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Die Zukunft der Logistik ist digital und nachhaltig

Von Günter Hirschbeck

Gastkommentare
Günter Hirschbeck ist gelernter Speditionskaufmann und seit 2014 Managing Director European Logistics von Dachser Austria.
© Dachser

Bei den Lieferketten müssen drei Bereiche in den Fokus rücken: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und der Faktor Mensch.


Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Klimakrise - die vergangenen Jahre haben tiefe Spuren in der Weltwirtschaft hinterlassen. Mit der aktuellen Inflation und einer massiven Steigerung der Rohstoff- und Energiepreise ist das Ende der Krise noch lange nicht in Sicht. Laut einer Accenture-Studie kosteten Lieferkettenstörungen im Zusammenhang mit Corona die Volkswirtschaften der Eurozone alleine im vergangenen Jahr fast 113 Milliarden Euro an verlorenem Bruttoinlandsprodukt. Die Prognose ist noch düsterer: Bis 2023 könnten diese Verluste auf rund 920 Milliarden Euro klettern, vor allem infolge der Kriegshandlungen in der Ukraine.

Dies stellt die Logistik in Österreich und Europa vor ernstzunehmende Herausforderungen. Einerseits bleibt der Wunsch von Unternehmenskunden sowie Endkonsumenten, ihre Waren rechtzeitig geliefert zu bekommen, andererseits ist allen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette klar, dass die bestehenden Lieferketten optimiert werden müssen. Beim logistischen Wandel spielen drei Aspekte eine entscheidende Rolle: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und der Faktor Mensch. Die zunehmende Nutzung und Verknüpfung von Daten (Stichwort: Big Data) kann die Entscheidungsprozesse entlang der gesamten Lieferkette wesentlich effizienter machen. So kann man mittlerweile mittels maschinellen Lernens die Eingangsmengen besser prognostizieren und damit auch den logistischen Aufwand entsprechend einplanen. Außerdem kann die Digitalisierung dabei helfen, Mitarbeiter bei Routineprozessen zu unterstützen und damit auch ihre Motivation wesentlich zu erhöhen. Die Arbeitsbedingungen in der Logistik weiter zu verbessern, ist immens wichtig, um den mittlerweile stark ausgeprägten Fachkräftemangel zumindest teilweise zu lindern.

Effizientere und besser planbare Lieferketten sind auch nachhaltiger. Auch die österreichische und europäische Logistikbranche hat sich gemäß UNO- und EU-Vorgaben dazu verpflichtet, langfristig Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Dafür muss die Entwicklung intelligenter und digital gestützter Logistikprozesse vorangetrieben werden: Hohe Volumen- und Gewichtsauslastung sorgt für geringe Treibhausgasemissionen je Einzelsendung. So haben voriges Jahr durchgeführte Tests von Dachser in fünf europäischen Ländern gezeigt, dass der Einsatz von sogenannten Lang-Lkw mit mehr Ladekapazität bei gleichem Gewicht CO2-Einsparungen von bis zu 20 Prozent bringen kann. Auch mehr Bahn- und Binnenschifftransporte zu Containerseehäfen wirken sich auf die Reduktion von schädlichen Treibhausgasemissionen aus. Darüber hinaus muss die Transformation zu fossilfreien Treibstoffen in der Logistik kräftig vorangetrieben werden: Batterieelektrische und Wasserstoff-Brennstoffzellen-elektrische Lkw sind bereits ein Weg in die richtige Richtung. Die Logistikbranche muss diesen Weg durch gezielte Investitionen in Forschung und Entwicklung weiter unterstützen.

Schließlich müssen aber auch die Logistikkunden einen Beitrag zu dieser logistischen Transformation leisten: etwa durch das Buchen von zeitflexiblen Transporten, die eine hohe Auslastung gewährleisten.