branding "Für Dummies". Stil und Inhalt gelten als ein niederschwelliger, aber meist kompetenter Ratgeber für jene, die wissen, dass sie nichts wissen.

Eine Suche in dieser Serie nach dem Stichwort "Energie" überrascht, weil das Ergebnis auf autogenes Training und Meditation verweist. Das Stichwort "Wind" kommt mit dem Bezug zu Segeln noch am nächsten jenem Bedarf an Energie, der für Konsum und Produktion notwendig, aber angesichts der multiplen Krisensituation schwer gefährdet ist. Deshalb wäre ein Experiment lohnend, im Stil der Reihe "Für Dummies" nach Energiestrategien zu suchen, die für jeden von uns praxistauglich sind. Quasi als Starterpaket wären dafür zwei Schritte zu setzen.

Schritt eins: Relevante Fakten sammeln. Dazu sind die Zähler für Elektrizität, Gas und Wärme zu suchen, auf denen die Energierechnungen basieren. Die Zählerstände sollen wenigstens wöchentlich abgelesen werden, zusätzlich einige Male auch täglich und zum Beginn und zum Ende einer Nacht, um über auffallende Zählerbewegungen nicht ausreichend bekannte Energieverbraucher zu entdecken. Ergänzend dazu wäre noch über die Ausgaben für andere Energieträger (wie Heizöl, Erneuerbare) sowie Verkehr deren Verbrauch zu dokumentieren. Insgesamt entsteht damit eine Energiebilanz für das Energie-Monitoring eines Haushalts.

Schritt zwei: Mögliche eigene Strategien für einen sorgsameren Umgang mit Energie ausloten. Diese fallen in drei Kategorien und sind als "S-Strategien" gut zu merken. Die erste dieser Strategien betrifft "Steuern" im Sinne von Kontrollieren: Wo kann durch bewussteren Umgang mit Raumtemperatur und Verkehrswegen ohne größere Ausgaben und Komfortverlust Energiebedarf reduziert werden? Die zweite dieser Strategien titelt unter "Substituieren": Wo und wie können fossile Energien durch Erneuerbare ersetzt werden und welche Kosten würden anfallen? Die dritte dieser Strategien beschäftigt sich mit "Strukturieren": Wo kann durch Investitionen - von der Gebäudehülle über Photovoltaik, Erdwärme und Wärmepumpen bis zur Mobilität - die energetische Infrastruktur eines Haushalts verbessert werden und welche Finanzierungen wären dafür verfügbar? Auch die mit den S-Strategien entdeckten Möglichkeiten für eigene Energiestrategien wären zu dokumentieren und einem laufenden Re-Check zu unterziehen.

Der Start der Buchserie vor mehr als drei Jahrzehnten war eher holprig, weil Buchhandlungen befürchteten, mit "Für Dummies" ihre Kunden zu beleidigen. Heute zählt die Serie zu jenen Büchern, zu denen man sich offen bekennt oder sie im Verborgenen konsumiert, um verwertbares Wissen zu entdecken. Somit bietet sich ein Starterpaket von Energiestrategien für Dummies als verlockende Sommeraktivität an. Nicht nur für Ministerinnen und Landeshauptleute.

So eine Wirtschaft: Die Wirtschaftskolumne der "Wiener Zeitung". Vier Expertinnen und Experten schreiben jeden Freitag über das Abenteuer Wirtschaft.